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Eine kurvenreiche Straße, verdorbene Nahrungsmittel oder eine bestehende Schwangerschaft: jeder von uns kennt das flaue Gefühl im Magen, wenn uns Übelkeit überkommt. Nicht selten ist die Übelkeit der erste Vorbote von Erbrechen. Auch wenn du dich dabei richtig elend fühlst, Übelkeit ist meist nicht wirklich gefährlich, sondern ein Schutzmechanismus deines Körpers. Aber warum kommt es eigentlich zu Übelkeit und was kann dir das flaue Gefühl im Magen zeigen? Erfahre hier, was hinter deiner Übelkeit stecken kann und was du dagegen tun kannst.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was du über Übelkeit wissen solltest

  • Was Übelkeit verursachen kann

  • Was dir bei Übelkeit hilft

  • Welche Hausmittel und Medikamente sinnvoll sind

  • Wann du bei Übelkeit zum Arzt gehen solltest

Was kann starke Übelkeit verursachen?

Warum wird dir übel?

Übelkeit – auch als Nausea bezeichnet - kennt jeder von uns und ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Begleitsymptom. Meist merkst du in der Magengegend ein flaues Gefühl, das häufig mit Schwitzen oder einem erhöhten Speichelfluss einhergeht. Wenn dann noch Schwindel, Bauchkrämpfe und Brechreiz dazu kommen, dauert es meist nicht mehr lang bis zum ersten Toilettenbesuch.

Allerdings kommt es bei Übelkeit nicht immer auch zum Erbrechen, welches medizinisch als Vomitus oder Emesis bezeichnet wird. Oft verschwindet das unangenehme Gefühl einfach wieder und es geht dir schnell wieder besser.

Ob du dich übergeben musst, hängt von der Reizung des sogenannten Brechzentrums (Area postrema) im Gehirn ab und ist ein komplizierter Prozess, an dem eine Reihe von Organen, Muskeln und Nerven beteiligt sind. Das Brechzentrum fungiert dabei als Schaltzentrale und koordiniert diesen Vorgang. Es besteht aus einem komplexen Netzwerk aus Nervenzellen im unteren Bereich des Hirnstammes, der Medulla oblongata, und löst entweder Übelkeit oder - bei stärkerer Stimulation – Erbrechen aus.

Um zu wissen, was in deinem Körper passiert, steht das Brechzentrum mit unterschiedlichen Bereichen in deinem Körper in Verbindung. Kleinhirn, Großhirn und andere Organe können Signale senden und das Brechzentrum aktivieren. So können zum Beispiel Messfühler in deinem Darm erkennen, wenn ein Giftstoff in deinen Körper gelangt ist und dem Gehirn den Befehl zum Erbrechen erteilen. Und das ist auch gut so, denn so werden die nicht willkommenen Stoffe, wie zu viel Alkohol, ungenießbare Lebensmittel oder Bakteriengifte, wieder aus deinem Körper hinausbefördert. Was für dich also unangenehm und lästig ist, ist ein sinnvolles Warnsignal deines Körpers.

Was dein Ohr mit Übelkeit zu tun hat

Nausea leitet sich von dem griechischen Wort für Seekrankheit „nausia“ ab, denn schon damals war sie ein treuer Begleiter der Seeleute. Nausea entsteht, wenn Lymphflüssigkeit in den Bogengängen des Innenohrs die Schiffsbewegung registriert. Unsere Sinneseindrücke erwarten dann Wasserbewegung und Horizont und geraten in Schieflage, wenn wir dann zum Beispiel nur einen unbewegten Innenraum wie Schiffsplanken unter Deck sehen.

Übelkeit – nicht immer harmlos!

Gelegentliche Übelkeit ist in der Regel harmlos und kann meist recht schnell auf eine Ursache zurückgeführt werden. Häufig steckt eine Infektion des Magen-Darm-Traktes oder eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) dahinter. In diesen Fällen geht es dir oft nach kurzer Zeit wieder besser. Aber auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Fructose- oder Lactoseintoleranz können zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes mit einhergehender Übelkeit führen. 

Weitere häufige Ursachen, die zu Übelkeit führen können, sind:

  • eine bestehende Schwangerschaft
  • die Periode der Frau
  • Vergiftungen durch Alkohol
  • Reizdarmsyndrom oder Reizmagen
  • Migräne
  • Sonnenstich
  • Reizung des Okzipitalnervs am Hinterkopf durch Nackenverspannung
  • Nervosität
  • verdorbenes Essen
  • Ekelgefühl
  • Stress
  • bestimmte Medikamente wie Chemotherapeutika

Es ist also nicht immer sofort erforderlich, einen Arzt aufzusuchen, wenn dir mal übel ist. 

In einigen Fällen solltest du Übelkeit aber unbedingt ärztlich abklären

Dazu gehört lang andauernde Übelkeit über ein paar Tage, auch wenn diese nur leicht ist. Auch bei plötzlich auftretender Übelkeit begleitet von heftigem Erbrechen und Fieber ist der Gang zu einem Arzt Pflicht. Im schlimmsten Fall kann es nämlich lebensbedrohlich werden, wenn dein Körper durch starkes oder häufiges Erbrechen zu dehydrieren droht, also zu viel Flüssigkeit und Elektrolyte zu verliert.

