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Völlegefühl nach nur wenigen Bissen, Übelkeit, Erbrechen, brennender Schmerz vor oder nach dem Essen. Diese Symptome sind dir nicht fremd? Dann gehörst du vielleicht zu den gut 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, die laut des Robert Koch Institutes im Laufe ihres Lebens wenigstens einmal an einer Magenschleimhautentzündung leiden. Anders als gewöhnliche Magenverstimmungen kann Gastritis unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Folgen führen.

Gastritis: Was ist eine Magenschleimhautentzündung?

Gastritis bezeichnet eine Entzündung der Magenschleimhaut, die akut oder chronisch verlaufen kann. Während akute Gastritis plötzlich auftritt und die meist starken Symptome wie Magenschmerz und Völlegefühl nach kurzer Zeit wieder vergehen, treten bei einer chronischen Gastritis diese Symptome in der Regel langsam auf und haben einen milderen Verlauf, sie können jedoch über Jahre bestehen bleiben und die Lebensqualität der Betroffenen über einen langen Zeitraum stark einschränken.

Unser Magen benötigt Säure, um Nahrungsmittel zu zersetzen, damit deren Nähr- und Inhaltsstoffe später im Darm verwerten werden können, und um schädliche Bakterien abzutöten, die Infektionen auslösen können. Diese Säure wird von Drüsen der Magenschleimhaut produziert.

Da die Magensäure jedoch auch unseren Magen schädigen kann, produziert die Magenschleimhaut gleichzeitig ein Sekret aus Zellen, das die schützende Schleimhaut bildet. Sie reproduziert sich sozusagen selbst. Gastritis entsteht, wenn dieser Prozess aus dem Gleichgewicht gerät und sich unsere Magenschleimhaut entzündet. Denn durch die Entzündung nimmt die Zahl der schützenden Zellen ab und der Magen wird anfällig für die von ihm produzierte Säure. Je länger die Entzündung bestehen bleibt, desto mehr Zellen gehen verloren.

Für gewöhnlich lässt sich eine Magenschleimhautentzündung mit ärztlicher Hilfe gut behandeln, eine unbehandelte Gastritis kann jedoch langfristig zu Magengeschwüren oder im äußersten Fall sogar Magenkrebs führen. Daher sollte vor allem bei wiederkehrenden oder über mehrere Tage anhaltenden Symptomen unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Welche Arten von Gastritis gibt es?

Bei der chronischen Gastritis unterscheidet man drei Typen:

Typ-A-Gastritis ist die sogenannte Autoimmungastritis, bei der körpereigene Zellen die Magenschleimhaut angreifen und zerstören. Sie tritt verstärkt bei Personen mit Vitamin-B12-Mangel oder anderen Autoimmunerkrankungen auf, darunter Hashimoto-Thyreoiditis (eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die sich als Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar macht) und Typ-1-Diabetes.

Typ-B-Gastritis ist die gängigste Form der Gastritis, bei der Helicobater Pylori Bakterien die Magenschleimhaut angreifen.

Typ-C-Gastritis entsteht durch das Einwirken bestimmter chemischer Substanzen wie etwa durch die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln (darunter die sogenannten NSAIDs „non steriodal anti-inflammatory drugs“), also entzündungshemmende Medikamente wie Apsirin, Diclofenac oder auch Ibuprofen.

Auch ein übermäßiger Alkoholkonsum und Zigarettenrauch können ursächlich sein.
In der Regel handelt es sich bei der Gastritis um eine Entzündung der Magenschleimhaut, bei der selteneren sogenannten erosiven Gastritis kann es jedoch zur Zersetzung der Magenschleimhaut und damit zu Magenblutungen und Geschwürbildungen kommen. Anzeichen innerer Blutungen sind schwarzer Stuhl und schwarze Klümpchen im Erbrochenem durch getrocknetes Blut in den Ausscheidungen. Während eine Gastritis nur den Magen betrifft, spricht man von einer Gastroenteritis, wenn sowohl Magen (Gastritis) als auch Darm (Enteritis) betroffen sind. In der Regel zeigt sich diese zusätzlich durch Durchfall und Erbrechen.

