Unsere Inhalte sind pharmazeutisch und medizinisch geprüft.

Im Briefkasten liegt die Mieterhöhung, der Chef erwartet mal wieder Wunder, der Weihnachtsbonus wurde gestrichen und Zeit für dich hattest du schon lange nicht mehr. Dafür Zeitdruck, Sorgen und Ängste – und allein beim bloßen Gedanken an eine weitere mögliche Hiobsbotschaft wird dir speiübel? Dann leidest du wahrscheinlich unter stressbedingter Gastritis, denn Magenbeschwerden sind eines der häufigsten Symptome bei Stress und Angst.

Warum Stress zu einer Gastritis führen kann

Kopf ist Kopf und Darm ist Darm? Absolut nicht. Dass psychisches und körperliches Wohlbefinden eng miteinander verbunden sind, das bezweifelt wohl niemand mehr. Auch nicht, dass der Wirkmechanismus dieser sogenannte Darm-Hirn-Verbindung in beide Richtungen funktioniert: Ein Reizdarmsyndrom oder eine Magenschleimhautentzündung kann dabei selbst wieder zu Stress und Unausgeglichenheit führen. Ein Teufelskreis!

Stress kann aber auch ein Faktor sein, der Reizdarm oder eine Magenschleimhautentzündung auslösen kann. Wir spüren die Verbindungen unserer Darm-Hirn-Achse Verbindungen nicht nur bei Stress, wenn uns eine Nachricht „auf den Magen schlägt“ oder wir vor lauter Nervosität keinen Bissen herunter bekommen, sondern auch in schönen Momenten. Zum Beispiel, wenn wir „Schmetterlinge im Bauch haben“.

Ausdrücke wie diese sind kein Zufall, sondern Ergebnis der großen Sensibilität unseres Verdauungstrakts für unsere Emotionen. Aber auch auf andere Weise zeigt sich diese Verbindung von Körper und Geist. Viele von uns kennen es: allein der Anblick einer Person, die in eine Zitrone beißt, reicht, damit sich „unser Magen zusammenzieht“ und der bloße Gedanke an Essen reicht aus, um die Produktion von Magensäften anzuregen.

Gehirn und Verdauungstrakt sind enger miteinander verbunden, als uns im Alltag bewusst ist – und zwar über die sogenannte Darm-Hirn-Achse und das Bauchhirn. Als Bauchhirn wird ein Netzwerk von Nervenzellen der Darmwand bezeichnet, das unsere Verdauung steuert. Es ist das größte neuronale Netzwerk außerhalb unseres Gehirnes. Von hier fließen Informationen über die Darm-Hirn-Achse über Botenstoffe, Immunzellen und Nervenfasern vom Bauch zum Kopf und vom Kopf zum Bauch.

Magenschleimhautentzündung durch Stress, Person arbeitet am Computer

Termindruck und Stress können in schlimmen Fällen mitverantwortlich für eine Magenschleimhautenzündung sein.

Mentaler, emotionaler und auch körperlicher Stress greifen das Immunsystem an, welches sowohl im Zentralnervensystem, also Rückenmark und Gehirn, als auch im peripheren Nervensystem liegt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Stress die sogenannten Neurotransmitter, Neuropeptide und Neurohormone beeinflusst und so über die Darm-Hirn-Achse und das Bauchhirn an der Entstehung von Gastritis und anderen Darmerkrankungen beteiligt ist. Durchfall, Verstopfung oder schmerzliche Entzündungen sind die Folge.

Ob es sich um einen einzelnen nervenaufreibenden Moment handelt oder um chronischen Stress, die freigesetzten Stresshormone gelangen in unser Verdauungssystem. Dort beeinflussen sie den Magen-Darmtrakt von unseren Organen bis hin zur Darmflora, die man heute richtigerweise Darmmikrobiom nennt.

Der Begriff Darmmikrobiom beschreibt die Gesamtheit der Bewohner unseres Darms. Stresshormone mindern die Produktion von Antikörpern, verschieben das biochemische Gleichgewicht und aktivieren die Nerven- und Immunzellen der Darmwand. Dadurch erhöht sich der Muskeltonus, die Muskeln verkrampfen, die Selbstregulation der Verdauungstätigkeit wird gestört. Als Reaktion senden die Darmnerven Schmerzreize ans Gehirn, was wiederum zu mehr Stress führt. Ein Teufelskreis der sich ständig wiederholt. Mögliche Folgen sind unter anderem Magenkrämpfe, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Magengeschwüre und Gastritis.

Gastritis durch Stress, Pärchen liegt im Bett und schläft

Viel Schlaf und Entspannung hilft deiner Verdauung, sich zu beruhigen und sie weniger anfällig gegenüber Krankheiten zu machen.

Wer unter einer rein stressbedingten Gastritis leidet, sucht also eventuell vergebens nach physiologischen Ursachen. Dies bedeutet aber nicht, dass du dir die Symptome nur einbildest. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die unter psychisch bedingter Gastritis leiden, häufig stärker unter Schmerzen leiden, als Personen, die unter einer bakteriell oder medikamentös verursacht Magenschleimhautentzündung leiden. Denn ihr Gehirn reagiert verstärkt auf Schmerzreize aus dem Darm. Allerdings bedeutet dies auch, dass eine ausschließlich medikamentöse Ursachenbehandlung nur wenig Sinn macht, denn bei einer psychisch bedingten Gastritis liegen die Ursachen in der Psyche.

