Unsere Inhalte sind pharmazeutisch und medizinisch geprüft. |
Akuter Durchfall kommt meist vollkommen unerwartet und ist nicht nur äußerst unangenehm, sondern häufig auch schmerzhaft. Wir verraten dir mehr über die verschiedenen Arten von Durchfall und was du tun kannst, um im Akutfall Abhilfe zu schaffen.
In diesem Ratgeber erfährst du:
- Was Durchfall genau ist
- Welche Arten von Durchfall es gibt
- Wann Durchfall gefährlich werden kann
- Was die Ursachen von Durchfall sind
- Was du gegen akuten Durchfall tun kannst
Was ist Durchfall und ist Durchfall gefährlich?
Wie oft wir auf die Toilette gehen und welche Menge und Konsistenz unser Stuhl dann hat, unterscheidet sich nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern hängt auch stark davon ab, was wir essen und in welcher Lebenssituation wir uns befinden.
Als normal gelten Häufigkeiten von dreimal täglich bis dreimal wöchentlich, aber schon bevorstehende Prüfungen, Stress im Alltag und Beruf können derart auf den Verdauungstrakt schlagen, dass uns die veränderte Frequenz oder Stuhlkonsistenz vollkommen ungewöhnlich erscheint. Essen wir hingegen viele Ballaststoffe, haben wir häufig mehr und fester geformten Stuhl.
Bei Durchfall sind Häufigkeit, Menge oder Konsistenz des Stuhls verändert, wobei im medizinischen Sinne erst dann von Durchfall gesprochen wird, wenn:
- mehr als drei dünnflüssige Stühle am Tag auftreten oder
- der Stuhl ein Gewicht von mehr als 200 Gramm pro Tag hat oder
- der Wassergehalt des Stuhls mehr als 80 Prozent beträgt.
Durchfall kann äußerst unangenehm werden und auch von Schmerzen, Fieber und Erbrechen begleitet sein. Besonders für kleine Kinder und ältere Menschen kann er in dem Fall auch gefährlich werden.
Bei starkem Durchfall kann es allerdings zu einem hohen Flüssigkeits- und damit verbundenen Elektrolytverlust, insbesondere Natrium, Kalium, Magnesium und Chlorid kommen. Diese Stoffe spielen eine wichtige Rolle für Herz-, Muskel- und Nerventätigkeit und können vom Körper nicht selbst gebildet werden.
Gerade bei Kindern sowie alten und geschwächten Menschen sollte daher auf Anzeichen einer Dehydratation (Austrockung) geachtet werden, wie zum Beispiel auf eine trockene Zunge oder zunehmend dunkler gefärbten Urin. Im Zweifelsfall solltest du einen Arzt konsultieren.
Wann ist ärztliche Hilfe bei Durchfall notwendig?
Auch wenn Durchfall nicht generell gefährlich ist, sollte ein Arzt konsultiert werden, wenn:
- Säuglinge oder kleine Kinder (unter 5 Jahren) betroffen sind
- Ein Durchfall länger als drei Tage andauert
- Sich eine Dehydratation bemerkbar macht
- Der Stuhl blutig, schleimig oder fettig ist
- Der Durchfall während oder nach einer Fernreise auftritt
- Hohes Fieber über 39°C auftritt
Wie kommt es zu Durchfall: Ist der Darm immer die Ursache?
Wenn der Nahrungsbrei bei der Verdauung zu schnell durch den Darm gelangt, ihm während der Darmpassage nicht genügend Wasser entzogen oder aber ihm zu viel aus dem Darm freigesetztes Wasser beigemengt wird, wird der Stuhl zu flüssig und es kann zu Durchfall kommen.
Wer bei Ursachen für Durchfall ausschließlich auf Lebensmittel, Infektionen oder Darmerkrankungen tippt, liegt nicht immer richtig: Da gerade das vegetative Nervensystem einen starken Einfluss auf die unbewusste Darmfunktion nimmt, können Aufregung, Niedergeschlagenheit, Angst und Stress ebenfalls Ursache von Durchfällen sein. Durchfälle können auch eine Nebenwirkung von Medikamenten, wie z. B. Antibiotika oder Blutdrucksenkern, sein.
