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Eine Pflanze, die beim Abnehmen helfen kann? Die Mariendistel kann als pflanzliches Arzneimittel bei verschiedenen Beschwerden angewendet werden. Immer wieder hört und liest man, dass sie auch bei einer Gewichtsreduktion helfen kann. Ob das stimmt, erfährst du hier.
Warum soll die Mariendistel beim Abnehmen helfen?
Die Mariendistel ist eine stachelige Pflanze mit lila Blüten. Sie ist unter dem lateinischen Namen Silybum marianum bekannt und wird hierzulande auch als Donnerdistel, Fieberdistel oder Frauendistel bezeichnet.
Die Pflanze stammt ursprünglich aus trockenen Gebieten des Mittelmeerraums, wird jedoch heutzutage auch in Deutschland angebaut. Seit Tausenden von Jahren wird den Früchten der Mariendistel bzw. der darin enthaltenen Substanz Silymarin eine positive Wirkung nachgesagt. Sie können in gemahlener Form, als Öl, als fertige Präparate oder in Form von Tee eingenommen werden.
Die Einsatzgebiete der Mariendistel
Die Mariendistelfrüchte werden in der traditionellen Medizin bei Leber- und Gallenblasenerkrankungen, zur Förderung der Muttermilchproduktion und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs eingesetzt. Zudem soll laut diesen traditionellen Ansätzen eine prophylaktische Mariendistel-Einnahme die Leber vor Schlangengift, dem Gift des Knollenblätterpilzes, Alkohol und anderen Umweltgiften schützen. Immer wieder wird der Mariendistel zudem eine unterstützende Funktion beim Abnehmen nachgesagt. Viele dieser Hypothesen sind jedoch nicht wissenschaftlich fundiert.
Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) hat Mariendistelfrüchte als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Demnach können sie bei Verdauungsproblemen, Völlegefühl und zur Unterstützung der Leberfunktion angewendet werden.
Die Einnahme ist für einen längerfristigen Zeitraum geeignet und vorgesehen, um beispielsweise dauerhaft bestimmte Beschwerden zu lindern. Bevor allerdings wegen bestimmter Symptome zur Mariendistel gegriffen wird, sollte ein Arzt konsultiert werden, um ernstzunehmende Erkrankungen auszuschließen. Pflanzliche Arzneimittel reichen bei bestimmten Krankheitsbildern zur Behandlung nicht aus. Unter Umständen können sie eine Therapie mit pharmazeutischen Arzneimitteln – nach Absprache mit dem behandelnden Arzt – jedoch unterstützen.
Positive Effekte, die beim Abnehmen helfen können
Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass die Mariendistel eine Gewichtsabnahme begünstigen kann. Die Pflanze kann aller Voraussicht nach weder die Fettverbrennung ankurbeln noch den Appetit reduzieren.
Die Wirkung auf die Leber erklärt man sich so: Die Bitterstoffe der Mariendistel sind cholagog – das bedeutet, sie regen die Galle an, mehr Gallensäfte abzugeben. Gallensäfte helfen den Verdauungsenzymen, vor allem Fette aus der Nahrung leichter zu spalten. Wenn die Galle mehr Gallensäfte abgibt, dann wird auch die Leber dazu angeregt, mehr Gallensaft zu produzieren.
Die Gallensäfte wiederum entstehen aus Cholesterin und Fetten aus dem Blut. Bei der Bildung von Gallensäuren wird also indirekt dem Blut Cholesterin entzogen. Der Abbau von Blutfetten wie Cholesterin und die bessere Verdauung von Fett führen jedoch nicht gleichzeitig zu einer besseren Verbrennung des Körperfetts.
Durch die oben beschriebene cholagoge Wirkung kann die Mariendistel jedoch gut die Verdauung unterstützen. Ein Völlegefühl nach Mahlzeiten, welches sich nicht selten über mehrere Stunden hinzieht, führt bei vielen Menschen zu Trägheit und fehlender Motivation sich zu bewegen. Möglicherweise kann durch die Einnahme eines entsprechenden Präparates dieses subjektive Wahrnehmen verbessert werden, sodass der Antrieb zur körperlichen Betätigung steigt.
Da Bewegung und Aktivität enorm wichtig für einen gesunden Stoffwechsel sind, kann die Mariendistel also möglicherweise indirekt zu einem Abnehmerfolg beitragen. Die alleinige Einnahme eines entsprechenden Präparates wird jedoch keine Wunder bewirken.
Mariendistel zum Abnehmen: Worauf muss ich bei der Einnahme achten?
Wer die positiven Eigenschaften der Mariendistel für sich nutzen möchte, hat zunächst die Wahl zwischen den verschiedenen Darreichungsformen. Beliebt auf dem Markt sind Mariendistelsamen in gemahlener Form, Mariendistelöl und Mariendistelkapseln. Vorteil der Kapseln, die in der Regel den arzneilich wirksamen Extrakt der Mariendistelfrüchte enthalten, ist, dass die Dosis des Sylimarins hier relativ genau angegeben ist. Als pflanzliches Arzneimittel ist dies die gängigste Darreichungsform.
