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Einmal bitte schlank, jetzt sofort. Übergewicht ist keine schöne Angelegenheit, denn neben kneifenden Hosen und generellem Unwohlsein drohen auch eine Reihe an gesundheitlichen Beschwerden. Doch was, wenn man gar nicht selbst die Schuld daran trägt, sondern eine Stoffwechselstörung der Grund ist? Darum geht es im folgenden Beitrag.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie eine Stoffwechselstörung mit Übergewicht zusammenhängt
  • Welche Stoffwechselstörungen eine Gewichtszunahme begünstigen können
  • Welche weiteren Gründe es für Übergewicht gibt
  • Wie du bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung vorgehen solltest

Warum kann eine Stoffwechselstörung zu Übergewicht führen?

Der Stoffwechsel (Metabolismus) ist ein lebenswichtiger Mechanismus des Körpers. Hierbei wird die Energie aus Nahrung umgewandelt, sodass der Körper sie für all seine Prozesse entweder sofort verbrauchen oder aber für spätere Zwecke einspeichern kann. Menschen, die schnell zunehmen, vermuten oft, dass sie schlechte Gene haben und ihr Stoffwechsel „langsamer” ist als bei schlanken Personen. Dies wird nicht selten mit einer Stoffwechselstörung in Verbindung gebracht.

Eine solche Fehlfunktion des Stoffwechsels ist als Krankheit anzusehen und kann viele Gründe haben. Angefangen bei einem vererbten Enzymmangel oder Mutationen, also kleinen Fehlern im Erbgut, bis hin zu Autoimmunerkrankungen. Oft sind nur einzelne Organe wie die Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse oder Leber betroffen. Dennoch kann sich dies auf den gesamten Körper und nicht selten auch auf die Psyche auswirken. Auch ein ungesunder Lebensstil kann Stoffwechselerkrankungen auslösen. 

Die Konsequenzen einer Stoffwechselstörung können in einigen Fällen zu einer ungewollten Gewichtszunahme und damit einhergehend zur Entwicklung von Übergewicht führen. Beispielsweise ist dies der Fall bei:

Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüse ist maßgeblich an der Regulation des Stoffwechsels beteiligt. Mit ihren Hormonen sorgt sie dafür, dass wir genügend Energie haben und uns gut fühlen. Durch verschiedene Ursachen, wie zum Beispiel durch einen Jodmangel oder die Autoimmunkrankheit Hashimoto Thyreoiditis, kann es dazu kommen, dass die Schilddrüse nicht mehr genügend dieser Schilddrüsenhormone produziert. Die Folge: Der Stoffwechsel fährt herunter und eine Gewichtszunahme kann begünstigt werden.

Übergewicht durch Stoffwechselstörung, Schilddrüse

Eine Störung der Schilddrüse, z.B. durch Hashimoto Thyreoiditis, kann Übergewicht verursachen.

Nebennierenüberfunktion

Die Nebennieren sind für die Produktion von vielen Hormonen zuständig, die ebenfalls einen Einfluss auf den Stoffwechsel haben. Vor allem Cortisol (auch als Stresshormon bekannt) ist ein wichtiges Hormon, das von den Nebennieren produziert wird. Kommt es zu einer Überfunktion, so wird auch zu viel Cortisol produziert. Dieses kann für vermehrten Appetit, Wassereinlagerungen und folglich auch für eine Gewichtszunahme sorgen.

Lipödeme

Hierbei handelt es sich um eine fortschreitende Vermehrung von Fettgewebe, wobei vor allem die Regionen um Hüften und Oberschenkel betroffen sind. Doch nicht nur das Körperfett vermehrt sich. Durch brüchige Gefäße gelangt Körperflüssigkeit ins Bindegewebe, wodurch Wassereinlagerungen entstehen. Das Fettgewebe entzündet sich im weiteren Verlauf und schwillt vermehrt an, was sehr schmerzhaft sein kann.

Einnahme bestimmter Medikamente

Einige Medikamente sind dafür bekannt, den Appetit anzuregen, den Stoffwechsel herunterzufahren und Wassereinlagerungen zu begünstigen. Vor allem Psychopharmaka (Antipsychotika, Antidepressiva), Insulin (zur Behandlung von Diabetes), Kortison und Betablocker gehören dazu. Medikamente sollten keinesfalls eigenständig abgesetzt werden, falls der Verdacht besteht, dass sie für eine Gewichtszunahme verantwortlich sind. Es ist in jedem Falle ein Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker angebracht.

Allerdings sind die hier genannten Punkte in den meisten Fällen nicht der Hauptgrund für die Entwicklung von Übergewicht.