Arten von Durchfall und was sie bedeuten
Allen Arten von Durchfall ist gemein, dass es sich um ein Symptom handelt, das Ausdruck einer Funktionsstörung ist. Die eigentlichen Ursachen eines Durchfalls können sehr unterschiedlich sein und reichen von (leichten) bakteriellen oder viralen Infektionen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu schweren Entzündungen der Darmschleimhaut. Obwohl viele dieser Ursachen unmittelbar im Darm liegen, können auch darmferne Faktoren (wie z. B. Stress) das Entstehen eines Durchfalls begünstigen. So können sogar zu viel Sonne und Hitze zu Durchfall im Sommer führen.
Die Dauer des Durchfalls kann hierbei oft Rückschlüsse zulassen, wo genau die Ursache liegt. Daher sollte man zwischen akuten und chronischen Durchfall unterscheiden.
Von akuten Durchfällen spricht man, wenn diese nicht länger als 14 Tage andauern, wobei sie oft schon nach wenigen Tagen wieder abklingen.
Typische Ursachen für akuten Durchfall sind:
Diese Form von Durchfall ist meist die Folge einer Infektion des Darms mit Bakterien, wie zum Beispiel bei Reisedurchfall.
Zu den häufigsten bakteriellen Erregern des Reisedurchfalls gehören E. coli, Salmonellen, Campylobacter sowie Shigellen. Ebenso können Viren, darunter Noroviren und Rotaviren, oder Parasiten durchfallverursachende Infektionen hervorrufen. In der Regel sind diese Durchfälle in ihrer Verlaufsform leicht und klingen nach wenigen Tagen wieder ab. Hohes Fieber, Blut im Stuhl, ein hoher Flüssigkeitsverlust und ein zunehmendes Krankheitsgefühl weisen hingegen auf schwerere Verlaufsformen hin, für die ein Arzt konsultiert werden sollte.
Auch Aufregung, Nervosität und Stress können zu akuten Durchfällen führen, ebenso wie körperliche Anstrengung und mechanische Belastung des Darmes z.B. bei intensiven Ausdauerbelastungen wie z.B. Marathonläufen.
Der Begriff Stuhlgang stammt übrigens aus einer Zeit, als die Menschen noch einen sogenannten Toilettenstuhl benutzten, um ihren Darm zu entleeren.
Chronischer Durchfall zeichnet sich hingegen durch länger als zwei Wochen anhaltende Durchfälle aus, wobei die Ursachen in diesen Fällen sehr vielfältig sein können.
Zu den möglichen endogenen, also körpereigenen, Ursachen gehören Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie die Laktoseintoleranz (Laktoseunverträglichkeit) oder Fruktosemalabsorbtion und Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Aber auch ein Reizdarmsyndrom oder entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn zählen zu den häufigen körpereigenen Ursachen.
Zu den exogenen, also von Außen einwirkenden, Ursachen zählen bakterielle Überbesiedlungen oder chronisch-invasive Infektionen des Darmes durch Bakterien, Viren oder Parasiten. Generell gilt, dass es sich gerade bei länger andauernden Beschwerden immer empfiehlt einen Arzt zur Abklärung zu Rate zu ziehen.
Durchfall kann durch verschiedene Mechanismen entstehen:
OSMOTISCHE DIARRHÖ
Über einen physikalischen Vorgang, der als Osmose bezeichnet wird, ziehen unverdaute Bestandteile Wasser aus dem umliegenden Gewebe in das Darminnere, was wiederum zu Durchfall führen oder den Durchfall verstärken kann (osmotische Diarrhö).
Beim wässrigen Durchfall werden entweder bestimmte Substanzen nicht aus dem Nahrungsbrei in den Darm aufgenommen oder aktiv vom Darm in den Stuhl abgegeben, sodass übermäßig viel Wasser im Stuhl zurückbleibt, was in der Folge zu Durchfall führt: Laktose (Milchzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) sind typische Substanzen, die im Falle von übermäßigem Verzehr oder bestehenden Unverträglichkeiten nicht ausreichend vom Darm aufgenommen werden können und statt dessen Wasser im Nahrungsbrei festhalten...
Auch im übermäßigen Verzehr von nicht verwertbaren Substanzen wie bestimmten Süßungsmitteln, darunter Sorbitol oder Mannitol kann die Ursache für wässrigen Durchfall liegen. Ist das der Fall und du schränkst den Verzehr dieser Lebensmittel ein, lindern sich dadurch für gewöhnlich auch die Durchfallsymptome.
SEKRETORISCHE DIARRHÖ
Manche Erreger, wie zum Beispiel Cholera-Bakterien, lösen in den Schleimhautzellen des Darms eine gesteigerte Wasserausscheidung (Sekretion) in den Innenraum des Darms aus. Der dort befindliche Nahrungsbrei wird dadurch sehr flüssig (sekretorische Diarrhö).
