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Kürbis ist gesund und gilt generell als gut verträglich. Solltest du nach dem Verzehr trotzdem Beschwerden wie Durchfall entwickeln, könnte eine Unverträglichkeit schuld sein. Eine weitere Möglichkeit und oft unterschätzte Gefahr sind Vergiftungen durch Cucurbitacine, giftige Bitterstoffe, die in Kürbisgewächsen enthalten sein können. Ein einfacher Test entlarvt sie.
In diesem Artikel erfährst du:
- welche Ursachen Durchfall nach dem Verzehr von Kürbis haben kann,
- wie du eine Allergie beziehungsweise Unverträglichkeit erkennst,
- welche Symptome eine Kürbisvergiftung auslöst und
- wie du Gift im Kürbis durch einen einfachen Test erkennst.
Durchfall durch Kürbis-Unverträglichkeit: Wie erkenne ich die Zeichen?
Wenn du nach dem Verzehr von Kürbis unter Durchfall leidest, könnten mehrere Ursachen dafür infrage kommen. Eine Möglichkeit ist etwa, dass du an einer Allergie auf Kürbis leidest. Diese ist allerdings sehr selten – so selten, dass bisher in einer Studie erstmals ein Fall zweifelsfrei dokumentiert wurde. Weitere Ursachen können mitunter eine Unverträglichkeit oder sogar Gifte im Kürbis sein.
Hast du nach dem Essen häufig Durchfall oder andere Verdauungsprobleme, solltest du einen Arzt aufsuchen. Nur so lassen sich die Ursachen abklären und deine Beschwerden adäquat behandeln.
So äußert sich eine Kürbis-Allergie
Symptome einer Kürbis-Allergie fallen individuell unterschiedlich schwer aus und können nicht nur den Verdauungstrakt (Erbrechen, Krämpfe, Verstopfung, Durchfall) betreffen, sondern auch:
- Haut und Schleimhäute (zum Beispiel Schwellungen, Rötungen und Juckreiz)
- Atemwege (etwa Husten, Niesen, Atemnot, Kurzatmigkeit)
Andere Pflanzen aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) können ebenfalls Allergien auslösen. Dazu gehören unter anderem Gurke, Wassermelone und Zucchini. Aufgrund einer ähnlichen Proteinstruktur dieser verwandten Gewächse sind Kreuzreaktionen mit den verschiedenen Kürbissorten möglich. Wenn du also auf Kürbis allergisch bist, leidest du eventuell auch durch den Kontakt mit Gurken unter Beschwerden. Umgekehrt ist es möglich, dass du eigentlich auf Gurke allergisch bist, Kürbis aber ebenso Allergiesymptome bewirkt.
Eine Allergie entsteht – im Gegensatz zu einer Unverträglichkeit – dadurch, dass dein Körper eigentlich harmlose Substanzen (die dann als Allergene bezeichnet werden) fälschlicherweise als gefährlich einstuft und mithilfe einer Immunreaktion bekämpft. Dabei wird der körpereigene Botenstoff Histamin ausgeschüttet, der die typischen Allergiebeschwerden verursacht.
Eine Allergie unterscheidet sich von einer Unverträglichkeit (auch Intoleranz genannt) vor allem dadurch, dass sie übers Immunsystem vermittelt wird, während eine Unverträglichkeit dadurch entsteht, dass der Körper bestimmte Bestandteile in Lebensmitteln – meist aufgrund eines Enzymmangels – nicht abbauen kann und mit Verdauungsbeschwerden reagiert. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel „Unterschied zwischen Allergie und Unverträglichkeit“.
Symptome einer Kürbis-Unverträglichkeit
Eine weitere Möglichkeit, warum du nach dem Genuss von Kürbis Durchfall hast, ist eine Unverträglichkeit von Salicylsäure beziehungsweise deren Salzen, den Salicylaten. Indem sie Salicylsäure produzieren, schützen sich bestimmte Pflanzen vor Krankheiten. Diese Intoleranz tritt bei weitem nicht so häufig auf wie eine Gluten- bzw. Weizensensibilität, Laktoseunverträglichkeit oder Fruktoseintoleranz.
