Unsere Inhalte sind pharmazeutisch und medizinisch geprüft. |
Kennst du das Problem, nicht zu „können“? Dann geht es dir wie rund 25 Prozent aller Deutschen. Zum Glück gibt’s allerlei Hausmittel und Medikamente, um deinen Darm wieder in Schwung zu bringen!
Verstopfung: Krankheit oder Symptom?
Eine Verstopfung, im medizinischen Fachjargon auch Obstipation genannt, gehört zu den häufigsten Darmbeschwerden überhaupt. Rund jeder vierte Deutsche hat laut einer Statistik des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der ABDA-Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände regelmäßig mit Verstopfungen zu kämpfen.
Die Symptome sind dir wahrscheinlich nicht fremd:
- Klumpiger, harter Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
- Gefühl einer anorektalen Blockade
- Anstrengung beim Stuhlgang
- Starkes Pressen
- Weniger als drei Stuhlgänge in der Woche
Kann der Darm die unverdauten Speisereste nicht wie gewohnt abtransportieren, verbleibt der Stuhl im Enddarm. Dort wird ihm ständig Wasser entzogen. In der Folge wird der Stuhl so hart, bis er oft nur noch unter körperlicher Anstrengung in kleinen Klümpchen ausgeschieden werden kann. Ein Vorgang, der mitunter sehr schmerzen kann.
Dabei sind die Leitsymptome einer chronischen und akuten Verstopfung gleich. Bloß die Dauer variiert. Eine akute Verstopfung lässt sich meist innerhalb weniger Tage lösen. Von einer chronischen Verstopfung ist die Rede, wenn seit mindestens drei Monaten eine subjektiv problematische Stuhlentleerung besteht, die von den oben genannten Symptomen begleitet wird.
Die gute Nachricht: Eine Verstopfung ist primär ein Symptom. Insbesondere die chronische Verstopfung hat jedoch einen Krankheitswert und schränkt die Lebensqualität deutlich ein. Häufig ist die Ursache von chronischer Verstopfung nicht bekannt. In seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung wie Diabetes der Grund für eine chronische Verstopfung sein. Auch andere Grunderkrankungen wie neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson) oder die langfristige Einnahme von Medikamenten können dahinter stecken. Die akute Verstopfung hingegen kann ausgelöst werden durch eine kurzzeitige Änderung der Lebensgewohnheiten, wie zum Beispiel:
- Zunahme von Stress
- Ernährungsumstellung
- Reisen/ ungewohnte Umgebung
- Unterdrückung des Stuhlgangs (z.B. durch Ablehnung fremder Toiletten)
Übrigens: Auch Nikotin-Entzug - z.B. bei der Rauchentwöhnung - kann vorübergehend zur akuten Verstopfung führen!
Deswegen lohnt es sich, genau auf deinen Darm zu hören. Die Gründe für einen trägen Darm können ganz schön vielfältig sein:
- Bestimmte längerfristig eingenommene Medikamente (z.B. starke Schmerzmittel wie Opioide, Antidepressiva)
- Bestimmte Vorerkrankungen (z.B. Parkinson-Krankheit, Diabetes, Querschnittslähmung)
- Schwere Bewegungsstörungen des Darms (z.B. Dickdarmträgheit, Hirschsprung-Krankheit)
- Funktionelle Erkrankungen (funktionelle Obstipation, Reizdarmsyndrom)
- Hormonelle Veränderungen (sehr selten: etwa während der Schwangerschaft, der Stillzeit oder den Wechseljahren)
- Vernarbungen, Enddarmerkrankungen (z.B. Hämorrhoiden, Analfissuren, Rektozele), Passagehindernisse (z.B. Tumoren)
Kann Verstopfung gefährlich werden?