Eine unpassende Kalorienbilanz als Ursache für Übergewicht

Es ist verlockend, andere Krankheiten dafür verantwortlich zu machen, dass man stetig zunimmt. Die häufigste Ursache für Übergewicht ist jedoch ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen zugeführter und verbrauchter Energie. Das heißt: Man nimmt mehr Energie (in Form von Fett, Eiweiß, Kohlenhydraten und Alkohol) zu sich, als man verbraucht.

Hält dieser Zustand dauerhaft an, so sind eine Gewichtszunahme und schließlich auch Übergewicht die Konsequenzen. Diese wiederum können die Entstehung einer Stoffwechselstörung begünstigen.

Bin ich übergewichtig?

Um diese Frage zu klären, wird in der Regel der BMI (Body Mass Index) herangezogen. Er lässt sich durch die folgende Formel berechnen:

BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße in m²

Laut der WHO bedeutet ein BMI von mehr als 25 kg/m2 Übergewicht. Ein BMI von mehr als 30 kg/m2 wird darüber hinaus als Adipositas (Fettleibigkeit) definiert.

Adipositas unterscheidet sich von Übergewicht dahingehend, dass das Risiko für gesundheitliche Beschwerden und zahlreiche Folgeerkrankungen enorm ansteigt.

Übergewicht als Ursache von Stoffwechselstörungen

Meist beginnt alles mit einem deutlichen Zuviel an aufgenommenen im Vergleich zu den verbrannten Kalorien. In der Ernährung überwiegen dabei nicht selten einfache Kohlenhydrate wie Zucker und Weißmehl sowie minderwertige Fette aus Fastfood. Die Konsequenz: Der Körperfettanteil steigt. Doch das ist nicht alles.

Übergewicht durch Stoffwechselstörung, Frau freut sich auf zwei große Burger

Ob mit oder ohne Stoffwechselstörung: Zu viel Fast Food ist eine häufige Ursache von Übergewicht.

Gleichzeitig sorgt ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel dafür, dass vermehrt Insulin ausgeschüttet wird. Dieses hat die Aufgabe, den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Bei einer permanenten Insulin-Ausschüttung schwächt dessen Wirkung mit der Zeit ab. Die Folge: Es ist mehr Insulin nötig, um den Blutzuckergehalt zu reduzieren. Dies ist der Beginn einer sogenannten Insulinresistenz. Und diese wiederum ist eine Ursache für die Entwicklung von Stoffwechselstörungen wie Diabetes Typ 2.

Wird an dieser Situation nichts geändert, ist das Risiko hoch, dass weitere Symptome wie Bluthochdruck, Atherosklerose, Schlafanfall oder Herzinfarkt folgen.

Wie erkennt man, dass eine Stoffwechselstörung Gewichtszunahme auslöst?

Du nimmst seit einiger Zeit permanent zu und hast schon alles versucht, aber die überflüssigen Pfunde verabschieden sich nicht? Dann solltest du zunächst überprüfen, ob deine Ernährung gesund und ausgewogen ist und du nicht mehr isst, als du verbrauchst. Ist dies sichergestellt und du nimmst trotzdem weiter zu oder kannst einfach nicht abnehmen, dann ist das ein Hinweis, dass dein Übergewicht an einer Stoffwechselstörung liegen kann.

Neben Gewichtszunahme und Übergewicht gibt es weitere Hinweise und Symptome, die auf eine Erkrankung des Metabolismus hindeuten:

  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit
  • Schmerzen in Muskeln und Gelenken
  • Deutlich mehr als 8 Stunden Schlaf am Tag
  • Ständiges Frieren
  • Kalte Hände und Füße
  • Konzentrationsschwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Magenschmerzen / Bauchkrämpfe (bis mehrere Stunden nach dem Essen)

Beachte jedoch: Ob einige dieser Symptome für dich zutreffen oder nicht – eine Selbstdiagnose ist nicht möglich. Um eine Stoffwechselerkrankung zu erkennen, sollte bei einem Verdacht stets der Hausarzt aufgesucht werden. In vielen Fällen kann ein Bluttest Aufschluss geben, ob etwas nicht stimmt. Bei Bedarf leitet der Hausarzt dich an einen Endokrinologen oder Gastroenterologen weiter. Diese Fachärzte können anhand weiterführender Untersuchungen und Stoffwechsel-Tests mehr Klarheit schaffen.

Stoffwechselstörungen bei Kindern

Da einige Erkrankungen des Stoffwechsels genetisch bedingt sind, können schon Kinder davon betroffen sein. Wenn diese ebenfalls einige der oben genannten Symptome zeigen, ist Vorsicht geboten und ein Arzt sollte zur Hilfe herangezogen werden.

