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„Auf dem Mars wiege ich weniger als die Hälfte. Ich bin also nicht zu dick, sondern auf dem falschen Planeten.” Die Ausreden für Übergewicht können kreativ sein. Doch handelt es sich bei Übergewicht um eine ernstzunehmende Krankheit, die mehr bedeutet als nur einige Kilos zu viel auf die Waage zu bringen. Welche Ursachen und Folgen Übergewicht haben kann und was dagegen zu unternehmen ist, erfährst du hier.
In diesem Artikel erfährst du:
- Was Übergewicht für den Körper bedeutet
- Wodurch Übergewicht entstehen kann
- Warum schnelles Handeln bei Übergewicht notwendig ist
- Was du im Alltag gegen Übergewicht unternehmen kannst
Warum habe ich Übergewicht?
Mehr als die Hälfte aller Frauen und Zwei Drittel aller Männer in Deutschland sind übergewichtig. Das sind keine schönen Fakten, denn Übergewicht bedeutet nicht nur, ein paar Kilos zu viel auf den Hüften zu haben. Viel mehr birgt es das Risiko, eine Reihe an Folgeerkrankungen zu entwickeln, da der gesamte Stoffwechsel beeinträchtigt ist. Der Stoffwechsel, auch Metabolismus genannt, ist essentiell für ein gesundes und vitales Leben. Durch ihn wird Energie aus Nahrung umgewandelt, sodass sämtliche Körperprozesse ablaufen können.
Liegt eine Stoffwechselstörung vor, kann das teils schwerwiegende Konsequenzen haben. Auch Gewichtszunahme und Übergewicht zählen dazu.
Ob jemand übergewichtig ist wird anhand des BMIs (Body Mass Index) ermittelt. Laut der WHO gilt ein BMI von mehr als 25 kg/m2 als Übergewicht. Eine noch gravierendere Form ist die Adipositas, auch als Fettleibigkeit bezeichnet. Diese liegt bei einem BMI ab 30 kg/m2 vor. Der BMI wird anhand der folgenden Formel berechnet:
BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße in m²
Adipositas: Starkes Übergewicht mit gravierenden Folgen
Adipöse Menschen haben ein noch größeres Risiko verschiedene weiterführende Erkrankungen zu entwickeln. Ein Beispiel ist Insulinresistenz, welche Vorläufer einer Diabetes Mellitus Typ 2 ist. Bei andauernder ungesunder Ernährung und wenig Bewegung drohen Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Ernährung ist ein besonders großer Faktor und häufige Ursache in Bezug auf Übergewicht. Viele übergewichtige Menschen denken, dass ihre Gene daran „schuld” sind, dass sie schnell zunehmen. Jedoch passiert es im heutigen Zeitalter zwischen zuckrigen Snacks und Fast Food schnell, dass mehr gegessen wird, als der Körper verbrennt. Die Folge: Überschüssige Energie wird in Form von Körperfett eingespeichert.
Was langsam anfängt und sich anhand von kleinen Speckröllchen bemerkbar macht, wird gefährlich schnell immer mehr. Zucker und Weißmehlprodukte sorgen im Körper für starke Blutzuckerschwankungen, was zu Heißhunger und vermehrtem Appetit führt. Isst man also vorwiegend helle Brötchen, Nudeln, Pizza, Süßigkeiten und Co, so gerät man früher oder später in einen Kreislauf aus Heißhunger und ungesunden Mahlzeiten, um diesen zu befriedigen.
Was tun, wenn eine Stoffwechselstörung für das Übergewicht verantwortlich ist?
Eine Stoffwechselstörung ist in den wenigsten Fällen die Ursache für Übergewicht. Ausnahmen sind bestimmte Erkrankungen wie eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion oder ein vererbter Enzymmangel, der z. B. den Fettstoffwechseln beeinträchtigen kann. Die Betonung liegt hier auf „unbehandelt”, denn in der Regel lassen sich Stoffwechselerkrankungen mit Medikamenten und weiteren Maßnahmen gut behandeln.
Symptome einer Stoffwechselstörung sind beispielsweise generelle Antriebslosigkeit und Müdigkeit, frieren, kalte Hände und Füße, Konzentrationsschwäche, Probleme mit der Verdauung, Bauchkrämpfe, Magenschmerzen usw. Ein weiterer wichtiger Hinweis ist die Zunahme von Gewicht trotz gesunder Ernährung und Lebensweise.
Besteht der Verdacht auf einen gestörten Metabolismus, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser ist in der Lage mittels gezielter Stoffwechsel-Tests eine Diagnose zu stellen und eine Behandlung zu erarbeiten. Eine Selbstdiagnose ist im Falle einer Stoffwechselstörung nicht möglich. In einem anderen Artikel gehen wir genauer auf Übergewicht durch Stoffwechselstörungen ein.
Wie lässt sich Übergewicht behandeln?
