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Auf unseren Wiesen wächst mehr, als viele vielleicht denken. Denn mit einigen Pflanzen lassen sich verschiedene Beschwerden lindern. Eine dieser Heilpflanzen ist das heimische Gänsefingerkraut. Erfahre jetzt, was dieses Heilkraut alles kann und wie du es verwendest: 

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was sind Heilpflanzen? 
  • Wann darf Gänsefingerkraut zur Behandlung eingesetzt werden?
  • Welche Wirkung kann ich realistischerweise erwarten?
  • Wo finde ich Gänsefingerkraut?
  • Wie verwende ich Gänsefingerkraut?
  • Wie koche ich einen Gänsefingerkraut-Tee?
  • Verursacht Gänsefingerkraut Nebenwirkungen?

Was ist Gänsefingerkraut?

In vielen verschiedenen Pflanzen verbergen sich Kräfte. Das klingt vielleicht etwas esoterisch, aber keine Sorge, wir reden von wissenschaftlich belegten Kräften. Denn einige der fast unscheinbaren Pflanzen auf unsere heimischen Wiesen gelten als Heilpflanzen, die in der sogenannten Phytotherapie, sprich der Pflanzenheilkunde, genutzt werden.

Heilpflanzen werden seit Jahrhunderten bei bestimmten Indikationen genutzt, um diese zu lindern. Mit unseren heutigen Methoden kann man das traditionelle Wissen prüfen und schauen, ob neben dem Placebo-Effekt tatsächlich eine Heilwirkung vorliegt.

Zudem helfen wissenschaftliche Methoden bei der Entschlüsselung der wirksamen Inhaltsstoffe. Einige gängige Arzneiwirkstoffe stammen dabei sogar ursprünglich aus der Natur. Die bekannte Acetylsalicylsäure ist eine Modifizierung der Salicylsäure. Und diese ist in Extrakten aus der Weidenrinde enthalten.  

Bekannte Heilpflanzen sind Kümmel und Flohsamen einer Wegerichart. Der Kümmel enthält viel ätherisches Öl, dementsprechend steckt seine „Kraft“ hier, währen die Flohsamenschalen bei vielen Beschwerden rund um den Magen-Darm-Trakt zum Einsatz kommen.  

Eine weitere Heilpflanze ist das Gänsefingerkraut. Die kleine Pflanze wächst nahe am Boden und besitzt kleine gelbe Blüten mit fünf Blütenblättern. Sehr schön sind auch die charakteristischen fedrigen Blätter mit der silbrig-seidenen Unterseite. Dieses Aussehen gab ihr im Englischen den klingenden Namen „silver weed“. 

Die Blätter des Gänsefingerkrauts

Das Gänsefingerkraut verdankt seinen Namen wohl seiner silbrig-glänzenden Blätter.

Die Pflanze ist weit verbreitet in ganz Europa – vor allem in Mitteleuropa – und wächst häufig in großer Menge auf nährstoffreichen Wiesen.  

Dieser Verbreitungsraum nördlich der Alpen sorgte auch dafür, dass Gänsefingerkraut bei Heilkundigen und entsprechenden Schriften aus dem Mittelmeerraum kaum erwähnt wird.

Dagegen finden sich einige Nachweise aus dem europäischen Raum: Im 15. Jahrhundert erwähnte der deutsche Botaniker Hieronymus Bock die Heilpflanze in seinem „Kreutterbuch“ und der Naturheilkundler Sebastian Kneipp nutze Gänsefingerkraut im 18. Jahrhundert bei seinen Anwendungen.  

Potentilla oder Argentina – Hauptsache Gans

Ihr lateinischer Name lautet bei einigen Quellen noch Potentilla anserina, wobei die Pflanze heute zu einer anderen Gattung gezählt wird. Daher lautet die Fachbezeichnung Argentina anserina.  