Bei chronischen Infektionen werden hingegen oft Elektrolyte wie Natrium oder Kalium vermehrt in den Darm abgegeben, wodurch wiederum Wasser verstärkt im Stuhl verbleibt und diesen flüssig bis wässrig macht.
EXSUDATIVE DIARRHÖ
Andere Erreger einer Magen-Darm-Grippe sorgen für eine starke Entzündung der Schleimhaut, die in der Folge vermehrt Schleim und gelegentlich sogar Blut absondert (exsudative Diarrhö).
Der oft starke Durchfall bei einem akuten Magen-Darm-Infekt entsteht hingegen durch die Beeinträchtigung der Schleimhautzellen im Dünn- und Dickdarm. Grundsätzlich führen die verschiedenen Krankheitserreger auf unterschiedliche Weise zum Durchfall. Man unterscheidet dabei drei verschiedene Mechanismen. Häufig ist es die Kombination dieser Mechanismen, welche den Durchfall bei einer Magen-Darm-Grippe bewirkt.
Durchfall kann sehr unterschiedlich sein - mal breiig, mal flüssig und dann wieder schleimig. Er kann sich auch in seiner Farbe stark unterscheiden. In jedem Fall hilft die genaue Beobachtung der Konsistenz und des Zeitpunkts, z.B. nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel oder nach Medikamenteneinnahme, bei der Ursachenforschung. Im Zweifelsfall gilt: Immer den Arzt aufsuchen.
Schleimiger Durchfall hat seine Ursache häufig in chronischen Entzündungen der Darmschleimhaut, die Schleim und Blut absondert. Auch allergische Reaktionen führen oft zu Schleimabsonderungen in den Stuhl.
Wenn dieser Schleim eher fettige oder ölige Rückstände in der Toilette hinterlässt, die sich beim Abspülen nicht einfach lösen, kann auch eine Störung der Fettverdauung vorliegen, die wiederum ganz unterschiedliche Ursachen haben kann. So kann z.B. eine veränderte Gallensäurebildung, die für die Verwertung der Fette notwendig ist, zu einer verminderten Aufnahme von Fettsäuren im Darm und so zu Durchfall führen.
Blutiger Durchfall kann verschiedene Ursachen haben, wobei viele davon harmlos sind, z. B. bei leichten Hamotthoidalleiden wie etwa Verletzungen und Fissuren des Anus.
Da Blutreste im Stuhl oft nicht von harmlosen lebensmittelbedingten Stuhlverfärbungen zu unterscheiden sind, ist eine ärztliche Beurteilung Stuhl in jedem Fall empfehlenswert, wenn du glaubst, dass du Blut im Stuhl haben könntest.
Was hilft gegen Durchfall?
Bei Durchfall gilt es in erster Linie, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust zu ersetzen und den Darm nicht weiter zu belasten oder zu reizen. Mit einer konsequenten Hygiene, darunter häufigem Händewaschen und einer regelmäßigen Desinfektion der Toilette kannst du zudem die Ansteckungsgefahr für andere verringern.
Was du essen und trinken kannst
Ungesüßter Kräutertee, z.B. Kamille, Pfefferminze oder Fenchel, Bouillon, verdünnte Säfte oder kohlensäurearmes Mineralwasser sind geeignet, um deinem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe wie Magnesium, Natrium und Kalium zurückzugeben.
Scharfe, stark gewürzte und fette Speisen solltest du bei Durchfall ebenso meiden wie Alkohol, Zigaretten und Kaffee, um deinen Darm nicht zusätzlich zu reizen und zu belasten. Dazu gehören auch Milchprodukte, da sie viel Fett und Laktose enthalten können. Zwieback, Weißbrot, sanft gegarte Karotten und Kartoffeln stellen neben Reis und Haferflocken hingegen eine geeignete Schonkost bei Durchfall dar.
Auch wenn Cola gemeinhin als hilfreich bei Durchfall gilt, enthält sie zu viel Zucker, der im ungünstigen Fall ebenso wie das enthaltene Koffein zusätzlich abführend wirken kann. Cola sollte daher wie auch unverdünnte Obstsäfte, die viel Fruchtzucker enthalten können, bei Durchfall gemieden werden.
