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Dich plagen Schmerzen im Kreuz. Doch niemand weiß so recht, woher deine Rückenbeschwerden kommen? Auf den ersten Blick scheint ein Zusammenhang mit deinem Reizdarmsyndrom abwegig. Dennoch kann der Darm auch Einfluss auf den Rücken haben. 

Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Reizdarm

Rückenschmerzen lassen wohl die wenigsten an Ihre Verdauung denken, doch tatsächlich kann auch mal dein Darm dafür verantwortlich sein. Das heißt natürlich nicht, dass Rückenweh immer gleich auf Darmprobleme schließen lässt. 

Wie entstehen Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen zählen zu den am weitverbreitetsten körperlichen Beschwerden in unseren Breitengraden. Sie treten bevorzugt nach entsprechenden Verletzungen, Überbeanspruchung, Bewegungsmangel oder auch mal aus heiterem Himmel auf. Meist spielen strapazierte Muskeln und Bänder eine Rolle. Im höheren Alter muss man an einen Verschleiß der Wirbelsäule sowie der Bandscheiben denken. 

In gewissen Fällen könnte aber auch eine Blasenentzündung für die Rückenschmerzen verantwortlich sein.

Aber Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz! 

Man kann die Beschwerden in unspezifischen und spezifischen Rückenschmerz unterteilen. Dabei finden sich bei Ersterem keine Hinweise auf eine mögliche Ursache deines Rückenschmerzes. Im Gegensatz dazu liegt bei spezifischem Rückenschmerz eine Erkrankung vor als Ursache für deine Beschwerden, das heißt, deine Schmerzen sind ein Symptom einer Krankheit. Dieser Fall ist jedoch allgemein sehr viel seltener. 

Auch zeitlich unterscheidet man bei der Diagnose Rückenschmerz, ob der Verlauf akut oder chronisch auftritt. Chronisch ist dein Rückenweh, falls es länger andauert als 3 Monate. Häufigkeit, Charakter und Auslöser deiner Schmerzen fließen ebenso mit ein. Ein letztes wichtiges Kriterium ist die Lokalisation des Schmerzes. Zieht es im oberen Rücken, also im Bereich des Nackens? Oder plagt dich wie so viele Menschen häufig der Rücken im Bereich oberhalb deines Gesäßes, also das Kreuz?

Frau streckt sich mit zufriedenem Gesicht auf ihrem Bett.

Rückenschmerzen können die Lebensfreude ganz schön einschränken.

Der nicht-spezifische, chronische Rückenschmerz ist Vorreiter, was die Häufigkeit im Alltag betrifft. Du bewegst dich nur sehr einseitig, tätigst ungewohnte schwere körperliche Arbeit oder hast wegen deines Jobs Bewegungsmangel: Deine Muskelgruppen geraten dadurch in ein Ungleichgewicht, welches sich als Rückenschmerz bemerkbar macht. Übergewicht, Rauchen, hoher Alkoholkonsum sollten gemieden werden. Stress und Überforderung, sei es in der Arbeit oder im Lebensalltag, wirken ähnlich schwerwiegend: Du kannst die erhöhte Last auf deinem Rücken nicht richtig abfangen oder kompensieren. 

Trägst du den Rückenschmerz länger als ein paar Tage mit dir herum, solltest du den Arzt deines Vertrauens kontaktieren.

Rückenschmerzen durch Reizdarm

Eine der häufigsten funktionellen Darmerkrankungen ist das Reizdarmsyndrom. Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Mechanismus des Syndroms ist immer noch nicht ganz verstanden. Zur Diagnose Reizdarmsyndrom gelangt der Arzt nur über Umwege, nämlich indem alle in Frage kommenden organischen Ursachen ausgeschlossen werden.

Man nennt dieses Vorgehen Ausschlussdiagnose: Um nach körperlichen bzw. organischen Ursachen zu forschen, wird der Patient zunächst eingehend befragt (Anamnese), der Arzt untersucht das Blut, tastet den Bauch ab, möglicherweise kommen Gastroskopie- und Koloskopie (Magenspiegelung und Darmspiegelung) zum Einsatz, bei der auch Gewebeproben im Darm entnommen werden. Gelegentlich werden auch bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) eingesetzt.