Nimmt ein Kind trotz einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung ungewöhnlich schnell zu oder ist bereits übergewichtig, dann ist besonders schnelles Handeln gefragt. Die Auswirkungen auf die Gesundheit im Erwachsenenalter können ansonsten fatal sein. Mehr dazu im Artikel Übergewicht bei Kindern.

Was kann man gegen Übergewicht durch eine Stoffwechselstörung tun?

Wer aufgrund einer Stoffwechselstörung Übergewicht hat, sollte mit dem Arzt abklären, welche Maßnahmen notwendig sind, um den gestörten Metabolismus zu behandeln. Ein ultimatives Heilmittel gibt es aufgrund der Individualität und Vielzahl von Stoffwechselstörungen nicht.

Wichtig zu wissen ist, dass nicht jede Stoffwechselstörung geheilt werden kann. Wenn sie beispielsweise durch Mutationen der Gene entstanden ist, gibt es keine Möglichkeit, das Erbgut zu verändern. Jedoch können die Symptome mit einer gezielten Behandlung und Therapie durch den Arzt abgeschwächt werden, sodass die Lebensqualität nicht mehr darunter leidet. Meist sind hierfür bestimmte Medikamente wichtig.

Wenn du von Übergewicht geplagt bist, ist es dennoch nie verkehrt, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Eine ausgewogene Ernährung, bestehend aus vielen frischen Lebensmitteln und gleichzeitig wenig Zucker und Fastfood ist ein wichtiger Grundpfeiler. Um das Essen richtig zu genießen und auch zu merken, wann der Körper genug hat, solltest du stets achtsam essen. Auf diese Weise verhinderst du, über den Hunger hinaus zu essen.

Vermeide es jedoch, Crash Diäten zu halten und zu hungern. Früher oder später wirst du vom Jojo-Effekt heimgesucht, weil dem Körper neben genügend Energie auch wichtige Mikronährstoffe fehlen. Eventuell können bestimmte Nahrungsergänzungsmittel beim Abnehmen helfen.

Ebenso wichtig wie die Ernährung sind reichlich Bewegung und Sport. Auch gesunder Schlaf und Stressmanagement spielen in Bezug auf Gesundheit und Fitness eine oft unterschätzte Rolle. Schlafmangel führt beispielsweise zu Heißhunger, weil das Hormonsystem dadurch aus seinem Gleichgewicht gerät.

Übergewicht durch Stoffwechselstörung, Frau macht Yoga

Mit einem gesunden Lebensstil und ausreichend Bewegung lässt sich Übergewicht bekämpfen.

Übergewicht durch Stoffwechselstörung: Alle wichtigen Fakten

Stoffwechselstörungen können eine leidige Angelegenheit sein. Zumindest, sofern sie nicht fachmännisch erkannt und behandelt werden. Die Symptome reichen von Energielosigkeit bis Gewichtszunahme und Übergewicht, woraus gesundheitliche Risiken entstehen können.

Aus diesem Grund ist es wichtig, bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung den Hausarzt aufzusuchen, welcher über den weiteren Untersuchungsverlauf bestimmt. Nicht selten übergibt dieser den Fall an Fachärzte wie Gastroenterologen oder Endokrinologen. Mittels verschiedener Tests kann dann eine optimale Therapie, meist mit einer gezielten Medikamenteneinnahme erarbeitet werden. Dadurch lassen sich die Symptome in vielen Fällen mildern.

Dennoch ist eine Gewichtszunahme oft auf eine nicht ausbalancierte Energiebilanz zurückzuführen: Wer mehr isst, als er verbraucht wird zunehmen und geschieht dies über einen zu langen Zeitraum, droht Übergewicht bis hin zu Adipositas. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Bewegung ist daher eine notwendige Maßnahme, um abzunehmen und das Gewicht dauerhaft zu kontrollieren.

Gewichtszunahme kann übrigens auch von einer Cortison-Behandlung herrühren. Wie du trotz Cortison abnehmen kannst, erfährst du hier.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Nicole Pilch  

Nicole Pilch hat einen Master of Science in Biotechnologie mit dem Schwerpunkt Medizin und war wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stoffwechselforschung. Danach arbeitete sie beim Produktforschungsunternehmen NSF International im Bereich der Lebensmittelanalytik, wo sie die Lebensmittelqualität beurteilte und für Kunden Texte erstellte und übersetzte. Als Redakteurin für Digestio befasst sie sich insbesondere mit ganzheitlichen Gesundheitskonzepten.

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