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Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft und Stillzeit unter hartem Stuhlgang. Kein Wunder, denn in dieser Zeit verändert sich dein Körper enorm. Wir sagen dir, woher die dann auftretende Verstopfung möglicherweise kommen kann und was du tun kannst, um deine Verdauung zu fördern.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Warum Verstopfungen während der Schwangerschaft und Stillzeit gar nicht so selten sind
  • Welche Ursachen harter Stuhl bei Schwangeren und Stillenden haben kann
  • Was du gegen Verstopfungen in der Schwangerschaft und Stillzeit tun kannst

Warum harter Stuhl während Schwangerschaft und Stillzeit gar nicht so selten ist

In Deutschland leidet ungefähr jeder Fünfte unter Verstopfung. Der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Obstipation. Symptome für eine akute Verstopfung sind beispielsweise weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche verbunden mit starkem Pressen beim Stuhlgang und hartem Stuhl.

Frauen leiden doppelt so häufig unter Verstopfung wie Männer. Und zwar besonders häufig während der Schwangerschaft und Stillzeit. In dieser Zeit leidet ungefähr jede dritte Frau unter harten Stuhlgang.

Während der Schwangerschaft fahren die Hormone Achterbahn. Dein ganzer Körper ist in heller Aufregung, denn er muss sich nun darauf konzentrieren, deinen Nachwuchs zu versorgen. Von dieser ganzen Aufregung bleibt einer jedoch komplett unbeeindruckt: der Darm. Ganz im Gegenteil zu deinem restlichen Körper, beobachtet man, dass der Darm häufig träge wird.

Doch nicht nur während der Schwangerschaft kann Darmträgheit dir zu schaffen machen. Auch in der anschließenden Zeit des Wochenbetts und während der Stillzeit treten häufig Schwierigkeiten bei der Darmentleerung auf.

Die Ursachen für Verstopfung während Schwangerschaft und Stillzeit sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch vermutet, dass die weiblichen Sexualhormone dafür verantwortlich sind. Damit die Gebärmutter sich während der Schwangerschaft vergrößern kann, wird sie durch Hormone, wie Progesteron, sozusagen entspannt. Wäre dies nicht der Fall, könnte es zu vorzeitigen Wehen kommen. Hinter der Gebärmutter liegt der Darm. Und dieser scheint einiges von der Entspannung der Gebärmutter abzubekommen. Nur leider wirkt sich diese Entspannung im Falle des Darms negativ aus.

Frau stillt ihr Baby

Auch während der Stillzeit können Schwierigkeiten bei der Darmentleerung auftreten.

Die Geburt an sich stellt eine erhebliche körperliche Belastung dar. Darunter kann auch der Darm leiden. Bei einem Kaiserschnitt unter Vollnarkose tritt eine Verstopfung häufig postoperativ auf. Auch nach der Geburt befindet sich der Hormonhaushalt einer frisch gebackenen Mutter noch in Aufruhr. So kommt es, dass die Darmbeweglichkeit nicht gleich wiederhergestellt werden kann. Bis sich alle Körperfunktionen wieder normalisiert haben, vergeht einige Zeit. Auch der veränderte Schlaf-Wach-Rhythmus einer jungen Mutter, ihr Stress durch die ungewohnte Situation und eine unregelmäßige Nahrungsaufnahme bringen den Darm auch nach der Geburt des Kindes weiterhin durcheinander.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Fetus während der Schwangerschaft wächst und an Gewicht zulegt. Die zunehmende Größe der Gebärmutter schränkt jedoch den für den Darm vorhandenen Platz zunehmend ein. Und das steigende Gewicht lastet auf dem Darm. Kein Wunder also, dass der Darm sich nicht mehr so frei bewegen kann, wie er es zuvor gewohnt war.

Durch die Trägheit des Darms verlängert sich die Transit- oder Passagezeit, die der Darm für den Transport des Speisebreis benötigt. Auf seinem Weg durch den Darm wird dem Speisebrei Wasser entzogen. Je länger sich der Speisebrei im Darm befindet, desto größer ist der Wasserentzug und desto härter wird der Stuhl. Letztlich äußern sich die Probleme beim Nahrungstransport häufig durch Verdauungsbeschwerden in Form einer Verstopfung.

Während der Schwangerschaft muss der Körper mehr Blut produzieren als zuvor. Dadurch kommt es oftmals zu einer Unterversorgung mit Eisen. Häufig wird dann dazu geraten, Eisen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Eine häufige Nebenwirkung dieser Eisenpräparate ist jedoch leider Verstopfung.

Auch während der Stillzeit kann die erneute Hormonumstellung eine Verstopfung hervorrufen. Großen Einfluss auf die Darmtätigkeit hat der veränderte Tagesrhythmus. Da die Bedürfnisse deines Babys nun im Vordergrund stehen, kann es vorkommen, dass du deinen Stuhlgang unbewusst unterdrückst.

