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Du musst im Restaurant fragen, was sich hinter den Speisen verbirgt, weil dein Bauch bei bestimmten Nahrungsmitteln rebelliert? Du wirst beim Ausprobieren neuer Lebensmittel immer vorsichtiger? Wenn Essen für dich zum Krampf wird, kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit daran schuld sein.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie du Unverträglichkeiten erkennst
  • Wie man Unverträglichkeiten und Allergien unterscheidet 
  • Welche Lebensmittel häufig der Auslöser sind
  • Wie die Symptome aussehen und was dagegen helfen kann

Immer mehr Menschen klagen darüber, bestimmte Lebensmittel, z. B. Milch, Brot oder Knoblauch, nicht mehr zu vertragen und nach deren Verzehr unter Bauchschmerzen sowie -krämpfen zu leiden. Viele meinen sogar, die Auslöser ihrer Beschwerden bereits zu kennen und verfolgen deshalb mehr oder minder strikte Diäten. Studien zufolge leidet fast jeder fünfte Deutsche unter einer Laktose-Intoleranz, und nahezu jeder Dritte hat Probleme, Fruktose zu verdauen. Letzteres wird sogar mit dem Reizdarm-Syndrom in Verbindung gebracht.

Bei Zöliakie, an der rund 0,9 % der Kinder und Jugendlichen erkrankt sind, wird Gluten nicht vertragen. Im Darm sorgt es für heftige Entzündungsreaktionen, die sich in schweren Durchfällen, Krämpfen und Schmerzen äußern.

Allergie oder Unverträglichkeit: Was ist der Unterschied?

Wie kannst du Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien auf die Spur kommen? Was sollen Betroffene beachten? Hier gibt es kaum allgemeingültige Aussagen. Zudem ist vielen Menschen nicht klar, worunter sie eigentlich leiden.

Insbesondere gehen Selbsteinschätzung und Tatsachen hier oft auseinander. Bei einer Befragung von Berlinern glaubten 35% an eine nahrungsbedingte Ursache ihrer Beschwerden. Objektiv nachweisbar war die Nahrungsmittelunverträglichkeit aber nur bei 3,6 % der Befragten. 

Hinzu kommt, dass Verdauungsstörungen ohne organischen Befund und Krankheiten oft gemeinsam auftreten – und letztere wiederum auch Unverträglichkeiten begünstigen. Es ist also gar nicht so einfach, allein von deinen Beschwerden auf eine Krankheit wie etwa eine Lebensmittelallergie oder eine vorübergehende Verdauungsstörung zu schließen. Bakterielle Fehlbesiedlungen des Darms oder bestimmte Einzelsubstanzen können ebenfalls krampfartige Bauchschmerzen verursachen.

Insgesamt sind daran bei Erwachsenen jedoch eher Unverträglichkeiten als Allergien Schuld. Erste Hinweise auf eine Allergie liefern mitunter Symptome außerhalb des Verdauungstrakts, etwa Schleimhautschwellungen oder Rötungen der Haut. Eine Sensibilisierung gegenüber bestimmten Allergenen lässt sich durch die Ermittlung spezifischer IgE-Antikörper im Blut oder Haut-Tests nachweisen.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung sind Erdbeeren:

Eine echte Erdbeer-Allergie würde sich noch beim oder kurz nach dem Verzehr als eine Hautrötung, Jucken oder gar Anschwellen der Schleimhäute zeigen. Bei einer Unverträglichkeit z.B. gegenüber zu viel Fruchtzucker in den Erdbeeren treten erst eine Weile nach dem Verzehr Symptome wie Bauchdrücken, Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Bauchgeräusche oder Durchfall auf.

Letztlich sind individuelle Auslöser oft aber erst durch Führen eines Ernährungstagebuchs, einer Ausschlussdiät oder eines Provokationstests zu finden.

Die Ermittlung einer Intoleranz gegen Laktose, Fruktose oder Sorbit gelingt leichter, z. B. mit H2-Atemtests. Nach der Aufnahme dieser Stoffe steigt bei einer Unverträglichkeit der Wasserstoffgehalt der Atemluft an.

Weitere Informationen zu spezifischen Allergien und Unverträglichkeiten findest du in unseren Artikeln zu Fruktoseunverträglichkeit und Unverträglichkeit von Zwiebeln.

Welche Nahrungsmittel sind Auslöser für Unverträglichkeiten?

Als Hauptallergene gelten in Europa Weizen, Milch, Ei, Soja, Nüsse und Meeresfrüchte. Zu den nicht übers Immunsystem vermittelten Intoleranzen führen hingegen vor allem Laktose, Fruktose, Sorbit oder eine erhöhte Gluten- bzw. Weizensensibilität. Auch der Verzicht auf histaminhaltige Lebensmittel (z. B. Rotwein, Käse, Thunfisch, Nüsse) kann helfen.

Insbesondere scheint die „Laktoseintoleranz“, also Probleme bei der Verdauung von Milchzucker, zuzunehmen. Die Milchzuckerunverträglichkeit wird durch einen Mangel bzw. Aktivitätsverlust des Enzyms Lactase in der Dünndarmschleimhaut verursacht – Blähungen oder Bauchkrämpfe folgen. Sie treten meist erst im Erwachsenenalter auf, da sich die Enzymaktivität mit zunehmendem Alter abschwächt. Das Beste in diesem Fall: Laktose eher meiden und auf Milch-Alternativen zurückgreifen.

Säuerliche Naturjoghurts und bestimmte, lang gereifte Käsesorten haben aufgrund der bakteriellen Fermentierung so gut wie keinen Milchzucker mehr – hier gibt es grünes Licht! Vorsicht bei industriell hergestellten Lebensmitteln wie Fertiggerichten oder Soßen: Diesen ist oft Laktose zugesetzt, um die  Konsistenz zu verbessern.

Betroffene leiden besonders unter den begleitenden Bauchschmerzen und -krämpfen. Geringe Mengen bereiten jedoch meist keine Schwierigkeiten, weshalb etwa laktosehaltige Arzneimittel in der Regel auch für Menschen mit Laktoseintoleranz geeignet sind. 

Wie entstehen diese Symptome und was kann helfen?

Bauchschmerzen sind generell die führenden Verdauungsbeschwerden bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Beschwerden werden oft aber durch eine Verkrampfung der Muskulatur der Bauchorgane verursacht.  Herkömmliche Schmerzmittel beseitigen diese Ursache nicht, sondern unterdrücken lediglich das Schmerzempfinden.

Spasmolytika, also Krampflöser, wie etwa  Butylscopolamin sind in diesem Fall eine gute Empfehlung. In der aktuellen S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom werden Spasmolytika zur Schmerztherapie im Gegensatz zu peripheren Analgetika, wie z. B. ASS oder Ibuprofen und Opioiden bzw. Opioidagonisten, die etwa bei Tumorschmerzen eingesetzt werden, empfohlen. Langfristig sollten Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten die als kritisch erkannten Stoffe eher meiden.

Quellen:

  • www.dlr.rlp.de
  • www.aerzteblatt.de
  • de.statista.com
  • DiNicolantonio JJ, Lucan SC. Is fructose malabsorption a cause of irritable bowel syndrome? Med Hypotheses 2015; 85: 295-297
  • Zuberbier T et al. Prevalence of adverse reactions to food in Germany – a population study. Allergy 2004; 59: 338–345

Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team 

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

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