Frau schaut auf ihr Fieberthermometer und hält sich die Stirn.

Leidest du während deiner Übelkeit auch unter Fieber, solltest du umgehend deinen Arzt aufsuchen.

Auch Magenreizungen und Magengeschwüre können Übelkeit hervorrufen. Häufigste Ursache dafür ist eine Infektion deines Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori, das bei 75 Prozent der Patienten nachgewiesen werden kann. Der Keim kann bestimmte Substanzen, wie Phospholipasen und Zytotoxine produzieren, die deine Schleimhaut angreifen und so Übelkeit hervorrufen.

Wenn Fischen übel wird

Reiseübelkeit, die sogenannte Kinetose, wird durch Bewegungsreize des Gleichgewichtssinnes verursacht. Neben der bekannten Seekrankheit unterscheiden Experten zudem noch zwischen Landkrankheit, Flugkrankheit und Raumkrankheit. Die Letztere erleben Astronauten im All, ausgelöst durch die Schwerelosigkeit. Frauen sind durch ihren Hormonhaushalt deutlich häufiger von Reiseübelkeit betroffen als Männer. Aber auch Tiere können reisekrank werden. So kann zum Beispiel Fischen beim Transportieren im schwankenden Aquarium ebenfalls übel werden.

Was hilft gegen Übelkeit?

Was kannst du selbst gegen Übelkeit tun?

In den meisten Fällen klingt deine Übelkeit von alleine wieder ab und ist nicht besorgniserregend. Wenn Du die Ursache deiner Übelkeit kennst, kannst du selbst einiges tun, um die Auslöser zu vermeiden und deine Beschwerden zu lindern. Häufig empfiehlt sich dann eine symptomatische Behandlung der Beschwerden mit verschiedenen Hausmitteln und anderen einfachen Mitteln.

Grundsätzlich solltest du deinem Körper Ruhe gönnen, denn Übelkeit zeigt dir immer, dass etwas nicht stimmt und dass dein Körper Zeit zur Regeneration benötigt. Viel Schlaf, Entspannungsübungen oder Meditationsübungen, alles was dir hilft, um Stress abzubauen und zu entspannen, sollte jetzt an erster Stelle stehen.

Tee, Suppen und Brei - Omas Apotheke gegen Übelkeit

Wenn dein Magen es dir bereits erlaubt, solltest du milde Kräutertees trinken, denn diese beruhigen nicht nur den gestressten Magen-Darm-Trakt, sondern sorgen zudem für viel Flüssigkeit, die für deine Genesung wichtig ist. Kleine Schlucke helfen dir, die zugeführte Flüssigkeit bei dir zu behalten.

Bewährt haben sich zum Beispiel Kamillen- oder Pfefferminztees. Auch frisch zubereiteter Tee aus der Ingwerwurzel kann bei Übelkeit helfen. Denn im Ingwerwurzelstock kommen ätherische Öle vor, deren Inhaltsstoffe vermutlich an dieselben Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt binden, welche für das Auslösen von Übelkeit und Erbrechen verantwortlich sind. Aber Vorsicht: bei empfindlichen Magen solltest Du lieber auf Ingwer verzichten, denn die enthaltenen Scharfstoffe lösen eine vermehrte Produktion von Magensäure aus, die dann wiederum zu Sodbrennen und Magenschmerzen führen kann. Auch Brühe ist sinnvoll zum Ausgleich deines Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes.

Glastasse mit Kamillentee und Kamillenblüten.

Bei Übelkeit kann Kamillentee helfen, deinen gestressten Magen-Darm-Trakt zu beruhigen.

Generell sollte der Genuss von Nikotin, Koffein und Alkohol bei Übelkeit tabu sein, denn dies sind Giftstoffe, die deinen Magen zusätzlich reizen. Der Verzicht auf allzu fettige, scharfe, bittere, saure oder stark gewürzte Speisen kann dir zudem helfen, deinen Magen zu schonen. 

Sobald sich deine Übelkeit bessert, solltest du mit leicht verdaulichen Speisen wie Haferschleim, der beruhigend auf deine Magenschleimhaut wirkt und Verdauungsprozesse fördert, oder auch Zwieback starten. Auch Möhrensuppe und geriebener Apfel sind altbekannte Hausmittel aus Omas Apotheke, die bei Übelkeit und Erbrechen ihre Berechtigung haben. Denn sie enthalten viele Ballaststoffe, die Giftstoffe binden und so deinem Körper bei der Ausschleusung der Übeltäter helfen können.

Sanfter Druck gegen Übelkeit

Die Traditionelle Chinesische Medizin und die klassische Akupunktur sehen Übelkeit und Erbrechen übrigens als „rebellierendes Magen-Qi“. Studien zu Akupunktur und Akupressur stützen sich in den meisten Fällen auf die Anwendung des Akupunkturpunktes Pc-6 nèi guān, den sechsten Punkt auf der sogenannten Perikard-Leitbahn. Zur Linderung von Übelkeit kannst Du entweder 1 Minute lang auf den Pc-6 drücken oder ein sogenanntes Armband gegen Übelkeit tragen, welches das Drücken für Dich übernimmt. Dabei soll Pc-6 soll harmonisierend auf den Magen einwirken.

