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Du hast oft ein Druckgefühl und Bauchschmerzen nach dem Essen, musst häufig aufstoßen und fühlst dich insgesamt sehr unwohl im Bauch? Dann bist du vielleicht schon mal auf das Wort Kaskadenmagen gestoßen und fragst dich, ob auch du darunter leiden könntest. Hier erfährst du, was es mit dem Phänomen des Kaskadenmagens auf sich hat.

Was ist ein Kaskadenmagen?

Ein Kaskadenmagen, manchmal auch Sanduhrmagen genannt, ist eine seltene anatomische Besonderheit. Der obere Teil des Magens heißt medizinisch Fundus. Der Fundus bildet normalerweise eine Kuppel. Bei manchen Menschen allerdings ist dieser Teil des Magens in Richtung des Rückens oder Richtung Bauch abgeknickt – der Magen ist also verformt. Im Röntgenbild erscheint der Magen dann nicht als einheitlicher „Sack“, sondern ist in zwei Teile aufgeteilt, die entweder nebeneinander oder übereinander liegen.

Die Diagnose Kaskadenmagen stellten Ärzte in der Mitte des letzten Jahrhunderts sehr viel häufiger als heute. In der heutigen Medizin spielt diese Diagnose keine Rolle mehr. Das liegt daran, dass Ärzte noch vor rund 50 Jahren viele Symptome wie Völlegefühl, Aufstoßen, Luft im Bauch oder Bauchschmerzen manchmal nicht anders erklären konnten als mit einem Kaskadenmagen.

Heute gibt es allerdings viele neue diagnostische Methoden, die Ärzten helfen, Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen zu finden. Zum Beispiel gibt es den Test auf das Bakterium Helicobacter pylori erst seit rund 20 Jahren. Dieser Krankheitserreger ist häufig eine typische Ursache für Magenschleimhautentzündungen und andere Magen-Darm-Beschwerden.

Hier erfährst du mehr über Helicobacter pylori und Magenschleimhautentzündungen

Kaskadenmagen; Bakterium Helicobacter pylori

Das Bakterium Helicobacter pylori ist häufig für Magen-Darm-Beschwerden verantwortlich.

Heute gehen Ärzte davon aus, dass der seltene Kaskadenmagen in der Regel keine Krankheit ist, sondern einfach eine sogenannte Lageanomalie darstellt. Das bedeutet, der Magen ist einfach etwas anders geformt oder liegt anders als bei den meisten Menschen. Das Organ erfüllt trotz der ungewöhnlichen Form seine Aufgabe: Die Magensäure tötet Krankheitserreger in der Nahrung ab und säuert die Nahrung an – so erleichtert der Magen die Verdauung. In äußerst seltenen Fällen ist ein Kaskadenmagen allerdings doch verantwortlich für Beschwerden – dann muss er auch als Ursache von Symptomen therapiert werden. 

Kaskadenmagen: Ursachen und Symptome

Die Ursachen für einen Kaskadenmagen sind nicht bekannt. Die Körper von Menschen sind unterschiedlich und in den allermeisten Fällen haben Betroffene mit dieser ungewöhnlichen Magenform auch keinerlei Probleme. In sehr seltenen Fällen kann ein Kaskadenmagen aber so speziell geformt sein, dass er doch Symptome verursacht. So sind Einzelfälle bekannt, in denen der obere Teil des Magens derart verlagert war, dass der Weitertransport fester Nahrung vom Magen in den Darm nur in einer bestimmten Körperhaltung möglich war. Diese Patienten mussten sich dann kurz nach dem Essen übergeben und hatten starke Magenschmerzen.

Manche Betroffenen können das Essen ausschließlich dann bei sich behalten, wenn sie sich in einer bestimmten Haltung auf die Seite legen. Das ist damit erklärbar, dass sich der Magenfundus dann durch die Schwerkraft leichter entleeren und so der Nahrungsbrei in den Darm gelangen kann. Menschen, die von Komplikationen eines Kaskadenmagens so schwer betroffen sind, entwickeln häufig später noch mehr Symptome wie starkes Sodbrennen oder starke Oberbauchschmerzen.

