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Champignons sind sehr gesund, können bei manchen Menschen jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall führen. Oft liegt das an harmlosen Ursachen, doch auch gefährliche Gründe sind denkbar.
Durchfall nach Champignons: Woran kann es liegen?
Ein leckeres Pilzgericht tut dem Magen-Darm-Trakt nicht immer gut. Denn obwohl Speisepilze wie der Wiesenchampignon sehr gesund sind, verursachen sie womöglich Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Das kann an einer Vielzahl von Ursachen liegen:
- Unverträglichkeit: Wenn du Durchfall, Krämpfe, Bauchweh oder Blähungen bekommst, nachdem du Champignons oder andere Speisepilze gegessen hast, könnte das an einer Intoleranz des enthaltenen Disaccharids Trehalose liegen. Eine Unverträglichkeit von Pilzeiweißen ist ebenfalls möglich.
- Allergie: Im Unterschied zu einer Unverträglichkeit oder Intoleranz entsteht eine Allergie, wenn der Körper bestimmte Proteine in Pilzen fälschlicherweise als schädlich identifiziert und über das Immunsystem bekämpfen lässt. Lebensmittelallergien äußern sich häufig durch Jucken und Schwellungen im Mund, können aber auch Symptome hervorrufen wie Durchfall, Übelkeit, allergischen Schnupfen, Hautausschlag oder sogar allergischen Schock.
- Unverdauliches Chitin: Nicht nur Champignons, sondern Pilze im Allgemeinen gehören aufgrund ihres Gehalts an Chitin zu den eher schwer verdaulichen Lebensmitteln.
- Pilzvergiftung: Wenn du versehentlich Giftpilze gegessen hast, kann sich das durch eine Fülle verschiedener Symptome – etwa Übelkeit, Erbrechen oder Krämpfe – äußern.
- Unechte Pilzvergiftung: Auch verdorbene Speisepilze entwickeln gefährliche Giftstoffe, die zu ernsten Beschwerden führen können.
Woran erkennt man eine Pilzvergiftung?
Eine Pilzvergiftung kann sich durch eine unglaubliche Vielzahl unterschiedlicher Symptome äußern, die von der Art des Pilzgiftes und der verspeisten Menge abhängen. Folgende Symptome können auftreten:
Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Brechdurchfall, Magenschmerzen, Bauchschmerzen, trockener Mund, Nierenschmerzen, Hautrötungen, Kreislaufbeschwerden, Gelbsucht, Blut im Urin, Zittern, Taubheitsgefühl, Schweißausbrüche, vermehrter Tränen- und Speichelfluss, Atemnot, Sehstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelzucken, Benommenheit, Unruhe, Herzrasen, Halluzinationen, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit.
Häufig entwickeln sich die Beschwerden innerhalb von vier Stunden nach dem Verzehr. Treten die Symptome erst später auf, ist das ein Hinweis auf eine schwere Vergiftung, die womöglich die Organe schädigt und sogar lebensbedrohlich ist.
Für Laien ist es aufgrund des teilweise sehr ähnlichen Beschwerdebildes schwierig, eine Pilzvergiftung von anderen Ursachen abzugrenzen. Da sowohl echte wie auch unechte Pilzvergiftungen zu schweren Organschäden führen und sogar lebensgefährlich sein können, solltest du im Verdachtsfall sofort einen Notarzt (112) rufen und die Giftnotrufzentrale deines Bundeslandes kontaktieren.
Was tun bei Pilzvergiftung: So reagierst du richtig
Um ernste Folgen einer echten, aber auch einer unechten Pilzvergiftung zu vermeiden, solltest du wie oben beschrieben zunächst den Notruf (112) sowie den Giftnotruf wählen.
Es ist besonders wichtig, dass Ärzte oder hinzugezogene Pilzsachverständige im Krankenhaus den gegessenen Giftpilz identifizieren können. Wenn der Rettungsdienst eintrifft, gib ihm daher die Putzreste der Pilze, die Reste der Mahlzeit sowie gegebenenfalls eine Probe des Erbrochenen mit.