In beiden Namen steckt das Wort anserina, zu Deutsch Gans. Das liegt daran, dass die Pflanze früher oft auf den Gänseweiden aufgefallen ist. Schließlich liebt die Pflanze nitratreiche Böden. Zudem hat das Federvieh die kleinen Pflanzen gerne verspeist. Vielleicht hat der Name aber auch seinen Ursprung darin, dass die Blätter ein wenig an Federn erinnern. Die genaue Herkunft der Bezeichnung ist jedoch unbekannt.

Gänsefingerkraut, die universelle Wunderwaffe der Natur?

Früher dachte man, dass das Kraut eine universelle Waffe gegen allerlei Beschwerden war. Ob Blutvergiftung, Darmbeschwerden, Blasenentzündung oder Krämpfe – Gänsefingerkraut sollte so gut wie jede Beschwerde besiegen.  

Heute wissen wir, dass die Wirkung nur bei einigen Beschwerden wirklich belegt werden kann. Daher nutzt man Gänsefingerkraut vor allem bei leichten Durchfallerkrankungen, Bauch- und Unterleibskrämpfen, Menstruationsbeschwerden und bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachen. Ob und wie diese Wirkung belegt ist, schauen wir uns im nächsten Abschnitt an.  

Wirkt Gänsefingerkraut bei Durchfall, Krämpfen und anderen Beschwerden?

Ok, das Gänsefingerkraut ist keine universelle Heilpflanze, aber die kleine Blume hat tatsächlich etwas auf den Kasten. Die Wirkung von Gänsekraut lässt sich auf die verschiedenen Inhaltsstoffe zurückführen.  

Beispielsweise enthält die Pflanze Gerbstoffe. Diese bewirken bei der Aufnahme durch Schleimhäute, dass sich organisches Gewebe zusammenzieht. Das nennt man medizinisch adstringieren, lateinisch für zusammenziehen.  

Hierbei bildet sich eine Eiweißfällung, die austrocknend, blutstillend und auch entzündungshemmend wirken kann. Mediziner nutzen diese Wirkung unter anderem, um Blutungen zu stoppen.  

Anderen Wirkstoffen wird zudem eine krampflösende und eine tonussteignernde Wirkung, also eine Steigerung des Spannungszustandes eines Muskels, zugesprochen.  

Wann darf Gänsekraut zur Behandlung eingesetzt werden?

Nach der selbstständigen wissenschaftlichen Sachverständigenkommission (Komission E) für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte ist die medizinische Anwendung von Gänsekraut offiziell anerkannt bei:

  • unspezifischen, akuter Durchfallerkrankungen
  • leichten Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung
  • leichten Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut

Hierbei ist die Anwendung vor allem als Tee, sprich ein Aufguss der getrockneten und zerriebenen Pflanze, empfehlenswert.

Getrocknetes Gänsefingerkraut auf einem Brett

Bei der Anwendung wird in der Regel getrocknetes Gänsefingerkraut eingesetzt.

Gibt es noch andere Beschwerden, bei denen Gänsefingerkraut helfen kann?

Da Potentilla anserina unter anderem in Tibet heimisch ist, spielt es auch in der asiatischen Medizin eine bedeutende Rolle. So wird es in China schon seit Jahrtausenden zur Behandlung und Prävention von Hepatitis B eingesetzt.

Als verantwortlich für diesen positiven Effekt wird laut einer Studie das enthaltene Triterpenoid-Saponin in Betracht gezogen. Auch wenn die Studie gute Ergebnisse gezeigt hat: Gänsefingerkraut sollte keinesfalls ohne ärztlichen Rat zur Behandlung dieser Erkrankung verwendet werden.  

Eine andere Untersuchung widmet sich der Rolle der menschlichen Darmmikrobiota bei der entzündungshemmenden Wirkung von traditionell verwendeten ellagitanninreichen Pflanzenmaterialien.

Zu diesen zählt unter anderem das Gänsefingerkraut. Ellagitannin-reiche Pflanzenmaterialien sind weit verbreitet in der traditionellen Medizin. Sie werden als entzündungshemmende Wirkstoffe eingesetzt.  