Grundsätzlich kann ein Kaskadenmagen in sehr seltenen Fällen dauerhafte Symptome verursachen, wie 

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Völlegefühl
  • Aufstoßen
  • Sodbrennen
  • Meteorismus, also übermäßige Ansammlung von Luft im Bauch
Kaskadenmagen; Frau liegt seitlich auf Sofa

Wer unter einem Kaskadenmagen leidet, kann unter Umständen sein Essen nur durch seitliches Liegen vertragen.

Manchmal ist ein Kaskadenmagen auch die Ursache für die Refluxkrankheit. Bei der Refluxkrankheit, die Ärzte auch Refluxösophagitis nennen, fließt die Magensäure regelmäßig in die Speiseröhre. Das kann Schmerzen hinter dem Brustbein und eine entzündete Speiseröhre auslösen.

Hier erfährst du mehr über die Refluxkrankheit. Wenn dich Sodbrennen belastet, kannst du dich hier über Ursachen und Gegenmaßnahmen informieren.

So stellst du fest, ob du einen Kaskadenmagen hast

Wenn dich häufig starke Symptome belasten, die den Magen-Darm-Bereich betreffen, solltest du zum Arzt gehen. In den allermeisten Fällen wird die Ursache nicht ein Kaskadenmagen sein, da er nur äußerst selten vorkommt, und falls doch, meistens keine Symptome verursacht. Wenn dich allerdings schon immer starke Verdauungsbeschwerden belasten, du dich also schon seit der Kindheit nach dem Essen übergeben musst und unter starken Bauchschmerzen nach dem Essen leidest, könnte man eventuell an einen Kaskadenmagen denken.

Doch nur ein Arzt kann feststellen, ob du tatsächlich einen Kaskadenmagen hast oder ob andere Ursachen für die Beschwerden in Frage kommen. In diesem Fall solltest du dich an einen Facharzt, einen Gastroenterologen, wenden. Sollte sich der Verdacht auf eine Anomalie der Organe, also zum Beispiel einen Kaskadenmagen erhärten, wird dich der Arzt möglicherweise zu einem Radiologen überweisen. Dieser führt wahrscheinlich unter anderem eine sogenannte Magen-Darm-Passage (MDP) durch.

Mit Hilfe dieser Diagnostikmethode können sich Ärzte die Speiseröhre, den Magen und den Dünndarm genau ansehen und auch die Beweglichkeit der Organe beurteilen. Der Patient bekommt eine kleine Menge Brei zu trinken, die mit Barium versetzt ist. Dieses völlig ungiftige chemische Element sorgt dafür, dass sich der Brei auf die Schleimhäute legt und einen optischen Kontrast herstellt. Wenn der Arzt dann kurz darauf Röntgenbilder macht, kann er die Organe gut und detailliert sehen.

Ob ein Kaskadenmagen einer Behandlung oder Therapie bedarf, hängt vom Einzelfall ab. Ist tatsächlich ein ausgeprägter Kaskadenmagen die Ursache für schwere Symptome, so kann eine Operation helfen, bei der ein Teil des Magens entfernt wird.

Kaskadenmagen; Frau liegt seitlich auf Sofa

Viele Betroffene leiden bereits seit der Kindheit an einem Kaskadenmagen.

Fazit: Kaskadenmagen – was tun?

Die Diagnose Kaskadenmagen spielt in der heutigen Medizin keine Rolle mehr und wird nur noch in Einzelfällen gestellt. Tatsächlich ist die anatomische Besonderheit des Magens extrem selten. Selbst wenn sie vorhanden ist, können die meisten betroffenen Menschen normal essen und leben.

Falls du regelmäßig unter Symptomen wie starken Bauchschmerzen, Erbrechen, Sodbrennen leidest oder du nur in einer bestimmten Körperhaltung nach dem Essen schmerzfrei bist, solltest du zu einem Arzt gehen und die Beschwerden abklären lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Ursache für die Beschwerden etwas anderes als ein Kaskadenmagen.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team  

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

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