Um die Symptome zu lindern, müssen die zugrunde liegenden Emotionen und Lebensumstände immer mit berücksichtigt werden. Werden die psychischen Ursachen behandelt, heilt auch die Gastritis schnell ab. Nicht selten liegen einer Gastritis aber auch mehrere Ursachen zugrunde, so kann chronischer Stress durchaus das Immunsystem schwächen, wodurch sich schädliche Bakterien leichter im Magen-Darm-Bereich ansammeln können. Eine genaue Abklärung der Ursachen mit ärztlicher Hilfe ist daher wichtig, um alle Ursachen zu bekämpfen.

Die körperlichen Symptome einer stressbedingten Gastritis gleichen denen einer durch Bakterien oder Medikamente verursachten Gastritis, darunter Magenschmerzen, Blähbauch, Völlegefühl und Übelkeit. Bedingt durch den zugrunde liegenden Stress können jedoch weitere Symptome auftreten wie Nackenverspannungen, Traurigkeit, Nervosität, Depressionen, Hautekzeme, Haarverlust oder Schlafstörungen. Häufig ist auch bei einer stressbedingten Gastritis eine Kombination der therapeutischen Maßnahmen sinnvoll.

Denn wenn die Symptome den Stress verstärken und dadurch immer mehr Magensäure gebildet wird, müssen Schmerz und übermäßige Magensäureproduktion zunächst unterbrochen werden. Entspannungsübungen allein reichen in der Regel nicht aus, um die entzündlich veränderte Magenschleimhaut zu besänftigen.

Was gegen Stress hilft und deine Gastritis-Behandlung unterstützen kann

Auch bei einer stressbedingten Magenschleimhautentzündung ist es wichtig, auf eine leicht verdauliche, gesunde und gut bekömmliche Ernährung gegen Gastritis zu achten. Auf Rauchen und Alkohol sollte verzichtet werden und Körper und Geist ausreichend Ruhe gegönnt werden. Ein gesunder Schlafrhythmus ist dabei essenziell. Auch eine medikamentöse Behandlung mit Magensäurehemmern oder Antazida kann angebracht sein, um Symptome zu lindern. Neben der Behandlung der körperlichen Symptome, kann in schweren Fällen eine Psychotherapie hilfreich sein. Besonders wichtig ist jedoch, den Stress des Alltages zu mindern.

Nicht-leistungsorientierte körperliche Aktivitäten und Entspannungstechniken wie AtemübungenAchtsamkeitsübungen, Visualisierungsübungen und progressive Muskelentspannung nach Jakobson helfen, Körper und Geist zu entspannen und das Immunsystem zu stärken.

Auch verschiedene Hausmittel gegen Gastritis können helfen, Körper und Geist zu entspannen - also vielleicht einfach mal bei einer Tasse Grün- oder Kamillentee in der Sonne durchatmen. Besser noch, du lässt die kleine Atempause zwischendurch zur Gewohnheit werden.

Ob auf der Arbeit oder beim Sport, nimm dir einmal pro Stunde Zeit, innenzuhalten und für ein paar Minuten durch die Nase in den gesamten Bauchraum vollständig ein- und auszuatmen.

Auch Yoga kann einen lindernden Effekt auf deine Symptome haben und mentalen Stress reduzieren. Gewisse Asanas (Haltungen) wie die Vorwärtsbeugen haben eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und helfen bei emotionalem und mentalem Stress, während Drehungen die Funktion des Magen-Darm-Systems verbessern. Durch Bewegung werden außerdem Endorphine freigesetzt, die an bestimmten Rezeptoren im Gehirn ansetzen, was uns glücklich und zufrieden macht.

Gsatritis durch Stress, Frau macht Yoga im Sitzen und beugt sich zu ihrem Fuß vor

Auch Yoga kann dir helfen, deinen Stress zu reduzieren und Probleme im Magen-Darm-Trakt zu vermeiden.
Ebenfalls ist es wichtig, Pausen und Grenzen zu setzen! Wir können nicht für jeden alles tun und sind auch nicht für alles verantwortlich. Es ist wichtig, auch mal nein zu sagen, auch wenn uns unsere Erziehung und Sozialisierung dabei vielleicht schlecht fühlen lässt. Wir müssen und können nicht immer funktionieren, denn wie beim Sport machen auch im Alltag und Beruf Pausen sogar leistungsfähiger.

Gastritis durch Stress: Was tun?

Unser Gehirn und unser Magen sind über die Darm-Hirn-Achse direkt miteinander verbunden. Stress wirkt sich darum stark auf den Magen aus. Stress und Ängste zu minimieren, bedeutet Arbeit. Leider ist es meist nicht mit der Einnahme einer Pille getan, sondern mit einer langwierigen Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und den äußeren Lebensumständen. Die langfristige Einbindung von Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken wirkt sich positiv auf Psyche, Magen und alle Lebensbereich aus.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad 

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Digestio Community Team  

Unser Digestio Community Team ist ein Netzwerk aus medizinischen RedakteurInnen, die unsere Inhalte durch wissenschaftlich fundierte Recherche sowie eigene Erfahrungsberichte unterstützen.

Weiterlesen

Reizdarm und Corona: Macht uns die Pandemie Bauchschmerzen?

23.07.2021

Welchen Einfluss haben Corona und das Leben im Lockdown auf deinen Bauch? Erfahre es hier!

Folgen von Bewegungsmangel: Sitzen ist das neue Rauchen

21.02.2021

Bewegungsmangel kann schwere Folgen nach sich ziehen. Hier erfahrt ihr hilfreiche Tipps, um in Bewegung zu bleiben.

Zu wenig trinken = Gewichtszunahme: Stimmt das?

21.02.2021

Führt zu wenig trinken zur Gewichtszunahme? Wir gehen der Frage nach und geben Tipps zur regelmäßigen Wasserzufuhr.