In Deutschland werden vor allem die oberirdischen Pflanzenteile des Gänsefingerkrauts genutzt. Anders in Asien: Die Wurzel von Potentilla anserina L. (Rosaceae) ist ein pflanzliches Arzneimittel, das seit Tausenden von Jahren in der chinesischen Volksmedizin als Antitussivum und schleimlösendes Mittel verwendet wird.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie liefern Hinweise darauf, dass P. anserina als antitussives und schleimlösendes pflanzliches Arzneimittel verwendet werden kann. Dabei sind vermutlich Polysaccharide die Hauptwirkstoffe von P. anserina.

Eine weitere Studie widmet sich der Verwendung von extrahierten Polysacchariden aus Gänsefingerkraut bei der akuten Höhenkrankheit, kurz AMS. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Polysaccharide das Potenzial haben, AMS durch Unterdrückung von oxidativem Stress und Entzündungsreaktionen zu behandeln und zu verhindern.  

Welche Wirkung kann ich realistischerweise erwarten?

Wenn du nicht gerade liebend gerne auf meterhohe Berge kletterst, interessierst du dich wohl eher für die Wirkung von Gänsefingerkraut auf alltägliche Beschwerden.  

Aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe kannst du leichte Beschwerden im Magen und Darm oder auch leichtes Unwohlsein eventuell mit Medikamenten auf der Basis von Gänsefingerkraut lindern. Die Betonung liegt hier auf leichte, denn die Heilpflanze ist nur dazu gedacht, leichtes Unwohlsein zu verbessern.  

Bei ernsthaften Beschwerden solltest du immer zum Arzt und diese abklären lassen. Denn auch hinter vermeintlich harmlosen Symptomen kann etwas ganz anderes stecken, als du im ersten Moment denkst.  

Doch eines ist ganz wichtig: Nur weil etwas auf der Wiese wächst, ist es noch lange nicht harmlos. Auch Pflanzenstoffe können Nebenwirkungen haben oder bei unsachgemäßem Einsatz schädlich wirken.  

Daher kläre bitte jeglichen Gebrauch von Medikamenten und auch frei verkäuflichen Arzneimitteln mit deinem Arzt oder vor Ort in der Apotheke ab. Nur so kannst du sicher sein, dass du tatsächlich ein geeignetes Mittel gegen deine Beschwerden bekommst.  

Worauf muss ich bei der Anwendung von Gänsefingerkraut achten?

Dein Arzt hat dir grünes Licht gegeben und du bist jetzt auf der Suche nach Gänsefingerkraut. Hm, wo bekommt man die Pflanze eigentlich her?  

Bitte nicht einfach selbst pflücken, denn du weißt nie genau, ob du wirklich das Kraut pflückst, das du willst und du kannst als Laie nie abschätzen, wie viel Wirkstoffe nun tatsächlich in der Pflanze sind. Daher musst du andere und sichere Bezugsquellen nutzen.  

Wie finde ich Gänsefingerkraut?

Das gilt übrigens für alle Heilpflanzen: Lass sie dort, wo sie wachsen und hol dir die medizinischen Produkte beim Fachmann in der Apotheke.  

Hier kann man dich umfassend beraten und Du kannst eine gleichbleibend hohe Qualität erwarten. Daher ist auch unsere Empfehlung bei freiverkäuflichen Mitteln: Solange du diese in der Apotheke beziehen kannst, nutze lieber diese Quelle zum Einkauf.  

Wie verwende ich Gänsefingerkraut?

In Deutschland wird vor allem das Kraut, also alle Teile an der Oberfläche genutzt. Zumeist bekommst du entweder den Extrakt in medizinischen Produkten, wie Dragees, Tinkturen oder Tropfen, und die getrocknete und zerkleinerte Pflanze als losen Tee.  

Je nachdem, was dir lieber ist, kaufst du dementsprechend ein Mittel mit einem Extrakt aus Gänsefingerkraut oder einen losen Tee in der Apotheke. Bei den Tees kann es sich um Mischungen mit anderen Kräutern handeln.

Wie koche ich einen Gänsefingerkraut-Tee?