Bei Übergewicht handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die im Normalfall nicht mit schnellen Diäten rückgängig gemacht werden kann. Daher ist es sinnvoll den Hausarzt aufzusuchen. Dieser kann beispielsweise mittels eines Bluttests erste Auffälligkeiten im Körper erkennen. Oft leitet der Hausarzt Patienten mit einer Stoffwechselstörung anschließend an Fachärzte weiter.
Gastroenterologen und Endokrinologen sind hierbei in der Regel die Experten, welche genaue Diagnosen stellen und Behandlungsmöglichkeiten festlegen können. Zur Therapie gehören nicht selten Medikamente, die wichtig sind, um die Symptome abzumildern und den Stoffwechsel wieder möglichst gut zu normalisieren. Dabei unterscheidet sich die Therapie von Person zu Person teils stark, da jede Störung und weitere individuelle Faktoren verschieden sind.
Eine unbehandelte Stoffwechselstörung kann daher eine Gewichtsabnahme unter Umständen stark behindern. Neben Medikamenten müssen Patienten mit Übergewicht meist auch ihre Ernährungsweise und ihren Lebensstil überdenken. Oft ist es nicht nur die Stoffwechselstörung, sondern gleichzeitig auch ungesunde Lebensmittel und ein Zuviel an Kalorien, die zur Vermehrung des Fettgewebes führen.
Du solltest jedoch wissen, dass insbesondere Adipositas nicht immer heilbar ist – vor allem, wenn die Stoffwechselstörung durch das Erbgut bedingt ist und zudem über eine zu lange Zeit nichts gegen die Gewichtszunahme unternommen wurden. Der Organismus ist in solchen Fällen oft schon stark erkrankt und benötigt viel Zeit und vor allem konsequentes Handeln, um sich zu erholen. Jedoch können durch eine individuelle Therapie und eine Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten im Alltag viele Symptome gemildert werden.
Was kann ich tun, um mein Übergewicht loszuwerden?
Dir sollte bewusst sein, dass Übergewicht nicht mit ein paar Pillen verschwinden kann. Auch wenn im Falle einer Stoffwechselstörung Medikamente dabei helfen, die Symptome zu schwächen, müssen weitere Maßnahmen folgen.
Diese Maßnahmen umfassen den generellen Lebensstil: Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und Schlaf sind wichtige Grundpfeiler.
Die richtige Ernährung zum Abnehmen
Wenn du unter Übergewicht oder Adipositas leidest, solltest du in jedem Fall deinen Arzt konsultieren. Dieser kann neben der Festlegung einer Behandlung auch die richtige Ernährung mit dir abstimmen und einen Ernährungsplan erstellen. Es kommt in erster Linie darauf an, eine negative Kalorienbilanz zu erreichen, da dies eine Voraussetzung zum Abnehmen ist. Das bedeutet: Du musst weniger Kalorien essen als verbrauchen. Der tägliche Kalorienverbrauch hängt einerseits von Körpergröße und –gewicht, Geschlecht und Alter ab, andererseits auch davon wie viel du dich tagsüber bewegst.
Grundsätzlich tendieren übergewichtige Menschen oft dazu, sich von stark verarbeiteten Lebensmitteln zu ernähren. Der Haken daran ist, dass diese im ersten Moment zwar gut schmecken und ein befriedigendes Gefühl auslösen, doch binnen kurzer Zeit Lust auf mehr machen. Heißhunger und übersteigerter Appetit sind Konsequenzen.
Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, solltest du Zucker, Weißmehlprodukte und Fast Food bestenfalls ganz aus der Ernährung streichen. Stattdessen solltest du hauptsächlich auf frische Lebensmittel wie Gemüse und Obst sowie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Milchprodukte, Eier, Fleisch und Fisch setzen. Diese Lebensmittel haben zum einen meist weniger Kalorien als Fertigprodukte und zum anderen sättigen sie länger. Besonders Ballaststoffe, die in Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten stecken, erzeugen ein hohes Sättigungsgefühl.
Des Weiteren tendieren übergewichtige Menschen oft dazu, „nebenbei” zu essen; das heißt während des Fernsehens, am Handy oder vor dem Computer. Diese Angewohnheit sorgt dafür, dass das Essen und auch das Sättigungsgefühl nicht richtig wahrgenommen wird. Die Folge: Man isst über seinen Hunger hinaus. Daher ist es ratsam, sich nur auf das Essen zu konzentrieren und achtsam zu essen.
Eine heutzutage beliebte und erfolgreiche Strategie zum Abnehmen und Gewicht halten ist das Fasten. Ob Intervallfasten auf täglicher Basis oder der komplette Nahrungsverzicht für einige Tage wie es beim Heilfasten der Fall ist: Essenspausen stellen für den Körper eine enorme Erleichterung dar, verhindern Naschereien und Überessen und können somit das Abnehmen erleichtern. Zudem sorgt während des Fastens die Autophagie dafür, dass alte und unbrauchbare Zellen und Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden.