Dennoch kann sie bei Betroffenen hohen Leidensdruck auslösen, weil Salicylsäure nicht nur auf natürliche Weise in etlichen Lebensmitteln (etwa in Brokkoli, Gurken, Chicorée, Aprikosen, Blaubeeren und vielen anderen) vorkommt, sondern auch in zahlreichen Kosmetika und Drogerieartikeln (beispielsweise Mundwasser, Shampoo, Lotion, Zahnpasta) sowie Arzneimitteln (bekanntestes Beispiel ist ASS, das wir unter dem Handelsnamen Aspirin kennen). Betroffene können die Salicylate in Speisen nicht richtig abbauen und reagieren mit Symptomen, die mitunter denen einer Kürbisallergie ähneln und sich von Person zu Person in Ausprägung und Stärke unterscheiden können:
-
Verstopfte Nase
-
Nasennebenhöhlenentzündung
-
Asthma
-
Durchfall
-
Flatulenz
-
Bauchschmerzen
-
Ausschlag
Es ist zwar davon auszugehen, dass sich die verschiedenen Kürbissorten in ihrem Gehalt an Salicylsäure unterscheiden. Man kann jedoch nicht pauschal sagen, dass bestimmte Kürbissorten bei einer Unverträglichkeit gut vertragen werden und andere schlecht. Listen mit den Salicylsäure-Gehalten verschiedener Lebensmittel weichen teilweise stark voneinander ab – je nachdem, welche Messmethoden verwendet, welche Teile des Lebensmittels (etwa mit oder ohne Schale) gemessen und welche Sorten untersucht wurden. Außerdem decken solche Übersichtstabellen nicht die gesamte Breite der Lebensmittelsorten ab.
Bei hohem Leidensdruck durch eine Intoleranz ist es daher eventuell ratsam, auf alle Kürbissorten zu verzichten. Fallen die Symptome dagegen weniger schlimm aus, kannst du sorgsam ausprobieren, ob du bestimmte Sorten besser verträgst als andere, indem du nach dem Verzehr genau auf mögliche Beschwerden achtest.
Hierzulande gängige Sorten sind etwa:
-
Hokkaido-Kürbis
-
Muskatkürbis
-
Jack be Little
-
Butternut-Kürbis
-
Spaghettikürbis
Kürbisfleisch kannst du übrigens auch roh essen. Jedoch kann Kürbis (ob gegart oder roh spielt dabei keine Rolle) durchaus giftig sein und nicht nur zu Durchfall, sondern zu einer handfesten Lebensmittelvergiftung führen, die in seltenen Fällen sogar tödlich verläuft.
Durchfall durch giftigen Kürbis: Woran erkenne ich das?
Kürbis schmeckt nicht nur lecker und lässt sich auf vielfältige Weise verarbeiten, sondern ist zudem sehr gesund: Das Fruchtfleisch ist kalorienarm und reich an Ballaststoffen, die für unsere Darmgesundheit wichtig sind. Außerdem enthält Kürbis viel Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A, sowie Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Eisen und Calcium. Wenn du dich ansonsten eher ballaststoffarm ernährst, könntest du durch die vielen Ballaststoffe im Kürbis zunächst Probleme mit der Verdauung, etwa Blähungen, Flatulenz, Krämpfe, Verstopfung oder Durchfall, bekommen. Steigere deine Ballaststoffzufuhr daher lieber langsam und denke daran, viel zu trinken, da die Faserstoffe Wasser binden.
Gewöhnlich gilt Kürbis aber als gut verträglich und sogar hilfreich bei Durchfall. Eine Ausnahme sind natürlich giftige Kürbisse oder Kürbisspeisen: Enthält ein Kürbis (und dasselbe gilt für andere Kürbisgewächse wie Zucchini und Gurke!) Bitterstoffe namens Cucurbitacine, können bereits wenige Bissen zu einer Lebensmittelvergiftung, ernsthaften Darmschäden und in extremen Fällen sogar zum Tod führen. Daher solltest du sofort einen Arzt aufsuchen, wenn du nach dem Verzehr von Kürbis, Gurke oder Zucchini Beschwerden hast.
So äußert sich eine Kürbisvergiftung
Zu den Symptomen einer Cucurbitacin-Vergiftung gehören zum Beispiel:
-
Übelkeit
-
Erbrechen
-
Durchfall
-
Bauchschmerzen
-
Schwindel
-
In seltenen Fällen Haarausfall (meist eine bis mehrere Wochen nach dem Verzehr)
Pflanzen bilden Cucurbitacine, um sich vor Schädlingen zu schützen. Aus unserem heimischen Gemüse wurden diese Bitterstoffe längst herausgezüchtet. Allerdings können auch Speisekürbisse in Ausnahmefällen Cucurbitacine enthalten, etwa wenn sie sich mit wilden Pflanzen oder Zierkürbissen gekreuzt haben oder durch Stressreaktionen (starke Hitze, große Trockenheit) mutieren und die Bildung von Cucurbitacin reaktivieren. Von Kürbissen aus dem Supermarkt geht dabei prinzipiell weniger Gefahr aus als von Kürbissen aus dem eigenen Garten. Daher sollten vor allem Hobbygärtner vorsichtig sein.