Der regelmäßige Stuhlgang der Mutter scheint in der Stillzeit häufig eine untergeordnete Rolle zu spielen. Das Unterdrücken des Stuhlgangs aus Angst vor Schmerzen, die beim Stuhlgang, z.B. durch einen Dammschnitt, ausgelöst werden, kann ebenfalls zu einer Verstopfung führen.

In der Regel stellt eine schwangerschaftsbedingte Verstopfung keine gesundheitliche Gefahr dar. Wenn die Symptome jedoch längere Zeit anhalten, solltest du einen Arzt aufsuchen, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen.

Gegen Verstopfung kannst du was tun – Mögliche Hilfsmittel

Wenn du unter hartem Stuhlgang während deiner Schwangerschaft oder Stillzeit leidest, solltest du die folgenden Tipps beherzigen:

1. Ernähre dich richtig

Ballaststoffe wirken verdauungsanregend. Daher solltest du auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten. Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Flohsamen und Leinsamen, Weizenkleie, Nüsse und auch Dörrobst regen deine Verdauung an.

Lebensmittel, die die Verdauung hemmen, solltest du hingegen meiden. Dazu zählen Schokolade, Chips, Karotten, Eier, rotes Fleisch, weißer Reis, Weißmehlprodukte und Cornflakes.

Mehr über die richtige Ernährung bei Verstopfung kannst du in unserem Artikel „Essen bei Verstopfung: Diese Lebensmittel kurbeln deinen trägen Darm an“ nachlesen.

Mittel gegen Verrstopfung, Weizenkleie mit vielen Ballaststoffen

Achte auf eine ballaststoffreiche Lebensmittel wie Weizenkleie, um deine Verdauung anzuregen.

2. Kaue dein Essen

Um deinen Darm zu entlasten, solltest du dein Essen so gut wie möglich bereits im Mund zerkleinern. Außerdem ist das Einspeicheln der Nahrung für ihren reibungslosen Transport durch den Körper erforderlich.

3. Trinke ausreichend

Um den Nahrungsbrei geschmeidig zu machen, ist ausreichend Flüssigkeit erforderlich. So kann dieser leichter durch den Darm transportiert werden. Mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees pro Tag sind empfehlenswert. Es spricht auch nichts dagegen, hin und wieder eine Fruchtsaftschorle oder Limonade zu trinken. Sie sollten allerdings in Maßen konsumiert werden.

4. Bewege dich

Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte deine Bewegung nicht zu kurz kommen. Dabei solltest du es jedoch nicht übertreiben. Sanfte Bewegungen, wie z.B. beim Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren oder bei der Schwangerschaftsgymnastik, aktivieren deinen Körper. Auch mit Yoga bringst du deinen Stoffwechsel bei Verstopfung in Schwung. Um dir mit deinen sportlichen Aktivitäten jedoch nicht zu schaden, solltest du diese am besten vorab mit deinem Arzt besprechen.

5. Nimm dir Zeit

Um dich psychisch nicht unter Druck zu setzen, weil du dir wünschst, endlich wieder normalen Stuhlgang zu haben, solltest du dir für deinen Gang zur Toilette ausreichend Zeit nehmen. Machst du dir deswegen Stress, verstärkt dies die Verstopfung eher, als sie zu beseitigen.

6. Führe ein Tagebuch

Notiere dir, wann du Stuhlgang hattest und ob dieser z.B. besonders hart war. Auch ein solches Tagebuch hat Auswirkungen auf deine Psyche. Denn insbesondere durch deinen neuen Tagesablauf kann es gut sein, dass du denkst, du hättest schon ewig keinen Stuhlgang mehr gehabt. Ein Blick in dein Tagebuch kann hier zu deiner Beruhigung beitragen. Des Weiteren dient es als gute Basis für ein Gespräch mit deinem Arzt.

Schwangere Frau führt ein Tagebuch über ihren Stuhlgang
7. Frag bei der Einnahme von Abführmitteln deinen Arzt

Es stehen Abführmittel zur Behandlung einer Verstopfung zur Verfügung. Medikamentös sollte eine Verstopfung während der Schwangerschaft oder Stillzeit nur unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.

Verstopfung und harter Stuhlgang in der Stillzeit und Schwangerschaft

Die Ursachen für harten Stuhl während der Schwangerschaft und Stillzeit sind vielfältig. Eine einheitliche wissenschaftliche Erklärung gibt es bisher nicht. Sehr wohl gibt es jedoch Faktoren, die eine Verstopfung bei werdenden oder jungen Müttern begünstigen können. Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, um die Darmtätigkeit anzuregen. 

Eine Behandlung von Verstopfungen während der Schwangerschaft und Stillzeit mit Arzneimitteln sollte nur unter Aufsicht eines Arztes stattfinden. Da es Unterschiede bei den Wirkstoffen gibt, die von Schwangeren und Stillenden eingenommen werden dürfen, kann sonst unter Umständen die Gesundheit des Babys gefährdet werden.

Grundsätzlich solltest du einen Arzt aufsuchen, wenn du schon längere Zeit unter hartem Stuhlgang leidest. Denn dann sollte eine ernsthafte Erkrankung durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden.

Quellen und weiterführende Literatur

Leitlinie S2k der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team  

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

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