Akute Verstopfungen sind meistens nicht als gefährlich einzuordnen. Leidest du schon mehrere Wochen unter Verstopfungen und bereitet dir der Stuhlgang starke Schmerzen, solltest du aber unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Auch Begleiterscheinungen einer Verstopfung wie Blut im Stuhl, starke Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeuten und erfordern umgehend medizinische Maßnahmen.
Wirklich bedrohlich wird es dann, wenn die Diagnose Darmverschluss lautet. Dann braucht es dringend umgehende medizinische Intervention. Im Krankenhaus kann ein Arzt zum Beispiel mit einer Magensonde, Medikamenten und Infusionen weiterhelfen.
Verstopfung: Häufige Ursachen für einen trägen Darm
Da die Ursache der Verstopfung nur selten bekannt ist, ist es auch nur selten möglich, ursächlich zu behandeln. Daher wird meist symptomatisch, z.B. mit Abführmitteln oder Hausmitteln, therapiert.
Ein Blick auf die Ernährung
Wenn du selbst unter Verstopfungen leidest, hast du dir sicher schon öfter Gedanken über den Einfluss deiner Ernährung auf die Verdauung gemacht. Schließlich verarbeitet der Darm das, was wir zuvor gegessen haben.
Ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung sollten Ballaststoffe sein. Ballaststoffe werden nicht verdaut, sondern erhöhen direkt oder indirekt das Stuhlvolumen und verbessern dadurch die Stuhlkonsistenz.
Die Folge: Der Stuhl wird weich und geschmeidig. Dafür ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr besonders wichtig. Bitte beachte jedoch, dass ballaststoffreiche Kost beim Gesunden die Stuhlfrequenz und Stuhlmenge erhöht und den Stuhl weicher werden lässt. Ballaststoffarme Kost kann jedoch nicht generell als Ursache für eine Verstopfung gesehen werden. Einigen Patienten kann durch Erhöhung der Ballaststoffzufuhr geholfen werden, jedoch profitieren viele Patienten mit chronischer Verstopfung nicht von der Einnahme, da sich die Symptome verschlimmern können. Außerdem wissen wir heute, dass der Stuhl sich durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr nicht relevant beeinflussen lässt. Heißt also, es ist nicht sinnvoll, eine Verstopfung mit einer sehr hohen Flüssigkeitszufuhr behandeln zu wollen, eine normale Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2 Liter pro Tag reicht aus. Übrigens: Das Märchen von der stopfenden Banane ist genau das: ein Märchen. In Wirklichkeit regen Bananen die Verdauung sogar an und sind reich an Ballaststoffen.
Dass sie gerade bei Durchfallerkrankungen häufig gereicht werden, hängt vor allem mit ihrer Konsistenz zusammen. Zerdrückte Bananen können den Darm schonend an feste Nahrung gewöhnen. Allerdings sollte es sich dabei um reife Früchte handeln, da unreife (grüne) Bananen aufgrund ihres hohen Stärkeanteils eine leicht stopfende Wirkung haben.
Mehr zum Thema: Essen bei Verstopfung: Diese Lebensmittel helfen deinem Darm
Auch dein Darm braucht Bewegung!
Bis zu einem gewissen Grad, kann die Darmfunktion mit der Bewegung in Zusammenhang stehen. Das ist insbesondere bei bettlägerigen Patienten zu beobachten. Hier liegt die Ursache der Verstopfung in einem Bewegungsmangel.
Heutzutage erfordern außerdem viele Jobs stundenlanges Sitzen am Schreibtisch. Der Weg nach Hause wird meist mit Bus und Bahn oder mit dem Auto erledigt. Da bleibt kaum noch Zeit, um sich körperlich zu betätigen, geschweige denn Sport zu treiben.
Insgesamt beobachtet man jedoch, dass sich Patienten mit Verstopfung nicht weniger bewegen als Patienten ohne Verstopfung. Es ist unklar, ob sich ein Trainingsprogramm positiv auf die Verstopfung auswirkt. Als alleinige Therapie zur Behandlung der Verstopfung ist es nicht geeignet. Dennoch ist es generell empfehlenswert, sich regelmäßig zu bewegen und sich so fit zu halten.
