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Die ayurvedische Lebensweise verspricht eine wohltuende Wirkung auf Körper und Wohlbefinden, wovon auch der Darm profitiert. Ob du an Verstopfungen, Durchfall oder Blähungen leidest: Für jedes Verdauungsproblem bietet die ayurvedische Medizin einen Lösungsansatz. In diesem Artikel erfährst du, wie du Ayurveda auf deine Darmprobleme anwenden kannst. Diese Tipps und Vorschläge lassen sich spielend leicht in den Alltag integrieren – Los geht’s! 

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie Ayurveda deine Verdauung unterstützen soll

  • Wie Ayurveda dir bei Verstopfung helfen soll

  • Wie Ayurveda gegen Durchfall helfen soll

  • Wie Ayurveda dir bei Blähungen helfen soll

  • Wie Ayurveda einem Reizdarm vorbeugen soll

Was ist Ayurveda?

Die über 5.000 Jahre alte Ayurveda-Heilbehandlung stammt ursprünglich aus Indien, setzt ihren Einzug aber schon seit einer ganzen Weile auch in westlichen Ländern fort. Die ayurvedische Lebensweise orientiert sich an den fünf Elementen: Feuer, Luft, Erde, Wasser und Raum. Befinden sich diese Elemente im Gleichgewicht, sind es auch Körper und Geist, so heißt es.

Das Ziel einer ayurvedischen Lebensweise ist es, die gegensätzlichen Elemente stets in Balance zu halten. Geraten sie aus dem Takt, soll der Mensch anfälliger für Krankheiten sein. Um dies zu verhindern, wird in der ayurvedischen Heilbehandlung auf Basis der sogenannten „Doshas“ gearbeitet. Diese werden in drei Typen unterteilt: Vata, Kapha und Pitta sowie verschiedene Mischformen. Der ayurvedischen Lehre nach lässt sich jeder Mensch einem dieser Typen zuordnen. Um sich der ayurvedischen Heillehre zu nähern, musst du also zunächst wissen, welcher Dosha-Typ du bist. Danach kannst du deine ayurvedische Ernährung entsprechend anpassen.

Bevor es weitergeht, hier noch ein wichtiger Hinweis: Ayurveda ist eine Alternativmedizin, die sich mit aktuellen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbaren lässt. Im Gegensatz zur evidenzbasierten Medizin gibt es wenige bis gar keine Wirkungsnachweise der einzelnen Behandlungsformen. Auch wenn der Glaube an Ayurveda aufgrund des Placebo-Effekts unter Umständen zu einer Linderung der Beschwerden führen kann, ist die Wirksamkeit der traditionellen, indischen Heilpraktiken mehr als umstritten.

Gesunde Verdauung mit Ayurveda

Unter dem Oberbegriff „Verdauung“ versteht man in der Schulmedizin die Zerkleinerung der Nahrung und die Aufnahme der Nährstoffe im Verdauungstrakt. Sie beginnt bereits beim Kauen der Nahrung im Mund und endet schließlich bei der Ausscheidung nicht verwertbarer Nahrungsbestandteile. 

Eine reibungslose Verdauung benötigt einen gesundheitlich ausbalancierten Magen-Darm-Trakt. Daher kommt es während dieses hochkomplexen Vorgangs nicht selten zu Problemen: Eine Befragung des Meinungsforschungsunternehmens forsa im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat ergeben, dass 70 Prozent der 3.200 volljährigen Befragten regelmäßig unter Verdauungsproblemen leiden. Es handelt sich hierbei also nicht etwa um einen Sonderfall, sondern um ein Volksleiden

Die ayurvedische Lehre bezieht sich mit dem Begriff „Verdauung“ hingegen nicht allein auf die Nahrungsverarbeitung, sondern deckt darüber hinaus weitere Transformationsprozesse ab. Denn beim Ayurveda ist die Verdauung mit der Nahrungsverarbeitung noch nicht abgeschlossen. Jede einzelne Körperzelle, das Gehirn und sämtliche Sinnesreize soll demnach vom Verdauungsvorgang profitieren. Auch hierbei geht es also um den Einklang von Körper, Geist und Seele

Zwei Begriffe sind beim ayurvedischen Verständnis für Verdauung besonders wichtig:

PACHAN

Der Begriff Pachan beschreibt neben der klassischen Nahrungsverdauung im Verdauungstrakt (Aahar Pachan) auch die grobe Transformation im Magen (Shtoola Pachan) sowie den Stoffwechsel und darüber hinaus gehende Prozesse (Sookshma Pachan). 

