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Cortison erfüllt eine wichtige Funktion im menschlichen Körper und hilft bei einigen Krankheiten. Dennoch haftet dem Hormon ein schlechter Ruf an, da es unter gewissen Umständen zu Übergewicht führen kann. Doch wie berechtigt sind die Vorwürfe? Und wie kann man trotz Cortison abnehmen? Die Antworten gibt's hier.

In diesem Text erfährst du:

  • Warum und wie man trotz Cortison abnehmen kann.
  • Was Cortison ist.
  • Wie die richtige Cortisonbehandlung und -einnahme abläuft.

Was ist Cortison und wie wirkt es?

Den Begriff „Cortison“ kennt so ziemlich jeder mittlerweile und er wurde viele Jahre negativ belastet. Doch was ist Cortison überhaupt und warum brauchen wir es?

Was man umgangssprachlich als Cortison bezeichnet, ist ein Hormon, das unser Körper in der Nebennierenrinde produziert. Die Eigenschaft des Hormons, Entzündungen zu beeinflussen wird in der Medizin bei der Behandlung von Entzündungen genutzt.

In Arzneimitteln wird in der Regel nicht das Cortisol selbst eingesetzt, sondern chemische Verbindungen, die dem natürlichen Molekül ähneln, jedoch auf unterschiedliche Art modifiziert wurden. Die chemischen Modifikationen bestimmen einerseits die Stärke der Wirkung und auch, wie sie eingesetzt werden können.

Die wichtigste Rolle im Körper ist eine besondere chemische Form des Cortisons, nämlich das Cortisol. Genau genommen handelt es sich um ein Glococorticoidhormon. Cortison bzw. das Cortisol übernimmt wichtige Regelfunktionen im Körper. Besonders wichtig ist die Rolle im Immunsystem, da es hier Entzündungen bekämpft. Es ist aber auch ein Stresshormon. Bei Stress produziert unser Körper vermehrt Cortisol.

Das entzündungshemmende Cortison ist ein Steroidhormon, das von den Nebennieren aus dem Vorläufermolekül Cholesterin hergestellt wird. Die Sexualhormone Östrogen und Testosteron sind übrigens auch Steroidhormone.

Cortison abgefüllt in Fläschchen und in Tablettenform

Cortison gibt es in vielen verschiedenen Formen. Nur manche davon werden tatsächlich mit Gewichtszunahme in Verbindung gebracht.

Dieses Hormon ist lebenswichtig für den menschlichen Körper. Seit seiner Entdeckung arbeiten Wissenschaftlicher immer weiter an der Entwicklung neuer therapeutisch einsetzbarer synthetischer Corticosteroide. Üblicherweise spricht man dabei von „Steroiden“ oder einfach von „Cortison“.

Steroide sind die klassischen Entzündungshemmer. Neben den Steroiden gibt es noch weitere Substanzen mit entzündungshemmender Wirkung. Dazu zählen einige bekannte schmerzstillende Wirkstoffe wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac. Ihr Wirkungsmechanismus unterschiedet sich von der des Cortisons, daher nennen man diese Wirkstoffe nicht-steroidale Entzündungshemmer.

Cortison hat den Vorteil, dass es schnell wirkt und nicht gleich wieder ausgeschieden wird wie die entzündungshemmenden Mittel wie Ibuprofen und Co. Man sollte jedoch nicht die Steroide mit den Mitteln einiger Sportler verwechseln, die Steroide einnehmen, um ihre Leistung zu verbessern. Diese Steroide, die z. B. beim Doping genutzt werden, sind in der Regel Substanzen, die den Sexualhormonen, meist dem Testosteron, in ihrer Wirkung ähneln.

Cortison ist sowohl entzündungshemmend, als auch immunsuppressiv. Es bedeutet, dass es die Aktivität eigenen Immunsystems verringert.