Verwechslungsgefahr besteht nicht selten zwischen der Gastritis und dem sogenannten Sodbrennen, das sich meist durch einen brennenden Schmerz in der Brust nach dem Essen oder in der Nacht zeigt. Auch ein säuerlich-bitterer Geschmack im Mund deutet auf Sodbrennen hin, das durch bestimmte Genuss- und Lebensmittel verstärkt wird. Sodbrennen entsteht anders als Gastritis durch eine Fehlfunktion des unteren Schließmuskels der Speiseröhre wodurch Magensäure aus dem Magen nach oben steigen kann. Auch hier sollte je nach Länge und Intensität der Symptome ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Welche Symptome verursacht eine Gastritis?

Klassische Anzeichen einer Magenschleimhautentzündung sind brennender Magenschmerz vor oder nach dem Essen, Völlegefühl bereits nach wenigen Bissen, Appetitlosigkeit, aber auch Übelkeit, Erbrechen oder Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfung. Die Symptome können spontan und intensiv oder dauerhaft und mild verlaufen, bei wiederkehrenden Symptomen sollte spätestens nach einer Woche ein Arzt konsultiert werden.

Blut in Stuhl und Erbrochenem sind Zeichen von Magenblutungen durch erosive Gastritis. Bei diesen und weiteren schweren Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel durch Anämie, Ohnmacht, Nierenversagen oder Verwirrtheit muss sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Magenschleimhautentzündung, Mann schaut sein Essen angewidert an

Mit einer Magenschleimhautentzündung kann Essen zur Qual werden.

Wird eine Gastritis unter ärztlicher Aufsicht behandelt, sind die Heilungschancen sowohl für eine akute als auch chronische Gastritis sehr gut. Bleibt sie unbehandelt, können sich die Zellen der Magenschleimhaut krankhaft verändern, wodurch sich die Gefahr für Magengeschwüre und eine sogenannte Dysplasie erhöht, (einer Fehlentwicklung von Gewebe bis hin zu Krebsvorstufe oder Krebs).

Eine geschädigte Magenschleimhaut stört die normale Verdauung. Nährstoffe werden nicht mehr richtig zerlegt, sodass diese später im Dünndarm nicht mehr aufgenommen werden können. Dadurch kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Langfristig kann diese zu weiteren Erkrankungen führen wie z. B. Nervenstörungen oder Störungen der Blutbildung (Anämie).

Einige mit der Gastritis assoziierten Symptome können auch Hinweis auf andere Krankheiten wie Morbus Crohn, Gallensteine, Reizdarm oder Lebensmittelvergiftung sein. Die Diagnosestellung durch den Arzt ist daher unverzichtbar.

Welche Ursachen hat eine Gastritis?

Ist unsere Magenschleimhaut geschädigt oder angegriffen, ist sie für Folgeschäden durch die aggressiven Magensäfte anfällig. Die Schleimhaut entzündet sich, wir leiden unter Gastritis. Die Gründe für eine Magenschleimhautschädigung sind vielfältig, in gut 90 Prozent der Fälle ist das Bakterium Helicobacter Pylori der Verursacher. Es handelt sich also tatsächlich um eine Infektionskrankheit!

Helicobacter Pylori kommen im menschlichen Magen vor und sind von Mensch zu Mensch über Stuhl, Erbrochenes und Speichel übertragbar. Eine kalifornische Arbeitsgruppe bestätigte 1998 jedoch, dass die Übertragbarkeit nur dann möglich ist, wenn der Betroffene an Durchfall oder Erbrechen leidet, da die Bakterien einen längeren Aufenthalt im Darm-Milieu wie im Rahmen einer normalen Darmpassage ohne forcierte Ausscheidung nicht überleben.

Um eine Ansteckung zu vermeiden, ist eine gute Hygiene essenziell: regelmäßiges gründliches Händewaschen, intensives Waschen aller Nahrungsmittel, das Kochen von rohen Lebensmitteln oder deren Vermeidung und das Desinfizieren der sanitären Einrichtung sind einfache Mittel, um eine Ansteckung mit dem Bakterium zu vermeiden.

Gastritis, Eingeseifte Hände über einem Waschbecken

Um zu verhindern, dass schädliche Bakterien in deinen Magen gelangen, solltest du auf gute Hygiene achten.

Die Gastroenteritis kann hingegen durch eine Vielzahl an Bakterien ausgelöst werden, darunter Yersinia enterocolitica, ein Bakterium, das hauptsächlich in Schweinefleisch zu finden ist. Bakterien wie Staphylococcus aureus und Salmonellen-Arten findet man in Milchprodukten, Eiern und Fleisch.