AGNI

Unter dem Begriff Agni (Verdauungsfeuer), auch Pachataha genannt, versteht man jene Energie, die der Körper aufwenden muss, um sämtliche Verdauungs-, Transformations- und Stoffwechselprozesse zu vollziehen. Das Agni sorgt laut der ayurvedischen Lehre für die Aufrechterhaltung des Immunsystems und vernichtet Mikroorganismen, Bakterien sowie Toxine im Magen, Dünndarm und Dickdarm. 

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das: Für eine funktionierende Verdauung (bzw. ein funktionierendes Pachan) benötige der Körper genügend Agni. Mithilfe verschiedener Anwendungen und Mittel (etwa Ingwer und Fenchel) soll sich das Agni unterstützen und fördern lassen, was eine regelmäßige und effiziente Verdauung gewährleisten soll.

Steine in Balance, Ayurveda

Ziel der ayurvedischen Lehre ist, die gegensätzlichen Elemente und somit auch Körper und Geist in Balance zu halten.

Verstopfung - der ayurvedische Ansatz

In der Schulmedizin sucht man die Ursache einer Verstopfung zumeist in einer zu geringen Darmmotilität, oft begünstigt durch falsche Ernährung, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, mangelnde Bewegung oder zu viel Stress. 

In der ayurvedischen Heilbehandlung heißt es, schwächen all diese Faktoren das “Verdauungsfeuer” Agni, welches die Nahrung dann nicht mehr hinreichend verdauen kann. Die Folge: Der Magen sei ständig gefüllt, der Verdauungstrakt komme seinen Aufgaben nicht mehr hinterher.

Zur Bekämpfung einer trägen Verdauung soll das Agni daher wieder entfacht werden. Dies geschieht im Ayurveda mithilfe geeigneter Mittel wie Ingwer oder Fenchel. Darüber hinaus soll mit Kräutern die sogenannte Ama („Schlacke“) bekämpft werden. Hiermit werden Stoffwechselabfallprodukte bezeichnet, die vom Körper nicht abtransportiert werden. Die ayurvedische Heilbehandlung betrachtet sie entsprechend als Krankmacher. 

Empfohlene Ayurveda-Verdauungshelfer bei Verstopfung sind:

  • Aloe Vera 
  • Ingwer
  • Deepana (Agni anregende Gewürze wie Kreuzkümmel, Senfsaat oder Hing)
  • Ayurvedische Kräuter (Trikatu, Triphala)
  • Bittere und scharfe Gewürze

Übrigens: Die Verdauungsgewohnheiten sind ein wichtiges Indiz zur Einordnung deines Dosha-Typs! Der Kapha-Typ soll meist zu einem schwachen Agni neigen, der Vata-Typ zu einem schwankenden Agni und der Pitta-Typ zu einem starken Agni. In unserem ausführlichen Ayurveda-Ratgeber erfährst du weitere Grundlagen ayurvedischer Ernährung.

Durchfall - der ayurvedische Ansatz

Bei Durchfall wird der Darminhalt schneller ausgeschieden als eigentlich üblich. Zudem ist der Stuhl sehr dünnflüssig und der Körper verliert nicht nur viel Wasser, sondern auch wichtige Salze, Nährstoffe und Verdauungssäfte. Die Gefahr einer Dehydration (Austrocknung des Körpers durch extrazellulären Flüssigkeitsmangel) ist hoch und sollte mit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr bekämpft werden. 