Du musst dich allerdings nicht direkt auf den nächsten Marathon vorbereiten. Wichtig ist es, regelmäßige Bewegungseinheiten in deinen Alltag zu integrieren. Geh öfter zu Fuß, steige Treppen, wo andere den Aufzug nehmen, oder plane nach dem Essen einen kurzen Verdauungsspaziergang ein. Auch regelmäßige Gymnastikübungen, Fahrradfahren und natürlich sämtliche andere Sportarten halten dich in Schwung. Sieh dir doch mal unseren Yoga-Ratgeber an. Dort verraten wir dir 5 Yoga-Übungen gegen Verstopfung.
Verstopfung als Folge von Medikamenten
Hin und wieder werden Verstopfungen als Nebenwirkung eines Arzneimittels angegeben. Bedingt durch deren Wirkmechanismus kann eine Verstopfung begünstigt werden.
Diese Arzneimittel können sich beispielsweise hemmend auf die Darmtätigkeit auswirken. Es gehören dazu:
- Bestimmte Schmerzmittel
- Antidepressiva
- Anticholinergika (Medikamente gegen Inkontinenz)
- Neuroleptika (Beruhigungs- und Einschlafmittel)
- Antiepileptika (Arzneimittel gegen Epilepsi)
- Bestimmte Mittel gegen Husten
- Eisentabletten
- Blutdrucksenker
- Entwässerungskapseln
Ist die Einnahme eines oder mehrerer Medikamente die Hauptursache für die Verstopfung, solltest du unbedingt darauf verzichten, eigenmächtig etwas an deiner Medikation zu ändern. Sprich stattdessen mit deinem Arzt über die Probleme. In der Regel sind es mehrere, sich gegenseitig beeinflussende Faktoren, die zu Verstopfung führen. Dies gilt insbesondere bei chronischen Beschwerden.
Die besten Hausmittel: Das hilft bei akuter Verstopfung
Um eine akute Verstopfung schnell wieder loszuwerden, ist es wichtig, den Darm schonend und dauerhaft am Laufen zu halten. Dafür gibt es eine Vielzahl bewährter Hausmittel.
Obgleich sie keine Behandlung mit eigens dafür entwickelten Medikamenten ersetzen, könntest du folgende Maßnahmen mal ausprobieren.
DÖRROBST GEGEN VERSTOPFUNG
Gedörrte Früchte sind reich an Ballaststoffen. Aufquellende Zellulose kurbelt die Verdauung an und löst so die Verstopfung. Vor allem Pflaumen besitzen einen hohen Anteil an löslichen Ballaststoffen und Sorbit. Diese sammeln Wasser im Stuhl und machen den Stuhlgang somit leichter.
Dadurch wirken sie im Darm zusätzlich stuhlauflockernd und haben sich als besonders wirksames Hausmittel gegen Verstopfungen erwiesen. Das gilt übrigens auch für Pflaumensaft und Pflaumenmus.
SAUERKRAUTSAFT GEGEN VERSTOPFUNG
Die vielen im Sauerkrautsaft enthaltenen Milchsäurebakterien (Probiotika) regen die Verdauung an. Insbesondere auf nüchternen Magen genossen entfaltet der Saft schnell seine Wirkung, weshalb er vor Fastenkuren häufig zur Darmreinigung bzw. beschleunigten Darmentleerung verwendet wird.
FLOHSAMEN GEGEN VERSTOPFUNG
Durch ihre hohe Bindefähigkeit eignet sich diese indische Heilpflanze gut als Mittel gegen Verstopfung. Flohsamen werden mit Wasser eingenommen und quellen auf dem Weg durch den Darm auf. Die in den Flohsamen enthaltende Flüssigkeit lockert hier den Stuhl auf und macht ihn geschmeidig. Darüber hinaus wird der Darm durch das erhöhte Volumen angeregt und der Stuhlgang durch die in den Flohsamen enthaltenen Schleimstoffe besonders gleitfähig gemacht.
