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Ein Baby mit Hamsterbäckchen kann sehr niedlich aussehen. Doch was, wenn der Babyspeck mit den Jahren nicht verschwindet oder sogar mehr wird? Übergewichtigen Kindern können gefährliche Konsequenzen – gesundheitlich und psychisch – drohen, wenn nichts dagegen unternommen wird. Wir klären auf, was der Stoffwechsel damit zu tun hat und wie vorzugehen ist, wenn ein Kind übergewichtig ist.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Warum der Stoffwechsel bei Kindern eine besonders große Bedeutung hat
  • Welche Stoffwechselstörungen bei Kindern zu Übergewicht führen können
  • Wie bei Übergewicht durch Stoffwechselstörungen vorzugehen ist
  • Warum auch die Lebensweise der ganzen Familie sehr wichtig ist

Warum kann eine Stoffwechselstörung zu Übergewicht führen?

Der Stoffwechsel (Metabolismus) ist ein lebenswichtiger Prozess, da durch ihn Energie aus Nahrungsmitteln gewonnen wird. Der Körper kann diese Energie entweder sofort für verschiedene Prozesse nutzen oder sie einspeichern, falls zum aktuellen Zeitpunkt zu viel vorhanden ist. Kohlenhydrate werden in Form von Glykogen in Muskeln und Leber eingespeichert und Fette im Fettgewebe.

Ein funktionierender Stoffwechsel ist besonders für Kinder ausgesprochen wichtig, da sie viel Energie zum Wachsen und für ihre Entwicklung benötigen. Umso gravierender ist es, wenn eine Stoffwechselstörung vorliegt, bei der die Energie nicht korrekt verwertet werden kann.

Bestimmte Arten von Stoffwechselstörungen wie eine Unterfunktion der Schilddrüse oder Störungen des Fettstoffwechsels können zu Gewichtszunahme und ggf. Übergewicht führen. Dies liegt daran, dass sie den Stoffwechsel verlangsamen oder eine Fetteinlagerung begünstigen. Bei weiterem Voranschreiten der Gewichtszunahme droht Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt. Diese sehr ausgeprägte Form von Übergewicht geht meist mit ernstzunehmenden Folgeerkrankungen und Risiken einher. Spätestens, wenn ein Kind adipös ist, muss daher schnellstens durchgegriffen werden.

Ob ein Kind übergewichtig oder adipös ist, lässt sich anhand des BMIs (Body Mass Index) berechnen. Jedoch gelten hier nicht dieselben Richtlinien wie für erwachsene Menschen, denn die Auswertung ist bei Kindern deutlich komplexer. Hierzu werden sogenannte Perzentilkurven herangezogen, welche das Geschlecht und das Alter genau berücksichtigen. Jungen im Alter von 3 bis 7 Jahren gelten beispielsweise ab einem BMI von 18 kg/m2 als übergewichtig und ab einem BMI von 19-20 kg/m2 als adipös.

Was können die Ursachen für Übergewicht bei Kindern sein?

1,9 Millionen Kinder in Deutschland sind übergewichtig. Das sind 15% aller Kinder, wovon fast die Hälfte sogar adipös, also stark übergewichtig ist. Der Trend ist beängstigend, denn in den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl verdoppelt. Doch was sind die Ursachen für diese beängstigende Datenlage?

Ein wesentlicher Grundstein für die spätere Körperkomposition wird bereits in der Schwangerschaft gelegt. Man weiß heute: Ist die werdende Mutter übergewichtig, so ist dies häufig die Ursache dafür, dass auch das Kind mit einem erhöhten Körperfettanteil zur Welt kommt. Meist sind diese Säuglinge größer und schwerer als die von normalgewichtigen Müttern.

Zudem können Kinder von Müttern, die Diabetes haben, selbst Stoffwechselerkrankungen entwickeln, die nicht durch das Erbgut bedingt sind. Das Risiko eines beeinträchtigten Glukosestoffwechsels ist schon als Baby vierfach erhöht und auch typische Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz und Diabetes drohen.