Ergeben diese Untersuchungen keine Hinweise auf eine organische Erkrankung, bleibt beim entsprechenden Beschwerdebild die Diagnose Reizdarm.

Wie äußert sich ein Reizdarm?

Individuell unterscheiden sich die Symptome des Reizdarms sehr stark. Für die entsprechende Diagnose sind sie jedoch klinisch relevant. Viele Frauen berichten über Verstopfung (Obstipation) sowie diffuse Bauchschmerzen im gesamten Magen-Darm-Trakt, Männer hingegen sind oft von Durchfällen (Diarrhoe) geplagt. Weiterhin zählen BlähungenStuhldrang und das Gefühl der unvollständigen Entleerung des Darms zu unangenehmen Symptomen. 

Ein erkranktes Verdauungssystem tritt nicht nur durch Verstopfung und Durchfall ans Tageslicht, sondern kann in manchen Fällen ebenso von Kopf- und Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Hautproblemen, Angst, Nervosität oder eben Rückenschmerzen begleitet sein. Nach Darminfekten kann ein sogenanntes postinfektiöses Reizdarmsyndrom beobachtet werden.

Typischerweise treten die Beschwerden nach dem Aufstehen und im Tagesverlauf auf, weshalb nächtliche Durchfälle, Fieber, Blut im Stuhl und Gewichtsverlust gegen die Diagnose Reizdarmsyndrom sprechen und einer weiteren Abklärung bedürfen. 

Ab wann spricht man von Reizdarm?

Wie bereits erwähnt, ergibt sich für das Syndrom kein kausaler organischer Zusammenhang. Schleichend, aber auch plötzlich können Symptome einfallen- der Beginn ist schwammig. Gleiches gilt für die Symptomfrequenz: Ob du phasenweise beschwerdefrei bist und sich die Beschwerden nur unter Stress und psychischer Anspannung verstärken, ist individuell verschieden. Je nach Typus unterscheidet man Schmerz-, Obstipation-, Diarrhoetyp.

Frau steht vor Wand und formt ein Herz vor ihrem Bauch.

Für Reizdarm gibt es unterschiedliche, individuelle Gründe.

Nach Ausschluss anderer in Frage kommender Krankheiten dienen in der Medizin drei Kriterien als Orientierungshilfe: Es handelt sich um chronische Beschwerden, die länger als drei Monate anhalten und normalerweise mit Stuhlgangveränderungen verbunden sind. Die Lebensqualität des Betroffenen ist bedeutend beeinträchtigt. Es stehen keine körperlichen Veränderungen in Bezug auf Reizdarm im Raum. 

Wieso können Rückenschmerzen und Reizdarm in Zusammenhang stehen?

Viele Reizdarmpatienten leiden aus scheinbar unerfindlichen Gründen an Rückenschmerzen. Doch so weit hergeholt ist diese Korrelation gar nicht, wenn man bedenkt, dass Darm und Rückenmuskulatur, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule, von Nerven versorgt werden, die auf der gleichen Ebene im Rückenmark ein- und austreten. Sie stehen also in engen Kontakt zueinander, was nahelegt, dass ein gestresster Darm in einer Nervenreizung deiner Muskeln resultieren kann. Rückenschmerzen treten durch den nervalen Zusammenhang gehäuft mit Darm- und Blasenstörungen auf. 

Drückt beispielsweise beim Reizdarm aufgrund von Verstopfung  die sich im Darm ansammelnde Stuhlmasse auf den Sakralnerv im unteren Rücken, kannst du dadurch Schmerzen im Lumbalbereich deines Rückens verspüren. Das Gleiche gilt für Durchfälle in Kombination mit dem Reizdarmsyndrom, die wiederum die Nerven besonders reizen und letztlich in Muskelverspannungen resultieren.

Eine weitere Verbindung zwischen Reizdarmsyndrom und Rückenschmerzen sind die Bauchschmerzen selbst. Vermutlich kennst du das: wenn du Bauchschmerzen oder gar Krämpfe hast, möchte man sich am liebsten zusammengerollt und gekrümmt hinlegen. Das Krümmen nach vorn entlastet die Bauchdecke, sodass man den Eindruck hat, der Schmerz lässt nach. Bei länger andauernden Schmerzen nehmen wir daher gern eine wenig rückenfreundliche Position ein. Fachleute sprechen dann von einer Schonhaltung. Verfällt man immer wieder in diese Schonhaltung kann auch dies zu Rückenbeschwerden führen.

