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Zwiebeln sind aus der Küche nicht wegzudenken: Sie geben nahezu jedem Gericht die nötige Würze. Leider sorgen sie bei vielen Menschen aber für Blähungen, Sodbrennen, Bauchschmerzen oder Durchfall. Wenn auch du dazu gehörst, fragst du dich sicher: Ist daran eine Allergie schuld? Oder handelt es sich eher um eine Unverträglichkeit? Oft lautet die Antwort: Weder noch.

In diesem Artikel erfährst du:

  • welche Symptome eine Zwiebel-Allergie auslöst, 

  • welche weiteren Ursachen deine Beschwerden haben können,

  • was du tun kannst, wenn du Zwiebeln schlecht verträgst und

  • mit welchen Lebensmitteln du Zwiebeln ersetzen kannst.

Warum verträgt mein Körper keine Zwiebeln?

Wenn dir Zwiebeln Probleme bereiten, bist du nicht allein! Selbst völlig gesunde Menschen leiden nach dem Genuss von Zwiebeln häufig unter Blähungen, Bauchgeräuschen, Durchfall oder übelriechenden Gasen. Daran sind Fruktane schuld, die sich nicht nur in Zwiebeln befinden, sondern in vielen weiteren Lebensmitteln wie Knoblauch, Lauch, Pistazien, Brokkoli, Artischocken, Weizen, Chicorée oder Rosenkohl.

Fruktane sind fermentierbare Mehrfachzucker, die den Dünndarm nahezu unverdaut passieren. Erst im Dickdarm werden sie von Darmbakterien durch Gärungsprozesse zersetzt. Außerdem ziehen Fruktane Wasser in den Darm. Blähungen, veränderte Darmbewegungen und Durchfall können die Folge sein.

Unser Darm ist von unzähligen Mikroorganismen besiedelt. Den zahlenmäßig größten Anteil stellen Bakterien, die einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit haben: So helfen Darmbakterien bei der Verdauung mit, stellen Mikronährstoffe selbst her und spielen eine wichtige Rolle für das Immunsystem, indem sie etwa durch ihre bloße Anwesenheit schädliche Eindringlinge in Schach halten. Damit Darmbakterien dein Wohlbefinden bestmöglich unterstützen können, brauchen sie die richtige Nahrung: Deine Darmflora, wie das Mikrobiom im Darm häufig bezeichnet wird, unterstützt du am besten mit ballaststoffreicher, ausgewogener Ernährung.

Es ist schwierig, eine Unverträglichkeit von Zwiebeln von einer völlig normalen Reaktion auf Fruktane abzugrenzen. Eine Allergie auf Zwiebeln ist dagegen sehr selten. 

Wie äußert sich eine Allergie auf Zwiebeln?

In Europa gelten Weizen, Milch, Ei, Soja, Nüsse und Meeresfrüchte als Hauptallergene in Nahrungsmitteln. Das bei einer Allergie fehlgeleitete Immunsystem identifiziert diese als schädliche Substanzen und bekämpft sie. Die Reaktionen des Körpers können leicht ausfallen, aber auch schwer. 

Viele Symptome einer Allergie äußern sich – im Gegensatz zu einer Lebensmittelintoleranz – außerhalb des Verdauungstraktes: Die Haut rötet sich, die Schleimhäute schwellen an, beides kann von Juckreiz begleitet sein. Dazu gesellt sich mitunter ein allergischer Schnupfen. In extrem schweren Fällen kommt es bei Allergikern zum anaphylaktischen Schock, der zu Bewusstlosigkeit und sogar Herz-Kreislauf-Stillstand führen kann. Diese Reaktion ist sehr selten – auch weil Betroffene meist über ihre starke Allergie Bescheid wissen und entsprechende, schnell wirksame Medikamente mit sich führen. 

Eine Allergie kann sich durch Kreuzreaktivität bemerkbar machen: Nicht nur das Allergen selbst löst Symptome aus, sondern auch der Kontakt zu Substanzen, die ähnliche Arten von Proteinen enthalten. Im Falle von Zwiebeln können das nicht nur Zwiebelgewächse wie Knoblauch, Porree oder Schnittlauch sein, sondern auch andere Pflanzen aus der Familie der Amaryllisgewächse wie Tulpen, Narzissen oder Lilien.

Zwiebel-Allergie, Nahaufnahme einer Tulpe, im Hintergrund noch mehr Tulpen

Wer an einer Zwiebel-Allergie leidet, kann auch anfällig gegenüber den verwandten Amaryllisgewächsen wie Tulpen oder Narzissen sein.

Was unterscheidet eine Allergie von einer Unverträglichkeit?