Aus diesem Grund wird Cortison zur Behandlung vieler verschiedener Erkrankungen wie Rheuma, Asthma, Heuschnupfen, Nesselsucht, Lupus, entzündete Sehnen, Gelenke, Muskeln, entzündliche Darmerkrankung (IBD), MS (Multiple Sklerose) allergische Erkrankungen wie Hautausschläge und klassische Allergien eingesetzt.

Cortison kann auf unterschiedliche Art und Weise angewendet werden:

  • Innerliche, also systemische Anwendung als Tabletten, Kapseln oder Säfte helfen bei Entzündungen und Schmerzen
  • Lokale Anwendung auf entzündeten Schleimhäuten zur Inhalation, als Mund- und Nasensprays bei Erkrankungen wie Asthma oder Allergien
  • Lokale Anwendung in Form von Salben, Gele, Lotionen und Cremes bei Hauterkrankungen
  • Injektion (manchmal kombiniert mit einem Lokalanästhetikum) bei gezielten Behandlungen von Blutgefäßen, Muskeln und Gelenken.

Auch natürliches Cortisol kann dick machen

Wie wir ja inzwischen wissen, ist Cortison auch ein Stresshormon. Es wird freigesetzt, wenn wir uns extrem gestresst fühlen. Man nennt es auch Flucht- und Kampfhormon. Aus der Historie heraus war es für die Jäger und Verteidiger wichtig. Unsere Vorfahren brauchten eben einen heftigen Energieschub, um beispielsweise vor einem Tier schnell flüchten zu können oder bei einem Kampf leistungsfähig zu sein.

Auch wenn wir heute meistens nicht vor einem Säbelzahntiger flüchten, Stress haben wir dennoch durch Arbeit, Kindererziehung, Straßenverkehr, Lärm etc. Übrigens waren auch unsere Vorfahren dauergestresst! Allerdings litten sie weniger unter Lärm und einem unaufhörlichen Handy, sondern sie litten dauerhaft unter Hunger und dem Druck, Nahrung zu beschaffen, sie waren Wetter- und Jahreszeiteinflüssen schutzlos ausgeliefert und litten massiv an Infektionskrankheiten und unter Parasiten. Aufgrund der sehr geringen Lebenserwartung, haben unsere Vorfahren jedoch von den dauerhaften negativen Einflüssen auf die Gesundheit nichts mitbekommen.

Bei unserem heutigen Lebensziel spüren wir aber deutlich die Auswirkungen von Dauerstress und des dauerhaft hohen Cortisonspiegels: Diabetes, hoher Blutdruck und Übergewicht. Ein anhaltender Anstieg des Cortisolspiegels führt vor allem auch zu Bauchfett. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren leiden wir in der Regel nicht mehr unter Hunger. Im Gegenteil: In den Industrieländern gibt es eine Überversorgung mit sicheren Lebensmitteln. Dazu gehört auch die sogenannte „Western Diet“, die sich durch einen hohen Zucker-, Fett- und Salzgehalt auszeichnet.

Viele Schüsseln voll süßer, salziger und fettiger Snacks

Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt, wird auch ohne Cortison dick.

Das Schlimme ist:  Zucker ist sozusagen die Energie, wonach unser Körper schreit, wenn er sich gestresst fühlt. Aus diesem Grunde sehnen wir uns dann nach Kohlenhydraten und natürlich Zucker. Da Bauchfett auch dazu neigt, den Cortisolspiegel zu erhöhen, kann dies zu einem Teufelskreis und einem ungesunden Zyklus führen.

Warum man durch Cortison zunimmt

Wie alle Arzneimittel, hat auch Cortison, (bzw. die therapeutisch eingesetzten Corticosteroide) Nebenwirkungen. Eine häufige Nebenwirkung der Behandlung mit Cortison ist eine Steigerung des Appetits. Viele sehnen sich nahezu nach zucker- und fettreichen Lebensmitteln. Was dann natürlich dazu führt, dass die Kalorienzufuhr sich steigert und man dann an Gewicht zunimmt.