Im Ayurveda bedeuten Durchfälle ein zu starkes Verdauungsfeuer, was auf eine schlechte Nahrungsverwertung im Verdauungstrakt hinweisen soll. Es gilt, das Agni zu drosseln. Dafür empfiehlt die ayurvedische Lehre folgende Maßnahmen:

  • Das Vermeiden fester Nahrung
  • Eine Fastenzeit von 24 bis 36 Stunden 
  • Regelmäßige Einläufe
  • Das Trinken von Buttermilch, Kokoswasser und Reiskleie
  • Das Essen von gekochtem Reis, Joghurt und Muskatnuss

Darüber hinaus haben sich im Ayurveda folgende Lebensmittel gegen Durchfall etabliert:

  • Ajwain-Wasser
  • Gerstenwasser
  • Molke
  • Granatapfelschalenpulver
  • Mangostane

An dieser Stelle gilt, dass du einen Arzt aufsuchen und deine ayurvedische Ernährung abstimmen solltest, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. 

Ein ayurvedisches Getränk aus Aloe-Vera

Ein Aloe Vera-Drink hilft laut der ayurvedischen Lehre gegen Verstopfungen.

Blähungen - der ayurvedische Ansatz

Blähungen entstehen, wenn sich im Darm ungewöhnlich viel Luft ansammelt bzw. freigesetzt wird. Häufig sind sie das Ergebnis blähender Lebensmittel oder sie entstehen durch zu hastiges Essen, weil du zu viel Luft geschluckt hast, die sich anschließend im Darm breit macht. 

Doch der überwiegende Teil der Darmgase entsteht bei der Verdauung selbst. Dort bildet sich durch die Magensäure das Kohlendioxid, welches zu Völlegefühl/ Aufstoßen führen kann. Weitere Gase entstehen, wenn Mikroorganismen die von uns ungenutzten Kohlenhydrate verwerten und zu gasförmigen Verbindungen "vergären". Dabei entstehen in den unteren Darmabschnitten Gase wie Kohlendioxid, Methan und sogar Wasserstoff. Das Gleiche gilt, wenn Zuckerverbindungen unverdaut in den Dickdarm gelangen und dort gären. Eine häufige Ursache hierfür ist eine Milchzuckerunverträglichkeit. Ein Großteil der Darmgase wird durch das Blut abtransportiert und durch die Lungen abgeatmet. Der Rest (Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Methan, Ammoniak, Schwefelverbindungen und andere Gärungsprodukte) werden über den Darm abtransportiert. 

Die ayurvedische Heilbehandlung geht bereits durch Einhaltung von Ernährungsgrundsätzen vielen blähungsfördernden Ursachen aus dem Weg. So wird empfohlen, sich fürs Essen ausreichend Zeit zu nehmen und Stress im Alltag zu vermeiden. Diese beiden Faktoren sind mit die häufigsten Gründe für Blähungen. 

Aber auch Nahrungsmittel wie

  • Zwiebeln
  • Kohl
  • Bohnen
  • Linsen
  • Rohkost
  • Unreifes Obst
  • Grobes Vollkornbrot
  • In Fett Gebackenes

begünstigen Blähungen. Nicht nur verzichtet die ayurvedische Küche generell auf Rohkost. Je nach Dosha-Typ gilt es, Lebensmittel wie Bohnen oder Linsen zu meiden und stattdessen auf Alternativen zurückzugreifen. (Mehr dazu findest du hier)

Bei akuten Blähungen empfiehlt die ayurvedische Heilkunde Behandlungen mit IngwerFenchel und Piper longum (langem Pfeffer).

Reizdarm - der ayurvedische Ansatz

Von einem Reizdarm spricht man, wenn innerhalb von zwölf Monaten mehrfach und wiederkehrend Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, unregelmäßiger Stuhlgang (Verstopfung, Durchfälle…) oder Blähungen auftreten, für die es keine organischen Ursachen gibt. 

Ein Reizdarm ist zwar ungefährlich, schmälert unser Wohlbefinden allerdings erheblich. Zwar ist das Reizdarmsyndrom bisher noch nicht vollständig verstanden, Forschungen deuten in einigen Fällen aber darauf hin, dass eine Ernährungsumstellung (FODMAP) positive Effekte haben kann. Auch die ayurvedische Lehre gibt einige Ernährungsempfehlungen.