Während eine Allergie immunologisch vermittelt wird – das Immunsystem identifiziert an sich harmlose Substanzen als gefährlich und bekämpft sie – , hat der Körper bei einer Unverträglichkeit oder Intoleranz Probleme, Lebensmittel zu verarbeiten. Meist fehlen dem Körper dann Enzyme, um bestimmte Inhaltsstoffe aufspalten können.

Zu den häufigsten Intoleranzen gehören die Unverträglichkeit von Laktose, Fruktose, Sorbit oder eine erhöhte Gluten- beziehungsweise Weizensensibilität. Wie wir gesehen haben, werden auch die in der Zwiebel enthaltenen Fruktane häufig schlecht vertragen.

Einige typische Symptome einer Lebensmittelunverträglichkeit sind:

  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Bauchgeräusche
  • Blähungen
  • Krämpfe
  • Flatulenz
  • Sodbrennen
  • Übelkeit
  • Bauchdrücken
  • Völlegefühl

Ausführliche Informationen zur Unterscheidung einer Allergie von einer Unverträglichkeit haben wir für dich zusammengefasst.

Auch im Falle einer Allergie kann es zu den oben genannten Symptomen kommen. Zur Abklärung der Ursachen für deine Beschwerden solltest du daher immer ein Arzt zurate ziehen

Wie kann ich mich auf eine Unverträglichkeit oder Allergie testen lassen?

Wenn du regelmäßig unter Allergiesymptomen oder Verdauungsbeschwerden leidest, solltest du diese zunächst mit einem Arzt besprechen. Bei einem Facharzt für Allergologie – das kann etwa ein Hautarzt, HNO-Arzt oder Internist mit entsprechender Weiterbildung sein – kannst du dich auf Allergien testen lassen. 

Zunächst wird dich der Arzt zu deinen Symptomen, deiner Ernährung und deinem Lebensstil befragen und dich körperlich untersuchen. Eine Allergie lässt sich häufig mithilfe eines Hauttests (Prick-Test) oder Bluttests (IgE-Test) feststellen. Beim Hauttest ritzt der Arzt die Haut am Unterarm an und träufelt eine allergenhaltige Lösung darauf. Kommt es zu einer Reaktion, deutet das auf eine Allergie hin. Beim Bluttest wird der Wert des Antikörpers Immunglobulin E im Blut gemessen. Ein erhöhter IgE-Spiegel kann auf eine Allergie hinweisen, kommt jedoch auch als Immunantwort auf Parasiten vor.

Um Unverträglichkeiten zu erkennen, wird dir der Mediziner unter Umständen eine Eliminationsdiät vorschlagen, bei der du bestimmte Lebensmittel eine Zeit lang vom Speiseplan streichst und beobachtest, wie sich das auf deine Beschwerden auswirkt. Solltest du bereits einige Tage bis Wochen ein Ernährungstagebuch geführt haben, bring es zu deinem Termin mit.

Unverträglichkeit von Zwiebeln, Frau liegt auf Sofa und hat ein Ernährungstagebuch vor sich

Ein Ernährungstagebuch kann dir dabei helfen, Allergien und Unverträglichkeiten ausfindig zu machen.

Was kann ich bei einer Zwiebel-Unverträglichkeit tun?

Bei einer Zwiebelallergie ist es sinnvoll, auf Zwiebeln zu verzichten und auch den Kontakt zu anderen Pflanzen aus der Familie der Amaryllisgewächse zu meiden, sofern diese Beschwerden auslösen (Kreuzreaktivität, siehe oben). Sollte das einmal nicht klappen und du allergische Symptome entwickeln, helfen sogenannte Antiallergika (zum Beispiel Antihistaminika). Sie lindern allergischen Schnupfen, Hautschwellungen und -rötungen sowie Juckreiz. Bei einer anaphylaktischen Reaktion ist dagegen Epinephrin das Mittel der Wahl. 

Je nach Leidensdruck ist es womöglich auch bei einer Unverträglichkeit ratsam, Zwiebeln vom Speiseplan zu streichen. Wenn du doch einmal zu viele Zwiebeln gegessen hast, kannst du versuchen, dir mit Hausmitteln gegen Bauchschmerzen und Krämpfe oder Hausmitteln gegen Übelkeit Linderung zu verschaffen.

Oftmals enthalten traditionelle Rezepte, in denen viele Zwiebeln oder andere blähende Zutaten Verwendung finden, bestimmte Gewürze. Einige dieser Gewürze sollen nicht nur den Geschmack, sondern auch die Bekömmlichkeit verbessern. So gilt Kümmel als Mittel gegen Blähungen. Kein Wunder also, dass der klassische Zwiebelkuchen oft damit gewürzt wird. Allerdings ist der Effekt der Gewürze in der Regel begrenzt.

Welche Alternativen gibt es?