Doch nicht jede Anwendung von Cortison führt zwangsläufig zur Gewichtszunahme. Tatsächlich ist diese Nebenwirkung typisch für die systemische Einnahme, d.h., bei oraler Einnahme von Tabletten, Kapseln oder aber wenn Cortison ins Blut gespritzt wird. Die Endokrinologin und Dozentin der UQ, Dr. Moe Thuzar, von der Universität Queensland in Australien und ihre Kollegen haben festgestellt, dass die regelmäßige Verwendung von Steroiden die Funktion von braunem Fett - dem energieverbrennenden Fett beim Menschen - unterdrückt. Doch was ist überhaupt braunes Fett?

Wir Menschen haben zwei Arten von Fett: weißes Fett, das Energie speichert; und braunes Fett, das Energie verbrennt. Es wirkt ein bisschen wie ein Wärmeerzeuger, der dazu führt, den Körper zu wärmen. Das führt also dazu, dass nur das weiße Fett gespeichert wird, aber nicht verbrannt wird.

Die Gewichtszunahme hängt allerdings auch davon ab, wie lange das Medikament eingenommen wird, sagt Dr. Rudolph Bedford, Gastroenterologe am Gesundheitszentrum von Providence Saint John in Santa Monica, Kalifornien. Je länger man z.B. Prednison einnimmt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man an Gewicht zunimmt.

Ein im Dezember 2013 im Journal of Pharmacology & Pharmacotherapeutics veröffentlichter Bericht besagt, dass 70 Prozent der Patienten, die Kortikosteroide einnehmen, einen gesteigerten Appetit melden.

Prednison verursacht auch Flüssigkeitsretention. Das führt häufig an Händen, Beinen und Füßen sowie am Gesicht zu Schwellungen. Wenn dann auch noch der normale Schlaf-Wach-Zyklus gestört wird, dann führt das zu einer weiteren Störung des Hormonhaushaltes.

Da die systemisch eingesetzten Cortisone nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch den Sexualhormonen ähneln, kann es neben der Gewichtszunahme und Wassereinlagerung auch zur Umverteilung der Fetteinlagerungen im Körper kommen. Statt an den Hüften und den Oberschenkeln haben Patienten, die lange Zeit Cortisontablemmen schlucken, häufig mehr Bauchfett und Fetteinlagerungen im Hals- und Nackenbereich.

Die Wahrscheinlichkeit, Übergewicht bei der systemischen Anwendung von Cortison zu entwickeln ist also abhängig von der Länge der Anwendung, von der eingesetzten Verbindung und natürlich von der Ernährung.

Die lokale Anwendung von Cortison, z. B. in Form von Sprays gegen Asthma oder Heuschnupfen, in Form von Cremes, Gels und Salben zur Anwendung auf der Haut und selbst die Anwendung durch Spritzen in entzündete Gelenke führt in der Regel nicht zur Gewichtszunahme.

Tipps, wie man trotz Cortison abnimmt

Je mehr Mahlzeiten man isst, desto mehr Kalorien kann man zunehmen. Lieber versuchen auf zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag zu reduzieren. Ganz wichtig ist auch ein kontrolliertes und bewusstes Essen. Der Griff in den Kühlschrank, sich mal eben einen Käse, ein Stück Schokolade oder die Reste vom Vortag zwischendurch herauszunehmen, führen zu unkontrolliertem Essen. Man vergisst, was man eigentlich gerade gegessen hat.

Wer Heißhunger auf was Süßes verspürt, kann diese Varianten ausprobieren:

  • Obstspieße statt Gummibären
  • Popcorn aus der Pfanne ohne Öl und mit Salz statt Zucker
  • Fettarmer Naturjoghurt mit frischen Beeren statt gesüßtem Fruchtjoghurt
  • Reiscracker mit einem bisschen Marmelade statt Cookies
  • Gegrillter Maiskolben zum Knabbern statt Erdnussflips
  • Gemüsepfanne mit Parmesankäsehobeln statt Sahnesoße
  • Statt fertige Limos, lieber selbst eine mit frischen Limetten, frischer Minze und Ingwer und ohne Zucker herstellen.