Einfacher Test entlarvt giftige Kürbisse
Man erkennt einen giftigen Kürbis am bitteren Geschmack. Am besten probierst du vor der Zubereitung ein kleines Stück. Schmeckt es bitter, verzehre den Kürbis bitte weder roh noch gegart, sondern entsorge ihn. Da selbst wenige Bissen eine Cucurbitacin-Vergiftung nach sich ziehen können, solltest du selbst leicht bittere Kürbisspeisen sofort ausspucken. Dann brauchst du in der Regel auch keine Vergiftungserscheinungen zu befürchten.
Einen unreifen Kürbis zu verzehren, ist übrigens ebenfalls nicht ratsam. Zwar ist das nicht per se giftig, aber durchaus ungenießbar. Einen reifen Kürbis erkennst du daran, dass sein Stiel verholzt ist.
Bei den meisten Menschen funktioniert dieser Test sehr gut. Allerdings gibt es Menschen, die Bitteres beziehungweise die Geschmacksrichtung Bitter kaum oder gar nicht wahrnehmen können. In der Regel ist den Betroffenen dies bekannt. Solltest du also tatsächlich Schwierigkeiten haben, Bitter wahrzunehmen, bitte jemand anderen, den Geschmackstest für dich zu übernehmen. Mit Campari oder einem anderen bitteren Getränk wie bitterem grünen Tee kannst du deine Geschmacksnerven testen.
Woher kommt Durchfall nach dem Verzehr von Kürbissuppe?
Für eine Kürbissuppe gilt – wie für alle Kürbisspeisen oder -produkte: Schmeckt sie bitter, sofort ausspucken. Hast du keine Bitterkeit festgestellt, nach dem Verzehr von übriggebliebener Kürbissuppe aber Durchfall bekommen, könnten Keime schuld sein. Denn sobald die Suppe Raumtemperatur erreicht, bilden sich Bakterien. Am besten lässt du Suppe also nicht über mehrere Stunden ungekühlt stehen.
Durchfall von Kürbis: Sind Gifte oder Unverträglichkeit schuld?
Die Ursachen für Durchfall nach dem Verzehr von Kürbis sind vielfältig, daher solltest du bei häufigen oder länger anhaltenden Beschwerden einen Arzt zurate ziehen. Dass es sich bei deinem Durchfall um eine allergische Reaktion auf Kürbis handelt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Eventuell leidest du an einer Unverträglichkeit von Salicylsäure oder deren Salzen, den Salicylaten. Sie befinden sich in vielen Lebensmitteln, aber auch in Kosmetika oder Medikamenten. Eine solche Intoleranz äußert sich meistens im Verdauungstrakt etwa durch Flatulenz, Bauchschmerzen oder Durchfall, kann aber in der Symptomatik auch einer Allergie ähneln.
Eine weitere Möglichkeit für Durchfall durch Kürbisspeisen ist ein Gift namens Cucurbitacin, das sich in Kürbisgewächsen wie Kürbis, Gurke oder Zucchini entwickeln kann. Am besten probierst du vor der Zubereitung ein kleines Stück. Selbst einen leicht bitteren Bissen solltest du sofort ausspucken, dann brauchst du in der Regel keine Vergiftung zu befürchten. Hast du bitteren Kürbis gegessen und entwickelst Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel, solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen.
Healthfully: Allergy to Pumpkin
Elena Figueredo et al.: Allergy to pumpkin and cross-reactivity to other Cucurbitaceae fruits (Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2000)
R. Fritsch et al.: Food allergy to pumpkinseed--characterization of allergens (National Library of Medicine, 1997)
Newland & Newland LLP: Pumpkin Food Poisoning Is Rare But Serious
Business Insider: 2 women have lost their hair after getting food poisoning from pumpkins and squash
Medical Xpress: Don't eat bitter pumpkin, study warns after women lose hair
University Health Network: Eating Tips for People with Diarrhea
Healthline: Salicylate Sensitivity: Causes, Symptoms and Foods to Avoid
Samter-Trias: Salicylsäuregehalt von Lebensmitteln: Welche Listen eignen sich für eine salicylsäurearme Ernährung?
Sreepurna Malakar et al.: Naturally occurring dietary salicylates: A closer look at common Australian foods (Journal of Food Composition and Analysis, 2016)
Juckerfarm: Wann ist ein Kürbis reif?
LGL Bayern: Vermehrte Vergiftungsfälle durch bittere Zucchini
Stiftung Warentest: Giftige Bitterstoffe in Kürbis und Zucchini
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Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Silke Stadler
Silke Stadler war stellvertretende Redaktionsleiterin bei verschiedenen Gesundheitsportalen und ist ausgebildete Ernährungsberaterin. Heute ist sie als Online-Redakteurin für den Klinikkonzern MEDICLIN tätig und gehört von Beginn an zum festen Autorenteam von Digestio.
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