Überprüfung des Erbguts auf Stoffwechselstörungen

Bei Säuglingen wird in Deutschland routinemäßig nach der Geburt ein sogenanntes Neugeborenen-Screening durchgeführt. Ziel ist es, das Erbgut und die Gene auf mögliche Mutationen, also Fehler in der DNA, zu überprüfen. Auf diese Weise können eine Reihe an genetisch bedingten Stoffwechselstörungen sofort erkannt werden. Dies ist wichtig, um frühzeitig mit einer medikamentösen Behandlung zu beginnen, falls diese erforderlich ist.

Schon direkt nach der Geburt werden Kinder in Deutschland auf mögliche Stoffwechselstörungen getestet.

Es kann jedoch sein, dass seltenere Stoffwechselstörungen nicht in diesem Screening enthalten sind. Daher sollte umgehend ein Kinderarzt besucht werden, wenn ein Kind Übergewicht hat und/oder einige der folgenden Symptome zutreffen:

  • Gewichtszunahme trotz gesunder Ernährung und viel Bewegung
  • Ständige Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Andauernde Appetitlosigkeit
  • Häufige Verdauungsprobleme wie Magenkrämpfe oder Bauchschmerzen
  • Ständiges Frieren
  • Häufig kalte Hände und Füße
  • Schmerzen in den Muskeln

Weitere Ursachen für Stoffwechselstörungen bei Kindern

Zudem ist es möglich, dass andere Erkrankungen des Stoffwechsels vorliegen, die nicht durch die Gene bedingt sind – beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse. Hierbei verlangsamt sich der Stoffwechsel, sodass es trotz gesunder Ernährung mitunter nicht möglich ist abzunehmen.

Diese und andere Erkrankungen wie ein Mangel an Enzymen oder Störungen der Leber kann ein Arzt mithilfe bestimmter Stoffwechselstörungs-Tests identifizieren und schließlich eine geeignete Behandlung und Therapie festlegen.

Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel als häufigste Ursache für Übergewicht

Neben den vielen Arten von Stoffwechselstörungen ist jedoch vor allem in der heutigen Zeit auch die Lebensweise oft eine Ursache von Übergewicht. Kinder, die viel Zeit vor dem Smartphone, Laptop und Fernseher verbringen und möglicherweise noch dazu viele Fertiggerichte und Süßigkeiten essen, entwickeln schnell Übergewicht. Mangelnde Bewegung und schlechte Essgewohnheiten sind heutzutage der Hauptgrund für ein Zuviel auf der Waage – bei Erwachsenen wie bei Kindern.

Daher kann nicht so einfach bestimmt werden, ob das Übergewicht nur durch eine Stoffwechselstörung entstanden ist, oder ob vielleicht auch der Lebensstil mitverantwortlich dafür ist.

In den meisten Fällen ist es keine Stoffwechselstörung, sondern ein ungesunder Lebensstil, der Übergewicht bei Kindern verursacht.

Die Folgen von Übergewicht im Kindesalter

Generell ist bei übergewichtigen Kindern die körperliche Fitness beeinträchtigt. Die Ausdauerfähigkeit ist reduziert und das Herz-Kreislauf-System wird stärker belastet, was das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht.

Zudem leiden 85% der übergewichtigen Kinder auch im Erwachsenenalter unter Übergewicht. Das Risiko, Diabetes Mellitus Typ 2 oder andere Stoffwechselstörungen zu entwickeln steigt. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen und der Körperfettanteil nimmt von Jahr zu Jahr weiter zu, so drohen gravierende Risiken wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Weitere Hintergründe und Risikofaktoren haben wir in unserem Artikel zum Thema Übergewicht durch Stoffwechselstörungen zusammengefasst.