Um Wassereinlagerungen im Körper zu reduzieren, kann man auch Orangen, Spinat, Kohl, Tomaten und Bananen essen. Sie liefern viel Kalium, das den Wasserhaushalt regelt.

Man sollte vor allem versuchen, auf verarbeitete Lebensmittel wie Konserven, Menüs, Fertiggerichte und Speisen, die Süßstoffe enthalten, zu verzichten.

Ein weiterer wichtiger Punkt, um das Abnehmen zu beschleunigen und sich gesund zu halten, ist Sport. Sport ist nicht nur gut um Pfunde zu verlieren. Sport ist für viele Dinge gut. Was wir alle wissen ist, dass Sport natürlich gut für die Herz- Kreislauf Gefäße wichtig ist. Es stärkt unser Immunsystem. Die Muskulatur und die Knochen bauen an Festigkeit auf. Muskeln verbrauchen mehr Energie als Fett. Schöner Nebeneffekt ist dann, dass ein muskulöser Körper sogar im Ruhezustand mehr Fett verbraucht.

Einige Personen machen Yoga

Egal, ob mit Cortison oder nicht: Ohne ausreichend Bewegung ist langfristiges Abnehmen kaum möglich.

Doch Bewegung kann weitaus mehr. Als Antistressprogramm wirkt Sport positiv auf das seelische Wohlbefinden. Tatsächlich können schon ein paar Minuten Bewegung an frischer Luft, den Cortisonspiegel senken. Man fühlt sich besser, attraktiver und gesünder.

Bewegung wird sogar bei vielen psychischen Krankheiten (wie Depression) eingesetzt. Das Beste daran ist: es müssen keinesfalls sportliche Höchstleistungen sein. Man muss einfach ausprobieren, was einem besonders viel Spaß bereitet. Ob du dich gern mehrmals pro Woche auspowern willst oder ob du einfach bei einem Spaziergang die Umgebung genießt: Hauptsache, ein paar Mal in der Woche bewegen.

Sollte man eine starke Gewichtszunahme beobachten, dann kann man mit dem Arzt sprechen. Es gibt gegebenenfalls Alternativen zum Cortisonpräparat, mit ähnlicher Wirkung. Aber niemals die Cortisonbehandlung einfach absetzen! Wenn eine Cortisontherapie abgesetzt wird, sollte dies immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Ein plötzliches Absetzen kann zu heftigen Nebenwirkungen und Entzündungsreaktionen führen.

Abnehmen trotz Cortison – Fazit

Cortisoneinnahme kann zu einer Gewichtszunahme führen. Einige Mittel führen zu einer Appetitsteigerung und oft dazu, dass Fettspeicher des Körpers neu verteilt werden und Wassereinlagerungen entstehen. Normalerweise nimmt man nach der Behandlung wieder ab. Die Nebenwirkungen lassen nach und verschwinden langsam.

Man kann aber aktiv auch während der Einnahme der Cortison-Präparate etwas für sich und seine Gesundheit tun. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder gegebenenfalls auch mit einem Ernährungsberater. Mit einer speziellen Diät, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung ist auch das Abnehmen trotz Cortison durchaus möglich.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Claudia Scheffler-Perrone 

Claudia Scheffler-Perrone ist seit über 20 Jahren als freie Journalistin tätig und schreibt vorwiegend über Themen wie Food, Sport und Gesundheit. Zudem ist sie erfolgreiche Bloggerin, Podcast-Betreiberin, Co-Autorin zweier Fachbücher und coacht in ihrer eigens gegründeten PR-Agentur Führungskräfte und Personen des öffentlichen Lebens. Sie gehört zum festen Autorenteam von Digestio.

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