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Wer sich bei Reizdarm auf Ursachensuche begibt, merkt schnell, dass nicht nur körperliche, sondern auch psychische Faktoren wichtig sind. Ob Reizdarm daher eine psychosomatische Erkrankung ist und wie die Behandlung aussehen kann, erfährst du bei uns:
Reizdarm: Eine psychosomatische Erkrankung?
Wenn du dich mit dem Thema Reizdarm auseinandersetzt, merkst du, dass deine Psyche eine große Rolle bei dieser Erkrankung spielt.
Hier liegt es nahe, dass sich so manch einer fragt, ob Reizdarm denn eine psychosomatische Erkrankung ist? Um diese Frage zu klären, schauen wir uns erst einmal an, was Psychosomatik eigentlich bedeutet.
Was heißt Psychosomatik?
Der Begriff Psychosomatik setzt sich aus den griechischen Wörtern Psyche und Soma zusammen. Auf Deutsch würden wir das mit Seele und Körper übersetzen.
In diesem Teilgebiet der Medizin werden Erkrankungen ganzheitlich betrachtet. Das heißt bei der Diagnose und auch bei der Suche nach den Ursachen werden sowohl Körper als auch Psyche und Emotionen untersucht.
Wenn man von einer psychosomatischen Erkrankung spricht, meint man damit Erkrankungen, deren Ursprünge in der Psyche liegen.
Kann Reizdarm eine psychosomatische Erkrankung sein?
Reizdarm ist eine funktionelle Erkrankung des Darms. Eine funktionelle Erkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass das Organ selbst, bei dem die Probleme entstehen, keinerlei Auffälligkeiten oder Veränderungen zeigt. Im Falle des Reizdarms ist der Darm als solches gesund, das heißt, die Schleimhaut weist keine Veränderungen auf, es liegen keine unnatürlichen Verengungen vor und der Darm ist auch nicht in seiner Motilität gestört.
Dennoch spüren Betroffene ihren „Reizdarm“, weil die Funktion des Darms gestört ist. Die Störung macht sich in Form von Schmerzen und Krämpfen bemerkbar, die häufig zusammen mit Verstopfungen und Durchfällen auftreten.
Die Ursachen für die funktionelle Störung des Darms sind vielfältig. Als Ursachen kommen sowohl psychische Faktoren als auch andere Gründe wie etwa die Ernährung in Frage. Da die Reizdarmbeschwerden häufig im Zusammenhang mit psychischen Belastungen wie zum Beispiel Stress auftreten, geht man davon aus, dass die Ursachen auch psychosomatischer Natur sind.
Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, der auch die psychosomatischen Ursachen berücksichtigt, ist daher sinnvoll.
Welchen Einfluss hat Stress auf Reizdarm?
Wenn du Stress hast, fährt der Körper alle Abläufe und Prozesse zurück, die für eine Flucht oder einen Kampf nicht gebraucht werden. Andererseits kann der Körper in Stresssituationen auch dazu neigen, sich allen Ballasts zu entledigen. Das heißt, es ist also sowohl möglich, dass du bei Stress plötzlich auf die Toilette musst und Durchfall bekommst oder aber dein Körper die Verdauungsprozesse einschränkt und du unter Verstopfung leidest.
Stress kann also deine Verdauung aus dem Gleichgewicht bringen.
Unser Gehirn steht in ständigem Kontakt mit unserem Darm. Zusammen bilden sie die sogenannte Bauch-Hirn-Achse. Mehr zu diesem Zusammenhang liest du im Beitrag Reizdarm: Was dir hilft, wenn Stress die Ursache ist.
Reizdarm: Welche Rolle spielt Psychosomatik bei Behandlung?
Reizdarm lässt sich nicht eigenständig diagnostizieren, denn der Diagnose liegt eine Ausschlussdiagnose zugrunde.
Im medizinischen Sinne leidest du unter einem Reizdarm, wenn deine Beschwerden länger als drei Monate anhalten und häufig auch mit einem veränderten Stuhlgang einhergehen. Außerdem sind die Beschwerden so belastend, dass du den Arzt aufsuchen musst und trotz eingehender Diagnostik ist keine andere medizinische Ursache zu finden.
Wenn du wissen willst, welche Anzeichen es gibt, dass du betroffen sein könntest, findest du hier weitere Infos: Reizdarm: Wann bin ich betroffen und was hilft mir?
Warum muss ich zum Arzt?
Wenn du die Befürchtung hast, dass du an Reizdarm leiden könntest, ist der erste Schritt, sich an deinen Hausarzt zu wenden. Dieser kann schauen, ob deine Befürchtung sich bewahrheitet, indem er zunächst auf organische Ursachen, die ebenfalls für die Symptome verantwortlich sein können, ausschließt.
Erst wenn alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen wurde und Reizdarm als Diagnose feststeht, kannst du dich gemeinsam mit deinem Arzt auf die Suche nach den Ursachen begeben.
Bei Reizdarm können viele Faktoren eine Rolle spielen, die sowohl körperlich als auch psychisch sein können.
Was kann ich gegen Stress tun?