Medikamente gegen Übelkeit

Wenn deine Übelkeit trotz Verzicht auf Genussmittel, Anwendung guter alter Hausmittel oder nach Veränderungen von Alltagsgewohnheiten weiter besteht, stehen dir unterschiedliche medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung.

Wenn du den Grund deiner Übelkeit kennst, kannst du gezielt nach einem geeigneten Präparat für dich Ausschau halten. Denn die Palette an Möglichkeiten ist groß: sie reicht über alternative Präparate wie Naturheilmittel, Homöopathika und andere rezeptfreie Arzneimittel bis hin zu verschreibungspflichtigen Medikamenten bei stärkeren Beschwerden.

Damit du auch sicher das richtige Produkt für dich findest, kannst du zwischen unterschiedlichen Darreichungsformen wie Tabletten, Zäpfchen, Pflaster, Tropfen oder Tinkturen wählen, über die dich dein Arzt oder Apotheker beraten sollte.

Frau lässt sich von ihrer Ärztin über ein Medikament beraten.

Um wirklich das richtige Produkt für dich zu finden, solltest du dich von deinem Arzt oder Apotheker beraten lassen.
Gegen Übelkeit und Erbrechen stehen dir sogenannte Antiemetika, also Brechreiz-stillende Mittel, zur Verfügung. Sie greifen überwiegend als Gegenspieler bestimmter Rezeptoren in die Signalübertragung unterschiedlicher Signalwege ein.

Dimenhydrinat und Diphenhydramin zum Beispiel gehören zur Gruppe der sogenannten H1-Antihistaminika und helfen dir bei Reise- und Schwangerschaftsübelkeit. Aber Vorsicht! Durch eine Blockade der H1-Rezeptoren können dich Produkte mit diesen Wirkstoffen müde machen. Autofahren und andere wichtige Aufgaben solltest du nach der Einnahme daher auf später verschieben. Diese Mittel kannst du bereits 30 Minuten vor dem Start deiner Reise einnehmen, damit einer entspannten Fahrt Nichts im Wege steht.

Zu den Antiemetika zählen zudem sogenannte Prokinetika, also Mittel zur Steigerung deiner Magen- und Darmmotilität, wie Metoclopramid (MCP) und Domperidon. Diese Substanzen sind sogenannte Dopaminantagonisten und blockieren D2-Rezeptoren. Wenn du unter Migräneattacken mit Übelkeit und Erbrechen leidest, ist Metoclopramid in Tropfenform sehr gut geeignet. Auch die durch Krebsmedikamente verursachte Übelkeit wird oft durch Prokinetika oder auch durch Glukokortikoide wie Kortison behandelt. Alle diese Wirkstoffe sind rezeptpflichtig und werden dir daher nach entsprechender Untersuchung von einem Arzt verschrieben.

Bei starker Übelkeit und Brechreiz ist oft sogar der Einsatz von Zäpfchen, Spritzen oder Infusionen notwendig, damit das Medikament nicht durch erneutes Erbrechen wieder hinausbefördert wird. Alle diese Medikamente haben in der Regel gewisse Nebenwirkungen - daher ist es um so wichtiger, der Ursache deiner Übelkeit wirklich auf den Grund zu gehen, um sie richtig zu behandeln.

Medikamente gegen Übelkeit: Über die sinnvolle Einnahme von Tabletten, Tropfen und Co

Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten Allgemeinsymptomen und stellen keine eigenständige Krankheit dar. In vielen Fällen klingt die Übelkeit von alleine wieder ab und kann selbst mit einfachen Mitteln behandelt werden. Wenn dich Übelkeit aber regelmäßig plagt, lange andauert oder plötzlich auftritt und von heftigem Erbrechen begleitet wird, solltest du allerdings einen Arzt aufsuchen.

Denn Übelkeit ist immer ein Warnsignal deines Körpers und die Behandlung sollte daher idealerweise auf die entsprechende Ursache abgestimmt werden. Neben verschiedenen Hausmitteln stehen alternative Heilmittel, rezeptfreie und rezeptpflichtige Medikamente zur Verfügung, so dass dich dein Arzt und Apotheker auf deine Situation zugeschnitten, beraten können.

Solltest du besonders oft während oder nach der Nahrungsaufnahme unter einem flauen Magen leiden, empfehlen wir dir unseren Artikel Übelkeit nach dem Essen.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Dr Silke Nahde  

Dr. Silke Nahde ist promovierte Mikrobiologin, war als Fachreferentin Zentrales Nervensystem beim Arzneimittelhersteller AstraZeneca tätig und leitete interne sowie externe medizinische Trainings für das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline Consumer Healthcare. Sie unterstützt Digestio seit dem Launch als Stammautorin.

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