Im Ayurveda versteht man das Reizdarmsyndrom als eine Störung des Vata, worin sich die beiden Elemente Luft und Raum vereinen würden. Das Vata soll für unsere Lebensenergie, Bewegung und die Nervenimpulse zuständig sein und körperliche Abläufe wie den Atem, die Sprache, den Kreislauf und die Verdauung beeinflussen. Da sich der Hauptsitz des Vata laut Ayurveda im Dickdarm befindet, würden Menschen vom Vata-Typ zu einem sehr sensiblen Dickdarm neigen, häufig einhergehend mit dem Reizdarmsyndrom und einem schwach ausgeprägten Agni.

In der ayurvedischen Heilkunde versucht man Reizdarm-Beschwerden zu bekämpfen, indem man sowohl das Vata-Dosha als auch das Verdauungsfeuer verstärkt. Dies geschieht mithilfe einer umfangreichen Therapie, die in erster Linie die Ernährung, an zweiter Stelle die Lebensführung und zuletzt medikamentöse und physische Maßnahmen berücksichtigt.

Ayurvedische Ernährung bei Reizdarm

Im Ayurveda wird die Ernährung nach bestimmten Grundlagen ausgerichtet. Hierzu gehören etwa spezielle Lebensmitteleine korrekte Zeit, eine sorgfältig ausgewählte Umgebung sowie das Weglassen bestimmter Lebensmittel. Im Falle des Reizdarmsyndroms soll die Ernährung vor allem Vata-regulierend wirken.

Empfohlene Ayurveda-Verdauungshelfer beim Reizdarmsyndrom sind:

  • Ingwerwasser
  • Anis
  • Fenchel
  • Kreuzkümmel
  • Koriander
  • Kardamom
Getrockneter Ingwer und Kurkumalatte, Ayurveda

Der Ingwer kommt in der ayurvedischen Lehre vielfach zum Einsatz und kann etwa das Agni genannte "Verdauungsfeuer" (wieder) entfachen.

Ayurveda-Therapien

Um dem Reizdarmsyndrom aktiv entgegenzuwirken, greift man in der ayurvedischen Heilbehandlung auf verschiedene physikalische Maßnahmen zurück, um zu lindern, auszuleiten und letztlich zu stärken. 

Mithilfe von Massagen mit Sesamöl oder Ingwerpasten sollen akute Bauchschmerzen gelindert werden. Bei einer leichten Verstopfung hingegen empfiehlt die traditionelle Heilkunst eine Behandlung mit einer Mischung aus Schwarzem Pfeffer, Steinsalz und Hing. Blähungen im Zusammenhang mit Bauchschmerzen sollen mithilfe von Ingwer, Fenchel und Piper longum (langem Pfeffer) gelindert werden. 

Ayurveda bei Darmproblemen: Sanfte Heilung nach ayurvedischer Methode

Die ayurvedische Heilbehandlung hat es sich zum Ziel gesetzt, Körper, Geist und Seele im Einklang zu halten. Dadurch soll der Körper weniger anfällig für Krankheiten sein.

Da auch eine funktionierende Verdauung von der Balance im Magen-Darm-Trakt abhängig ist, ist die ayuvedische Medizin darauf ausgelegt, mit Lebens- und Ernährungsweise die Darmgesundheit positiv zu beeinflussen. Sie bietet einen  Ansatz zur Ernährung bei Verstopfung, Durchfall, Blähungen und einem Reizdarm - sofern die Ursache des entsprechenden Problems nicht in einer schlimmen Krankheit bedingt ist. 

An dieser Stelle sei erneut darauf hingewiesen, dass einige ayurvedische Methoden im Widerspruch zur anerkannten Ernährungswissenschaft stehen. Die Anwendung von Ayurveda geschieht deshalb auf eigene Gefahr. Bei schweren oder über einen längeren Zeitraum anhaltenden Problemen solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. 

Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team 

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

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