Zu viel Stress kann sich negativ auf deine Gesundheit auswirken. Daher ist es immer empfehlenswert, herauszufinden, was dir persönlich hilft, dich zu entspannen. Speziell bei Reizdarm gibt es einige Ansätze gegen Stress, die du in Absprache mit deinem Arzt ausprobieren kannst:
• Mindfulness-based stress reduction
Die Mindfulness-based stress reduction oder MBSR bedeutet zu Deutsch achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. Unter anderem kannst du so deinen Verdauungstrakt beruhigen und zum anderen den Stress zu reduzieren. Wenn dich das interessiert, gibt dir unser Beitrag So kann dir Achtsamkeit bei Reizdarm helfen noch mehr Hintergründe.
• Yoga
Yoga kann dir das Leben mit der Darmerkrankung mithilfe von Übungen zum Entspannen erleichtern: 10 Yoga-Übungen, die gegen Reizdarm helfen.
• Guter Schlaf
Wenn du dich nachts erholen kannst, hilft dir das, den stressigen Alltag besser zu überstehen. Gerade mit Reizdarm ist das besonders wertvoll. Weitere Tipps bekommst du hier: Warum gesunder Schlaf bei Reizdarm besonders wichtig ist.
Wie soll ich mich bei Reizdarm ernähren?
Eine ausgewogene Ernährung tut deinem Darm und deiner Gesundheit gut. Gerade wenn du Beschwerden im Magen-Darm-Trakt hast kannst du versuchen, diese mit deiner Ernährung positiv zu beeinflussen.
Je nachdem wie sich dein Reizdarm zeigt, leidest du etwa an Blähungen. Hier hilft es, blähende Lebensmittel zu meiden und vermehrt auf Lebensmittel zu setzen, die keine oder nur wenig Gase während der Verdauung produzieren.
Um den Überblick zu behalten, wann welche Symptome auftreten, hilft dir ein Ernährungstagebuch. Wenn du noch mehr Tipps möchtest, findest du hier weitere Infos: Ernährung bei Reizdarm: Diese Lebensmittel kannst du essen.
Welche Hausmittel können bei Reizdarm eingesetzt werden?
Um deine Beschwerden direkt zu lindern, gibt es einige Hausmittel, die du zumeist in deiner Küche findest.
Für die Beschwerden rund um den Magen-Darm-Trakt eignen sich beispielsweise verschiedene Tees. So hilft Pfefferminze gegen Blähungen, Krämpfe und Durchfall und Fencheltee ebenfalls gegen Krämpfe.
Je nach Beschwerden findest du ein Mittel, das du ausprobieren kannst. Schau einmal hier, welche Hausmittel helfen können.
Sind auch Medikamente beim psychosomatischen Ansatz vorgesehen?
Ob und welche Medikamente gegen Reizdarm eingesetzt werden, richtet sich nach den Symptomen. Hilfe und Beratung bekommst du beim Arzt und auch in der Apotheke. Auch wenn die Ursache für deinen Reizdarm psychosomatisch sein sollte, so lassen sich Symptome auch mit Medikamenten und Hausmitteln lindern. Umgekehrt können auch Symptome, die beispielsweise aufgrund von Unverträglichkeiten entstanden sind, auch mit einem guten Stressmanagement lindern.
Psychosomatik: Warum man Reizdarm ganzheitlich sehen muss
Das Reizdarmsyndrom ist eine funktionale Erkrankung, die manchmal psychische Ursachen hat. Auch ohne psychosomatische Ursachen kann eine ganzheitliche Behandlung, die auch psychotherapeutische Anteile einbezieht, die Beschwerden lindern.
Daher ist es wichtig, bei der Behandlung einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, um körperliche wie auch psychische Ursachen zu therapieren. Eine Ursache für Reizdarm ist Stress. Daher kommt der Vermeidung von Stress oder eben dem effektiven Entspannen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Reizdarm zuteil.
Je nach deinen persönlichen Vorlieben hast du die Möglichkeit, anhand von Yoga, Achtsamkeitsübungen sowie gesundem Schlaf für genügend Entspannung zu sorgen.
Zudem ist die Ernährung ein großer Baustein, der deine Beschwerden lindern kann. Dabei hilft dir ein Ernährungstagebuch, um zu sehen, welche Lebensmittel deine individuellen Beschwerden verstärken können.
Zum Thema Ernährung gibt es bei Reizdarm einen interessanten Ansatz: die sogenannte FODMAP-Diät. Hier werden bestimmte Kohlenhydrate vermieden. Was das genau bedeutet und warum diese Diät gerade bei Reizdarm oftmals genutzt wird, erfährst du hier: FODMAP-Diät bei Reizdarm: Was kann ich essen?
Spektrum der Wissenschaft: Eine untrennbare Einheit
Neurologen und Psychiater im Netz: Psychosomatik
Larissa Hetterich & Andreas Stengel: Psychotherapeutic Interventions in Irritable Bowel Syndrome (Frontiers in Psychiatry, 2020)
Osama Jaber: The Relationship Between Irritable Bowel Syndrome , Depression , Anxiety, and Stress among a Sample of Irritable Bowel Patients - Predictive Study (Journal of Sociological Research, 2016)
TAGS: Reizdarm
Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad
Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.
Geschrieben von
Kia Korsten
Kia Korsten gehört seit Beginn zum festen Autorenteam von Digestio. Sie machte ihr Abitur an einem biotechnologischen Gymnasium und absolvierte anschließend ein Redaktionsvolontariat beim ganzheitlichen Gesundheitsmagazin "natürlich gesund und munter". Heute ist sie unter dem Namen Korsten kreativ als freie Redakteurin und PR-Beraterin selbstständig.
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