Die empfohlene Dosierung von Silymarin in Kapselform beträgt je nach Präparat im Schnitt zwischen 200 und 420 mg Silymarin pro Tag. Generell sollte man die Angaben zur empfohlenen Tageszufuhr auf der Verpackung des Präparates beachten. Bei stärkeren Beschwerden sollte in jedem Falle ein Arzt die genaue Dosis sowie die Zeitpunkte der Einnahme festlegen.
Das Öl und die gemahlenen Samen können hingegen eher bei leichten Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Sie enthalten deutlich weniger Silymarin als Kapseln und sollten ebenfalls entsprechend der Angaben auf der Verpackung eingenommen werden. Auch Tees können aus der Mariendistel zubereitet werden, wenngleich diese nicht unbedingt geschmacklich herausragen. Zudem ist der Gehalt an Silymarin in Tees aus Mariendistelfrüchten extrem gering.
Verträglichkeit und Nebenwirkungen
Generell ist bekannt, dass Mariendistelsamen und deren Extrakte gut vertragen werden. Mögliche Nebenwirkungen von Mariendistel sind insbesondere bei Allergikern zu erwarten, die generell auf Korbblütler reagieren. Die Mariendistel gehört dieser Familie an. In Einzelfällen kann es zudem zu leichten Nebenwirkungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes kommen. Durchfall und eine leicht abführende Wirkung sind möglich. Ist dies der Fall oder treten andere Auffälligkeiten nach der Einnahme auf, dann sollte die Dosis verringert oder die Einnahme gestoppt und gegebenenfalls ein Arzt zur Rate gezogen werden.
Wenn du mit der Mariendistel abnehmen möchtest, solltest du jedoch unbedingt beachten, dass die alleinige Einnahme von Präparaten dieser Pflanze keine Erfolge liefern wird, sofern keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Für eine Gewichtsreduktion ist es unerlässlich, dass ein Kaloriendefizit vorliegt. Das heißt, dass weniger Energie in Form von Kalorien gegessen als verbraucht werden muss.
Um das Gewicht dann auch dauerhaft im Griff halten zu können, ist vor allem eine langfristige Ernährungsumstellung hin zu vielen frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln unerlässlich. Genauso wichtig ist regelmäßige, am besten tägliche, Bewegung.
Abnehmen mit Mariendistel: Kann sie die Diät unterstützen?
Die Mariendistel ist als pflanzliches Arzneimittel zugelassen, um insbesondere die Funktion der Leber zu unterstützen und kann daher bei Verdauungsproblemen Linderung verschaffen. Möglicherweise kann die Mariendistel dadurch bei einigen Menschen indirekt zur Gewichtsreduktion beitragen.
Bei Trägheit nach einem opulenten Essen bleibt man möglicherweise lieber auf dem Sofa liegen anstatt sich zu bewegen. Wenn die Einnahme eines Mariendistelpräparates nun die Verdauung ankurbelt, ist es möglich, dass dadurch ein besseres Wohlbefinden und ein aktiverer Lebensstil erreicht werden. Jedoch sollte man es mit der Dosierung nicht übertreiben und bei spürbaren Nebenwirkungen entweder die Dosis reduzieren oder die Einnahme abbrechen.
Ein Wunderpräparat zum Abnehmen ist die Mariendistel dennoch kaum – die Fettpölsterchen werden allein durch die Einnahme nicht automatisch schmelzen. Wer abnehmen möchte, sollte sich darüber bewusst sein, dass für eine Gewichtsreduktion einzig eine negative Kalorienbilanz ausschlaggebend ist. Um dies zu erreichen müssen weniger Kalorien über die Nahrung aufgenommen als durch Grundfunktionen des Körpers und zusätzliche Aktivitäten verbraucht werden.
Mariendistel-Info: Abnehmen mit der Mariendistel
Healthline: 7 Science-Based Benefits of Milk Thistle
Medical News Today: What are the benefits of milk thistle?
Mayo Clinic: Milk thistle
National Center for Complementary and Integrative Health: Milk Thistle
Healthista: 30 weight loss tips in 30 days – #26 Milk thistle
Yu Guo et al.: Silymarin improved diet-induced liver damage and insulin resistance by decreasing inflammation in mice (Pharmaceutical Biology, 2016)
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Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Nicole Pilch
Nicole Pilch hat einen Master of Science in Biotechnologie mit dem Schwerpunkt Medizin und war wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stoffwechselforschung. Danach arbeitete sie beim Produktforschungsunternehmen NSF International im Bereich der Lebensmittelanalytik, wo sie die Lebensmittelqualität beurteilte und für Kunden Texte erstellte und übersetzte. Als Redakteurin für Digestio befasst sie sich insbesondere mit ganzheitlichen Gesundheitskonzepten.
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