Ein weiterer Aspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden: Neben den möglichen gesundheitlichen Beschwerden kann auch die Psyche des Kindes leiden. Ein geringes Selbstbewusstsein, Schamgefühle und auch Mobbing durch andere Kinder können Folgen von Übergewicht im Kindesalter sein.

Was können Eltern gegen Übergewicht bei ihren Kindern tun?

Eltern von übergewichtigen Kindern sollten alles unternehmen, um bei der Gewichtsreduktion zu helfen. Hierzu gehört einerseits die Klärung durch einen Arzt, ob eine Stoffwechselstörung vorliegt. Zudem müssen aktiv Maßnahmen ergriffen werden, um das Abnehmen zu ermöglichen. Nur auf diesem Wege kann der Pfad in Richtung einer Besserung eingeschlagen werden.

Ärztliche Untersuchung und Behandlung

An erster Stelle steht der Besuch beim Kinderarzt, welcher den gesundheitlichen Status und mögliche Stoffwechselstörungen feststellen kann. Wenn eine Erkrankung vorliegt, kann es sein, dass eine Behandlung des Übergewichts mit Medikamenten notwendig wird. Dadurch können Symptome abgeschwächt und mitunter auch eine Gewichtsabnahme erleichtert werden.

Da jedes Krankheitsbild anders aussieht, gibt es keine universelle Behandlungsmethode. Der Arzt muss alle individuellen Faktoren berücksichtigen und entscheidet daraufhin, welche Therapie und ob ggf. Medikamente notwendig sind. In der Regel weist der Arzt darauf hin, dass ergänzend zu einer möglichen Medikamentengabe auch Ernährung und Bewegung wichtige Bestandteile der Therapie sind.

Gesunde Ernährung soll Spaß machen

An erster Stelle steht die Ernährung - egal, ob das Kind Übergewicht durch eine Stoffwechselstörung hat oder aus anderen Gründen. Sie sollte vor allem aus frischem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorn- und Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch bestehen. Aus zwei Gründen sollten die Eltern ihrem Kind vermitteln und auch vorleben, wie eine solche gesunde Ernährung aussieht:

  • Kinder brauchen für ihre Entwicklung genügend Mikronährstoffe, damit alle Körperfunktionen und Wachstumsprozesse optimal ablaufen können. Diese bekommen sie nur durch eine ausgewogene Ernährung mit größtenteils frischen Lebensmitteln.
  • Kinder werden in ihrem jungen Alter geprägt: Sie müssen lernen, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist, denn das legt den Grundstein für ihre Zukunft im Erwachsenenalter. Im Idealfall sollte eine gesunde Ernährung „normal” sein, wohingegen Fastfood und Süßigkeiten eine Ausnahme darstellen.

Dies kann nur funktionieren, wenn Kinder lernen, dass gesunde Ernährung auch schmecken kann. Daher sollten sie niemals gezwungen werden, Brokkoli, Spinat und Vollkornbrot zu essen. Vielmehr ist es sinnvoll, ihnen spielerisch und Schritt für Schritt beizubringen, gesunde Lebensmittel zu essen.

Der Besuch in Fastfood-Restaurants und bei All-you-can-eat-Buffets ist möglichst komplett zu vermeiden, ebenso wie volle Süßigkeiten-Vorräte Zuhause, an denen sich das Kind jederzeit bedienen kann.

Sport und regelmäßige Bewegung

In Zeiten, in denen Smartphones und Computerspiele die Welt regieren, kann es schwer sein, Kinder zu sportlichen Hobbies zu motivieren. Doch körperliche Aktivität ist unverzichtbar für eine gesunde Entwicklung und auch beim Abnehmen bietet sie große Unterstützung.

Ein gesundes Kind bewegt sich in der Regel von allein gern und viel. Doch je mehr Übergewicht es hat, desto anstrengender ist Bewegung und desto weniger Spaß macht diese. Daher ist es wichtig, dass Kinder ebenso wie bei der Ernährung nicht gezwungen werden, Sport zu machen. Schlimmstenfalls entwickeln sie dadurch eine noch größere Abneigung dagegen.