Bei schweren Vergiftungen sind bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes unter Umständen Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig:
- Patient in die stabile Seitenlage bringen und zudecken.
- Hilfestellung beim Erbrechen leisten, aber keinesfalls mutwillig Erbrechen herbeiführen.
- Bei Atemstillstand und Bewusstlosigkeit Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen (abwechselnd 30 Mal Herzdruckmassage und 2 Atemspenden, bis die Atmung einsetzt oder der Rettungsdienst eintrifft).
Achtung! Auf keinen Fall sollten Hausmittel oder Medikamente ausprobiert werden, da diese die Vergiftung intensivieren oder aber verdecken können.
Wie kann man Pilzvergiftungen vermeiden?
Meistens sind Unkenntnis, Verwechslung oder Unachtsamkeit beim Pilzesammeln schuld an einer Pilzvergiftung. Daher solltest du einige Vorsichtsmaßnahmen beachten, wenn du selber Pilze sammeln möchtest:
- Sammle nur Pilze, die du eindeutig bestimmen kannst.
- Lasse Pilze, die du zum ersten Mal sammelst, immer von einem Pilzsachverständigen prüfen.
- Iss selbst gesammelte Pilze erst, wenn du sie bereits mehrmals bestimmt hast.
- Auch bei wilden Pilzen auf dem Markt oder im Restaurant solltest du nachfragen, ob diese von geprüften Pilzsachverständigen kontrolliert wurden.
Diese Giftpilze sehen dem Wiesenchampignon besonders ähnlich:
- Karbol-Champignon (giftig)
- Kegelhütiger Knollenblätterpilz (tödlich giftig)
- Frühlings-Knollenblätterpilz (tödlich giftig)
Von Zuchtpilzen geht dagegen so gut wie keine Gefahr aus, was eine echte Pilzvergiftung angeht. Wohl aber kann es zu einer unechten Pilzvergiftung kommen. Im nächsten Abschnitt findest du Tipps zu Einkauf, Lagerung und Zubereitung, die dir helfen, das zu vermeiden.
Champignons essen: So vermeidest du Durchfall und andere Beschwerden
Auch wenn Pilze im Allgemeinen nicht zu den leicht verdaulichen Lebensmitteln gehören, solltest du dennoch nicht pauschal auf sie verzichten. Schließlich sind Pilze sehr gesund: Sie sind praktisch frei von Fett und sehr kalorienarm. Außerdem enthalten sie Vitamin D – ein Mangelvitamin gerade in der dunklen Jahreszeit –, Eiweiß und Ballaststoffe, die deine Darmgesundheit unterstützen.
Um deinen Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern, solltest du Pilze gut kauen und nicht zu viele essen. Zwar gehören Wiesenchampignons zu den wenigen Speisepilzen, die auch roh gegessen werden dürfen. Jedoch sind gekochte und gebratene Champignons verträglicher.
Beim Faltentintling, den pilzkundige Sammler in der Natur finden können, solltest du übrigens keinen Alkohol zum Pilzgericht trinken. Der Pilz enthält Coprin, das die alkoholabbauenden Enzyme behindert. So kann es in schlimmen Fällen sogar zu einer Alkoholvergiftung kommen. Beim Champignon besteht dieses Risiko jedoch nicht.
Tipps zu Einkauf, Lagerung und Zubereitung von Champignons
Frische Pilze sind empfindlich und verderben schnell. Die Toxine, also Giftstoffe, die sich durch den Bakterienbefall bilden, können zu einer unechten, dennoch gefährlichen Pilzvergiftung führen. Daher solltest du auf Folgendes achten:
- Beim Kauf sollten Champignons keine Flecken, dunklen Verfärbungen, Druckstellen haben.
- Am besten greifst du zu Champignons aus der Region, da ihr Transportweg kürzer ist.
- Wenn du Pilze selber sammelst, verwende einen gut belüfteten Korb, keine Plastiktüte.