Hausmittel und Medikamente gegen Durchfall
Wenn der Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen einhergeht, können Wärmflasche, Kirschkernkissen & Co. dir helfen, die Bauchmuskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
Obschon Flohsamenschalen aus dem Reformhaus die Bakterien und Viren bei akutem Durchfall nicht zu bekämpfen vermögen, so können sie unterstützend Flüssigkeit im Darm binden und so den Stuhl wieder fester machen. Auch geriebener Apfel gilt als hilfreiches Hausmittel bei flüssigem Durchfall, da er Pektine enthält, die im Darm quellen und so Flüssigkeit binden. Das hilft die Stuhlkonsistenz zu regulieren. Aber Vorsicht: Äpfel enthalten unter Umständen viel Zucker und Fruchtsäuren, die Magen und Darm reizen können. Im Zweifel lieber abwarten bis sich der Bauch etwas beruhigt hat.
Im Akutfall kann der Flüssigkeitseinstrom in den Darm mit dem Wirkstoff Racecadotril aus der Apotheke wieder normalisiert werden. Ein anderer Wirkstoff, Loperamid führt zu einer verminderten Darmbewegung (Motilität). Da bei letzterem jedoch auch Erreger möglicherweise langsamer ausgeschieden werden, gilt es, den Einsatz der verschiedenen Wirkstoffe gut abzuwägen.
Probiotika können helfen, eine durcheinandergeratene Besiedlung des Darmes positiv zu regulieren. Bei schwereren infektionsbedingten Verlaufsformen kommen oft Antibiotika zum Einsatz, wobei in diesen Fällen auch darauf geachtet werden sollte, welchen Einfluss diese wiederum auf die sensible Darmflora haben können.
Bei leichten Durchfall-Beschwerden können auch Heilpflanzen wie Gänsefingerkraut den Magen unterstützen.
Durchfall: Wie es dazu kommt und was du dagegen tun kannst
Auch wenn Durchfall nicht generell gefährlich ist, kann er doch sehr verschiedene Ursachen haben. Während akuter Durchfall oft viral bedingt ist und meist schon nach wenigen Tagen wieder abklingt, können chronischem Durchfall entzündliche Darmerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Nahrungsmittel-Intoleranzen oder andere Ursachen zugrunde liegen, die medizinisch abgeklärt werden sollten.
Die Beschaffenheit des Stuhls und sein zeitliches Auftreten, z.B. im Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln, Medikamenten oder Situationen, können zudem Hinweise auf mögliche Ursachen geben und sollten daher beobachtet werden. In Akutfällen können Hausmittel begleitend unterstützen oder arzneiliche Wirkstoffe für Linderung sorgen.
Quellen:
- Ärzteblatt.de: Probiotika bei Antibiotika-assoziiertem Durchfall
- Internisten im Netz: Wann wird Durchfall gefährlich?
- NetDoktor.de: Dickdarm
- Ärzteblatt.de: Sport und gastrointestinales System: Einfluss und Wechselwirkungen
- Ärzteblatt.de: Leitsymptom Diarrhö
- Pschyrembel Online: Dehydratation
- Pharmazeutische Zeitung: Durchfall bei Kindern
- Ärzteblatt.de: Zertifizierte medizinische Fortbildung: Leitsymptom Diarrhö
- Ärzteblatt.de: Das Reizdarmsyndrom: Definition, Diagnosesicherung, Pathophysiologie und Therapiemöglichkeiten
- Ärzteblatt.de: Durchfall bei Langstreckenläufern
TAGS:
Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Dr. Silke Nahde
Dr. Silke Nahde ist promovierte Mikrobiologin, war als Fachreferentin Zentrales Nervensystem beim Arzneimittelhersteller AstraZeneca tätig und leitete interne sowie externe medizinische Trainings für das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline Consumer Healthcare. Sie unterstützt Digestio seit dem Launch als Stammautorin.
Weiterlesen
Reizdarm und Corona: Macht uns die Pandemie Bauchschmerzen?
23.07.2021
Welchen Einfluss haben Corona und das Leben im Lockdown auf deinen Bauch? Erfahre es hier!
Chronische Bauchschmerzen ohne Befund: Was tun?
21.01.2021
Du hast chronische Bauchschmerzen, weißt aber nicht woran es liegt? Hier liest du, welche Tests bei der Diagnose helfen können.
CBD bei Reizdarm: Fakten, Empfehlungen & Risiken
19.01.2021
Wie kann CBD bei Reizdarm helfen? Unsere Infografik verrät, was die Wissenschaft dazu sagt und welche Risiken die Behandlung mit medizinischem Cannabis birgt.