Shigellen, die oft in Gewässern vorzufinden sind, Campylobater-Bakerien in Fleisch und Geflügel sowie bestimmte Kolibakterien, die sowohl in Rind als auch in Salat vorkommen können, führen ebenfalls zu Infektionen des Magen-Darm-Trakts. Roh zu verzehrende Lebensmittel sollten daher immer gut gewaschen werden oder möglichst nicht roh konsumiert werden. Auch die Einhaltung der Kühlkette ist bei Lebensmitteln wichtig, um Bakterien keine Chance zu geben.

Zu den Risikofaktoren, die eine Gastritis begünstigen, zählen sowohl Lifestyle- als auch Ernährungsgewohnheiten. So können ein übermäßiger Alkoholkonsum, Parasiten, Zigarettenrauch, scharfes Essen, nicht pasteurisierte Milch oder eine ungesunde fettreiche und salzige Ernährung die Symptome verschlimmern.

Zwar steigt das Risiko einer Gastritis auch mit zunehmendem Alter, jedoch sind auch Kleinkinder und Babys anfällig für eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter Pylori. Auch die regelmäßige Einnahme von sogenannten nicht-steroiden entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Aspirin, die die Magenschleimhaut angreifen, erhöhen das Risiko einer Erkrankung.

Aber auch Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen des Verdauungssystems wie Morbus Crohn und Sarkoidose sind Risikofaktoren. Ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor ist Gastritis durch Stress. Sowohl mentaler Stress durch Beruf und Leistungsdruck als auch körperlicher Stress durch Verletzungen, Krankheit und Operationen erhöhen das Risiko einer Erkrankung, da Stress das Immunsystem schwächt.

Was kann die Behandlung einer Gastritis unterstützen?

Typ-A-Gastritis, die Autoimmungastritis, wird oft über eine Ernährungsumstellung behandelt. Bei einer Infektion mit Typ-B-Gastritis durch Helicobacter Pylori oder anderen Bakterien ist häufig eine mehrwöchige Behandlung mit Antibiotika in Kombination mit Magensäureblockern nötig. Im Falle einer Typ-C-Gastritis erfolgt die ärztliche Behandlung über die Reduktion der verursachenden Substanzen wie z. B. NSAIDs, Lifestyle-Veränderungen, z. B. den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten. Auch werden sogenannte Protonenpumpenhemmer (umgangssprachlich Säureblocker genannt) und Histaminblocker genutzt, die die säureproduzierenden Zellen blockieren.

Gastritis, Ältere Dame im Gespräch mit einer Ärztin

Gastritis kann schwere Folgen haben. Zögere also nicht, dich in ärztliche Behandlung zu geben!

Neben einer medikamentösen Behandlung von Gastritis sind je nach zugrunde liegender Ursache der Magenschleimhautentzündung und in Absprache mit dem Arzt verschiedene adjuvante, also begleitende Maßnahmen sinnvoll und hilfreich. Um den Heilungsprozess weiter zu unterstützen wird daher eine säure- und fettarme Ernährung bei Magenschleimhautentzündung empfohlen. Auch können alternative Behandlungsmethoden wie TCM gegen Gastritis den Heilungsprozess unterstützen.

Vor allem bei stressbedingter Gastritis ist es wichtig, das Immunsystem durch Entspannungsübungen wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Meditation zu unterstützen. Auch verschiedene Hausmittel gegen Magenschleimhautentzündung wie selbstgepresster Gemüsesaft können Symptome lindern. Begleitende Maßnahmen sollten immer mit dem Arzt abgesprochen werden, um beispielsweise Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln zu vermeiden.

Gastritis: Ursachen, Symptome und Behandlung

Gastritis hat unterschiedliche Ursachen und Symptome. Zwar ist sie in der Regel gut heilbar, bleibt sie aber unbehandelt, kann sie zu gravierenden gesundheitlichen Folgeschäden führen. Daher muss bei wiederkehrenden oder langanhaltenden Symptomen, die über eine Woche andauern, unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Nur so können andere  Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden. Neben einer medikamentösen Behandlung können begleitenden Maßnahmen hilfreich sein, um den Heilungsprozess zu unterstützen.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team  

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

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