WIE PROBIOTIKA BEI VERSTOPFUNG HELFEN KÖNNEN
Probiotika sind Mikroorganismen, die in unserem Darm dafür sorgen, dass unser Verdauungsapparat problemlos seinen Dienst verrichten kann. Sie unterstützen die Darmflora, indem sie unter anderem die Laktoseverdauung fördern. Sie verdrängen gesundheitsschädliche Keime und fördern die Ansammlung von gesunden Milchsäurebakterien. Außerdem stärken sie die Darmwände und unterstützen dadurch die Abwehrkräfte des Körpers. Probiotika kommen vor allem in Milcherzeugnissen vor. Aber eben auch besagtes Sauerkraut und anderes milchsauer, vergorenes Gemüse gelten als besonders reich an probiotischen Bakterien. In der Apotheke sind die Mikroorganismen zudem in Kapsel- und Pulverform erhältlich.
Medikamente gegen Verstopfung
Wenn du mit Hausmitteln keine Erfolge erzielst oder dich lieber an kundiges Fachpersonal wenden möchtest, hast du in der Apotheke die Möglichkeit, dich ausführlich zu den unterschiedlichsten Arzneimitteln beraten zu lassen. Die Packungsbeilage der Arzneimittel gibt Aufschluss darüber, welche Dosierung welcher Wirkung entspricht, und auch, wann genau damit zu rechnen ist.
Beispiele für Wirkstoffe, die zur Behandlung von Verstopfung eingesetzt werden, sind:
- Bisacodyl
- Natriumpicosulfat
- Macrogol
- Anthrachinone
- Sorbit
- Glaubersalz, Bittersalz
Leidest du schon lange unter Verstopfungsbeschwerden, ist der Gang zu einem Arzt unerlässlich. Er kann dir helfen, die für deine Bedürfnisse richtigen Arzneimittel zu finden.
Was hilft gegen Verstopfung?
Um eine akute Verstopfung zu lösen, gibt es viele Möglichkeiten. Hausmittel wie Ballaststoffe, Probiotika, Sauerkrautsaft oder Dörrobst können den Darm wieder in Schwung bringen. Zusätzlich gibt es in Apotheken wirksame Abführmittel, die die Verdauung wieder auf Kurs bringen.
Sollte eine Verstopfung häufiger auftreten, hilft es allerdings, den möglichen Ursachen mehr Beachtung zu schenken. Hast du dauerhaft zu viel Stress, nimmst du womöglich Medikamente, deren Nebenwirkungen Verstopfungen hervorrufen können, oder leidest du an einer Grunderkrankung, die Verstopfung auslösen kann?
Bei chronischer Verstopfung und bei Begleitsymptomen wie Blut im Stuhl, Übelkeit und starken Schmerzen benötigt es den Rat eines Arztes.
Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Digestio Community Team
Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.
Weiterlesen
Reizdarm und Corona: Macht uns die Pandemie Bauchschmerzen?
23.07.2021
Welchen Einfluss haben Corona und das Leben im Lockdown auf deinen Bauch? Erfahre es hier!
Folgen von Bewegungsmangel: Sitzen ist das neue Rauchen
21.02.2021
Bewegungsmangel kann schwere Folgen nach sich ziehen. Hier erfahrt ihr hilfreiche Tipps, um in Bewegung zu bleiben.
Zu wenig trinken = Gewichtszunahme: Stimmt das?
21.02.2021
Führt zu wenig trinken zur Gewichtszunahme? Wir gehen der Frage nach und geben Tipps zur regelmäßigen Wasserzufuhr.
MAT-DE-2004695, MAT-DE-2004697, MAT-DE-2004716, MAT-DE-2004718, MAT-DE-2004723, MAT-DE-2004732 11/2020