- Idealerweise werden Pilze lose gekauft. Falls sie sich in einer Plastikverpackung befinden, sollte sich kein Kondenswasser gebildet haben.
- Zuhause befreist du verpackte Champignons rasch aus der Folie und bewahrst sie in einer Papiertüte im Kühlschrank auf (höchstens drei bis vier Tage).
- Achte darauf, dass die Pilze nicht gequetscht werden.
- Champignons sollten pilzig-erdig, aber niemals unangenehm riechen.
- Die Stielenden sollten hell sein.
- Verzehre Pilze möglichst rasch.
- Pilze sollten vor der Zubereitung nicht gewaschen, sondern sanft abgebürstet werden, etwa mit einer Pilzbürste.
- Ein hohler Stiel deutet darauf hin, dass ein älterer Pilz geerntet wurde. Gesundheitlich bedenklich ist das aber nicht.
- Sobald Champignons Saft absondern oder schmierige Stellen entwickeln, gehören sie in den Müll!
Pilzgerichte lassen sich übrigens bedenkenlos noch einmal aufwärmen. Dafür sollten die Reste nach der ersten Zubereitung aber nicht unnötig lange warmgehalten, sondern schnell und gut verpackt im Kühlschrank gelagert werden.
Durchfall durch Champignons: Ursachen und worauf man achten muss
Pilze sind generell eher schwer verdaulich. Es kann daher sein, dass du nach übermäßigem Verzehr – vor allem von rohen Champignons – Beschwerden entwickelst. Durchfall durch Champignons kann aber auch an Unverträglichkeiten, Allergien oder einer Pilzvergiftung liegen. Letztere äußert sich durch eine Vielzahl möglicher Symptome – beispielsweise Übelkeit, Erbrechen oder Magenschmerzen – und ist ein Fall für den Notarzt. Allerdings lässt sich eine echte Pilzvergiftung durch den Kauf von Zuchtpilzen nahezu vollständig vermeiden.
Durch falsche Lagerung und Zubereitung können Champignons jedoch Giftstoffe bilden, die zu einer unechten Pilzvergiftung führen. Achte daher darauf, nur frische Pilze zu essen, die keine braunen oder gar schmierige Stellen aufweisen.
Du leidest häufig unter Durchfall und möchtest weitere mögliche Ursachen erfahren? Hol dir dazu gerne die wichtigsten Infos rund um Durchfall oder lies unsere Artikel zu Durchfall nach dem Essen oder morgendlichem Durchfall.
Medical News Today: What is a food intolerance?
MedLexi: Champignons
Lifeline: Pilzvergiftung: Typische Symptome, Verlauf und wie handeln?
Lifeline: Studie zeigt: Pilze sind gesund und helfen beim Abnehmen
Deutsches Rotes Kreuz: Pilzvergiftungen sind besonders tückisch: So helfen Sie richtig!
Bergwelten: 4 beliebte Speisepilze und ihre gefährlichen Doppelgänger
Öko-Test: Pilze aus dem Supermarkt: Häufig verschimmelt und voller Maden
René Bergoz: Trehalose Malabsorption Causing Intolerance to Mushroomes (Gastroenterology, 1971)
María Elena Valverde, Talía Hernández-Pérez, Octavio Paredes-López: Edible Mushrooms: Improving Human Health and Promoting Quality Life (International Journal of Microbiology, 2015)
J. Reif-Breitwieser, F. Durchschein, H. F. Hammer: Prävalenz der Trehalose Malabsorption bei PatientInnen mit Blähungen und Bauchschmerzen (Zeitschrift für Gastroenterologie, 2015)
TAGS: Unverträglichkeiten
Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Silke Stadler
Silke Stadler war stellvertretende Redaktionsleiterin bei verschiedenen Gesundheitsportalen und ist ausgebildete Ernährungsberaterin. Heute ist sie als Online-Redakteurin für den Klinikkonzern MEDICLIN tätig und gehört von Beginn an zum festen Autorenteam von Digestio.
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