Was tun bei Rückenschmerzen?

Anhaltende Rückenschmerzen sind ein Grund für den Arztbesuch. 

Leidest du unter unspezifischen Beschwerden, helfen dir zum Beispiel manuelle Therapie, Physiotherapie, Entspannungsübungen, Massage oder auch spezielle Rückenschulprogramme.

Mann bekommt eine Massage.

Massagen können gegen Rückenschmerzen helfen.

Handelt es sich allerdings um Rückenschmerz bedingt durch das Reizdarmsyndrom, solltest du in Absprache mit deinem Arzt einen Behandlungsplan aufsetzen. Denn nur durch die Therapie der Ursache für deine Schmerzen, kann die Behandlung letztendlich erfolgreich sein. 

Ein gestärkter Rücken kann dennoch vorbeugen: Bewege dich regelmäßig – die WHO empfiehlt einen Bewegungsumfang bei moderater Belastung von 150 min in der Woche. Schonendes Heben und korrektes Tragen von Gegenständen sowie eine gesunde Ernährung tun ihr Übriges.

Was tun bei Reizdarm?

Allgemein ist es am allerwichtigsten, die Betroffenen über die Harmlosigkeit des Reizdarmsyndroms aufzuklären- es korreliert nicht mit bösartigen Erkrankungen.

Wie die Symptome von Person zu Person so verschieden sein können, muss auch hier die Therapie für deinen Reizdarm individuell abgestimmt werden. 
Es gibt unterschiedliche Drehschrauben, die man zu optimieren versucht:

Vor allem beim Schmerztyp bietet sich eine Behandlung mit krampflösenden Medikamenten an, wie zum Beispiel Spasmolytika oder Muskelrelaxantien. Leidest du unter Obstipation, helfen dir womöglich Probiotika und eine ballaststoffreiche Ernährung, um die Verdauung etwas anzukurbeln. Kaffee und kohlensäurehaltige Drinks sind therapeutisch eher kontraproduktiv. Psychotherapie ist bei allen funktionellen Erkrankungen von möglicher Relevanz, vor allem bei langanhaltenden Beschwerden und Schmerz. Durch autogenes Training lernst du, das Syndrom selbst besser in den Griff zu kriegen.

Die Alternativmedizin empfiehlt bei Reizdarm Hausmittel wie Akupunktur und Hypnose, Pfefferminz- und Kümmelöl zur Abhilfe.

Das Reizdarmsyndrom ist häufig assoziiert mit Stress und Ärger, daher solltest du auf eine angemessene Entspannung und Stressreduktion im Alltag achten. Stresshormone triggern Entzündungsreaktionen, was verhindert, dass dein Darm zur Ruhe kommt. Wärme in Form von Körnerkissen etc. kann Schmerzen lindern.

Achte darauf, ob du dazu tendierst, eine Schonhaltung einzunehmen, wenn du unter Bauchbeschwerden leidest. Versuche bewusst, dem entgegenzusteuern. Je besser und rechtzeitiger du die eigentlichen Beschwerden, wie etwa Krämpfe behandelst, desto weniger wirst du vermutlich in die Schonhaltung gehen. 

Rückenschmerzen behandeln – Reizdarm erkennen

Rückenschmerzen sind auf den ersten Blick kein typisches Symptom eines erkrankten Darms. Man fragt sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Rückenschmerzen selbst können auch viele unterschiedliche Ursachen haben, die nichts mit dem Verdauungstrakt zu tun haben. Beim Reizdarmsyndrom treten jedoch häufig chronische Verstopfung und Durchfälle auf, die wiederum über die Nervenbahnen Auswirklungen v.a. auf den unteren Rücken haben können. Das Reizdarmsyndrom ist keine gefährliche Erkrankung, trotzdem kann sie Lebensqualität, Leistungs- und Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigen.

Beschwerden können über Jahre bestehen, variieren aber meist in ihrer Intensität. Die Hälfte der Patienten wird über den Zeitraum von 5 Jahren spontan oder nach entsprechender Behandlung beschwerdefrei.

 

TAGS:  Reizdarm


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team 

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