Bitte bedenke, dass auch das vorübergehende Fasten, z. B. eine Kur zum Heilfasten nicht geeignet ist, das Gewicht dauerhaft zu kontrollieren. Beim Heilfasten über eine oder mehr Wochen verliest du zwar Gewicht, jedoch ist dieses ebenso schnell wieder da, sobald du wieder wie gewohnt isst. Auch Intervallfasten kann nur als dauerhafte Ernährungsweise helfen, dein Gewicht zu kontrollieren oder es zu reduzieren. Sobald du die Fastenphasen nicht mehr einhältst und wieder mehr und öfter isst, erhöht sich auch dein Gewicht – vorausgesetzt, dein normaler Energieumsatz bleibt unverändert.
Was du tun kannst, wenn die Einnahme von Cortison für deine Gewichtszunahme verantwortlich ist, verraten wir dir hier.
Genügend Bewegung für erfolgreiches Abnehmen
Bewegung ist wichtig – doch warum eigentlich? Beim Abnehmen zählt eine negative Kalorienbilanz: Weniger Kalorien zu sich nehmen als verbrauchen ist die Devise. Durch körperliche Aktivität kann der Kalorienverbrauch pro Tag erhöht werden, sodass insgesamt mehr Energie verbrannt wird.
Doch leider haben wir in der heutigen Zeit mit perfekten Infrastrukturen, Lieferservices und Saugrobotern oft keinerlei Motivation uns zu bewegen. Wo Menschen früher kilometerlange Strecken hinter sich gelegt haben, um ihr Essen für den Abend zu sichern, kommt heute der Pizzabote von nebenan.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man sich selbst immer wieder vor Augen führt, wie wichtig die körperliche Bewegung ist. Dabei ist es weniger ratsam, sich ins Fitnessstudio zu schleppen, wenn das keinen Spaß macht. Dauerhaft klappt es nur, wenn die Aktivität Freude bereitet und keine Überwindung kostet.
Entspannung und ausreichend Schlaf: Oft unterschätzte Faktoren
Es gibt Faktoren, die dafür sorgen, dass man lieber zweimal mehr in die Chipstüte greift und zum Nachtisch noch ein Eis verdrückt: Stress und Schlafmangel. Beide sorgen für ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper, wodurch Heißhunger ausgelöst und das natürliche Sättigungsempfinden unterdrückt werden kann.
Laut einer Studie der University of California aus dem Jahre 2018 haben Menschen, die regelmäßig weniger als 7 Stunden pro Nacht schlafen, einen höheren BMI. Ähnlich sieht es mit chronischem Stress aus: Durch einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel kann vermehrt Fett, insbesondere das schädliche Bauchfett, eingelagert werden. Dieses lagert sich um und in verschiedenen Organen wie der Leber oder dem Darm an und sekretiert entzündungsfördernde Stoffe. Diese können weitere Folgeerkrankungen besonders begünstigen.
Daher ist es wichtig für genügend Entspannung, beispielsweise durch Meditation und Stimulation des Vagusnervs und gesunden Schlaf zu sorgen.
Was tun bei Übergewicht: Die richtige Behandlung finden
Übergewicht erschwert jedem Betroffenen das Leben und ist eine ernstzunehmende Krankheit. In einigen Fällen können Stoffwechselstörungen eine Ursache für die enorme Gewichtszunahme sein. Weitere Hinweise auf eine Stoffwechselstörung können Verdauungsbeschwerden, übertriebene Müdigkeit trotz genügend Schlaf, ständiges Frieren und Konzentrationsschwierigkeiten sein. Nur ein Arzt kann dann durch die richtige Diagnostik und Behandlung helfen.
Doch vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die wahre Ursache ihres Übergewichts oft in ihrer ungesunden Ernährungsweise begründet liegt. Snacks, Fastfood und Überessen führen dazu, dass mehr Kalorien aufgenommen als verbrannt werden und sich in Form von Fettpolstern im Körper ansammeln. Dauert dieser Zustand länger an, entstehen Übergewicht und Adipositas.
Neben ärztlicher Behandlung ist eine generelle Umstellung der Ernährung und des Lebensstils hin zu gesunden Lebensmitteln, viel Bewegung, Entspannung und genug Schlaf notwendig, um das Übergewicht dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Nicole Pilch
Nicole Pilch hat einen Master of Science in Biotechnologie mit dem Schwerpunkt Medizin und war wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stoffwechselforschung. Danach arbeitete sie beim Produktforschungsunternehmen NSF International im Bereich der Lebensmittelanalytik, wo sie die Lebensmittelqualität beurteilte und für Kunden Texte erstellte und übersetzte. Als Redakteurin für Digestio befasst sie sich insbesondere mit ganzheitlichen Gesundheitskonzepten.
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