Die bessere Alternative: Das Kind sollte ein Hobby haben, welches Spaß macht. Ein Hobby, bei dem es sich viel bewegt und die Anstrengung dabei nicht bewusst wahrnimmt. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei einigen Sportarten droht übergewichtigen und adipösen Kindern eine starke Belastung ihrer Gelenke. Daher sollte im Vorfeld mit dem Arzt abgeklärt werden, welcher Sport mit dem aktuellen Körpergewicht in Ordnung ist.

Gemeinsam gesund leben – die beste Lösung

Dem Kind zu erklären, dass Obst und Gemüse gesund sind und Sport wichtig ist, wird unter Umständen zu geringen Erfolgen führen, wenn die Eltern selbst nicht nach diesem Prinzip leben. Daher ist es ratsam, dass für jedes Familienmitglied die gleichen Regeln gelten. Hierzu hilft es, sämtlichen Süßkram und Knabbereien aus dem Haushalt zu verbannen und dauerhaft nur gesunde Lebensmittel vorrätig zu haben.

Auch gemeinsame Aktivitäten an der frischen Luft bringen nicht nur Vorteile für die Gesundheit, sondern fördern auch die Beziehung zueinander. Fahrradtouren, Spaziergänge und Schnitzeljagden (mit gesunden Belohnungen) können regelmäßig in den Alltag eingebunden werden, sodass Bewegung zur Normalität wird. Und wenn nach einem anstrengenden Ausflug gemeinsam in der Küche frisch gekocht wird, rundet das den Tag perfekt ab.

Gemeinsames Kochen mit der Familie kann Kindern gesunde Ernährung auf spielerische Weise schmackhaft machen.

Übergewicht bei Kindern: Ist der Stoffwechsel schuld?

Der Stoffwechsel ist ein lebenswichtiger Prozess, der eine normale Entwicklung im Kindesalter ermöglicht. Störungen des Metabolismus können unter anderem zu Energielosigkeit, Gewichtszunahme und der Entwicklung von Übergewicht bis hin zu Adipositas führen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Kinder, die übergewichtig sind oder bei denen Verdacht auf eine Stoffwechselstörung besteht, umgehend dem Kinderarzt vorgestellt werden. Dieser kann anhand verschiedener Tests und Untersuchungen den gesundheitlichen Zustand ermitteln und ggf. eine Behandlung verordnen. Sie umschließt im Falle einer diagnostizierten Stoffwechselstörung häufig Medikamente, welche die Symptome abmildern und eine Gewichtsabnahme erleichtern.

Ob das Übergewicht nur aufgrund der Stoffwechselstörung entstanden ist, kann allerdings nicht so einfach festgestellt werden. Hierfür sind die Ernährung und die Bewegung des Kindes von großer Relevanz. Wenn es dauerhaft zu viele Kalorien aufnimmt als es verbraucht, nimmt es – ebenso wie ein Erwachsener – automatisch zu.

Neben Medikamenten gehört zur Therapie von Übergewicht daher meist auch eine Umstellung des Lebensstils. Es ist wichtig, dass Kinder von ihren Eltern über die Relevanz einer gesunden Ernährung aufgeklärt werden. Genauso bedeutend ist regelmäßige Bewegung. Zusammen können diese Maßnahmen eine Gewichtsreduktion deutlich erleichtern und auch den Weg in eine gesunde Zukunft ebnen.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Nicole Pilch  

Nicole Pilch hat einen Master of Science in Biotechnologie mit dem Schwerpunkt Medizin und war wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stoffwechselforschung. Danach arbeitete sie beim Produktforschungsunternehmen NSF International im Bereich der Lebensmittelanalytik, wo sie die Lebensmittelqualität beurteilte und für Kunden Texte erstellte und übersetzte. Als Redakteurin für Digestio befasst sie sich insbesondere mit ganzheitlichen Gesundheitskonzepten.

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