Wenn du dich für das lose Kraut entschieden hast, brauchst du daheim ein Sieb und einen Becher. Die Teeherstellung ist denkbar einfach. Du überbrühst das getrocknete Kraut mit kochendem Wasser und lässt den Tee zehn Minuten ziehen, bevor Du ihn z. B. durch ein Sieb abseihst. Alternativ kannst Du auch einen Teebeutel verwenden, den Du mit dem Kraut bestückst. Diesen entfernst Du nach zehn Minuten ebenfalls. Pro eine Tasse heißes Wasser verwendest Du zwei Teelöffel des getrockneten Krauts. Den Tee in kleinen Schlucken trinken. 

Frau lächelt mit einer Tasse Tee in den Händen

Gänsefingerkraut entfaltet auch als Tee seine Wirkung.

Bitte lese dir die Anweisung auf der Packung genau durch und befolge die Anweisungen, falls diese von unserer Empfehlung abweichen sollten. Denn die Anleitung richtet sich immer nach den enthaltenen Heilkräutern. Wenn dein Tee eine besondere Mischung ist, muss diese eventuell anders zubereitet werden.  

Verursacht Gänsefingerkraut Nebenwirkungen?

Manche Tees solltest du nicht unbegrenzt trinken, da dann eventuell Nebenwirkungen auftreten können. Bei Gänsefingerkraut gilt als Faustregel maximal sechs Gramm pro Tag oder drei Becher, um deinen Magen nicht zu überlasten.  Zudem sind manche der Ansicht, dass Gänsefingerkraut auch die Schleimhäute austrocknen kann, wenn es zu lange eingenommen wird.  

Wie lange darf ich Gänsefingerkraut einnehmen?

Wie bereits erwähnt, können manche Heilpflanzen Nebenwirkungen auslösen. Daher solltest du diese keinesfalls länger als nötig einnehmen, sprich absetzen, wenn deine Beschwerden gelindert wurden.  

Bitte sprich die Verwendung auf jeden Fall mit deinem Arzt ab, denn nur ein Mediziner kann in deinem individuellen Fall sagen, ob du Gänsefingerkraut gefahrlos verwenden kannst und in welcher Menge das für dich in Ordnung ist. 

Gänsefingerkraut: Ein Wundermittel gegen Durchfall und Bauchkrämpfe?

Die kleine Blume ist nicht nur sehr hübsch, sondern sie enthält auch Wirkstoffe, die leichte Beschwerden lindern können. Wissenschaftlich anerkannt ist vor allem die innerliche Anwendung bei Bauch- und Unterleibskrämpfen sowie Menstruationsbeschwerden. Daher ist Gänsefingerkraut auch Bestandteil in einigen Medikamenten gegen Magen-Darm-Beschwerden und Krämpfe.  Bei leichten Durchfallerkrankungen mit krampfartigen Begleiterscheinungen kann das Kraut wohl ebenfalls Linderung verschaffen. Aufgrund der spärlichen Studienlage ist hier jedoch Vorsicht geboten.  

Frage immer zuerst deinen Arzt oder auch in der Apotheke, bevor du deine Beschwerden auf eigene Faust linderst. Heilpflanzen wachsen zwar in der Natur, doch auch sie können ungeahnte Nebenwirkungen haben. Daher gilt auch bei Heilpflanzen: Erst medizinischen Rat holen, dann ausprobieren.  Wenn du dich für die Pflanzenheilkunde interessierst, solltest du unbedingt auch ein Blick auf Die besten Tees gegen Bauchschmerzen werfen. Du wirst vielleicht überrascht sein, welche Pflanzen hier alles helfen können. 

Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Kia Korsten 

Kia Korsten gehört seit Beginn zum festen Autorenteam von Digestio. Sie machte ihr Abitur an einem biotechnologischen Gymnasium und absolvierte anschließend ein Redaktionsvolontariat beim ganzheitlichen Gesundheitsmagazin "natürlich gesund und munter". Heute ist sie unter dem Namen Korsten kreativ als freie Redakteurin und PR-Beraterin selbstständig.

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