Wer frische Zwiebeln nicht verträgt, kann es mit der verarbeiteten Variante versuchen: 

  • gekocht
  • eingelegt (etwa in Essig oder Öl)

Dadurch werden Zwiebeln häufig leichter verdaulich. Es ist auch einen Versuch wert, verschiedene Zwiebelsorten auszuprobieren. So weisen rote Zwiebeln oft eine mildere Schärfe auf als die normale Speisezwiebel.

Möchtest du Zwiebeln dagegen komplett ersetzen, schau dich am besten bei den nächsten Verwandten der Zwiebel um: Schalotten, aber auch Porree, Knoblauch oder Bärlauch geben deinen Gerichten mitunter die nötige Würze. Doch Vorsicht, auch diese Lebensmittel sorgen bei einer Zwiebelallergie oder -unverträglichkeit häufig für Probleme! Sollte das bei dir der Fall sein, setze auf folgende Alternativen:

  • Asant: Das in Deutschland noch wenig bekannte Gewürz ist eine ideale Alternative für alle, die Knoblauch und Zwiebeln nicht vertragen. Wegen seines starken Geruchs wird Asant auch Teufelsdreck genannt. Beim Kochen entfaltet er dann ein angenehmes Knoblauch- und Zwiebelaroma. 
  • Fenchel: In gekochtem Zustand schmeckt die Knolle leicht nach Zwiebel. Fenchel gibt es auch getrocknet, dann lässt er sich noch bequemer verarbeiten. 
  • Sellerie sorgt für einen angenehmen Biss, etwa im Thunfisch-Salat. Auch gekocht kann Sellerie ein guter Zwiebelersatz sein, zum Beispiel in Suppen.
  • Rettich: In kalten Gerichten sorgt Rettich für die nötige Schärfe.
Alternativ zu Zwiebeln, Fenchel, angerichtet auf einer Platte

Fenchel ist eine gute Alternative, falls dein Körper keine Zwiebeln verträgt.

Hilft eine Diät bei Intoleranzen?

Wenn du häufig Verdauungsbeschwerden wie Bauchdrücken, Übelkeit, Krämpfe, Durchfall oder Blähungen nach dem Essen hast, könnte dir die FODMAP-Diät helfen. FODMAPs, zu denen auch die Fruktane in der Zwiebel gehören, sind vergärbare Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker sowie Zuckeralkohole, die zunächst einmal als sehr gesund gelten: Es handelt sich dabei um lösliche Ballaststoffe, die unsere wertvollen Darmbakterien gerne verwerten. 

Leider können sie – etwa bei Reizdarm – auch Probleme verursachen. Eine schrittweise Umstellung auf eine FODMAP-arme Ernährung hilft Betroffenen möglicherweise dabei, Blähungen und Übelkeit bei Reizdarm in den Griff zu bekommen. Weil sich FODMAPs in etlichen gesunden Lebensmitteln befinden und eine intakte Darmflora unterstützen, solltest du dich nicht leichtfertig zu einer FODMAP-Diät entschließen. Dazu solltest du wissen, wann eine FODMAP-Diät sinnvoll ist und was du dabei beachten solltest. 

Das Reizdarmsyndrom, das oft schlicht als Reizdarm bezeichnet wird, ist weit verbreitet: 12 Millionen Menschen sind in Deutschland schätzungsweise betroffen! Auf die Schliche kommt man dieser Erkrankung des Verdauungstraktes nur durch das Ausschlussprinzip, da die Symptome – etwa Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, aber auch Kopf- oder Rückenschmerzen – unspezifisch sind und oft in Verbindung mit anderen Krankheiten stehen. Wir zeigen dir, wie du deine Reizdarm-Beschwerden lindern kannst.

Was tun bei Zwiebel-Unverträglichkeit?

Zwiebeln lösen bei vielen Menschen Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall oder Übelkeit aus. Eine Allergie, die sich häufig durch Kontakt nicht nur mit Zwiebeln, sondern auch mit verwandten Pflanzen wie Lilien oder Tulpen äußert, steckt in den meisten Fällen nicht dahinter.

Wahrscheinlicher ist, dass du an einer Unverträglichkeit oder einer ganz normalen Reaktion auf die eher schwer verdaulichen Zwiebeln leidest. In der Zwiebel sind nämlich Fruktane (vergärbare Mehrfachzucker) enthalten, die auch bei völlig gesunden Menschen zu Durchfall, Blähungen und übelriechenden Gasen führen können.

Wenn du auf Zwiebeln verzichten musst oder möchtest, gibt es einige Alternativen: Fenchel, Sellerie, Rettich und vor allem Asant können ein guter Ersatz sein. Eine strenge Diät – etwa die FODMAP-Diät –, bei der viele gesunde Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden, ist dagegen nicht pauschal zu empfehlen. 

Wenn du unter einer andere Unverträglichkeit leidest, kannst du dich bei uns natürlich auch zu Kartoffel-Unverträglichkeit und Co. informieren.


Medizinisch geprüft durch
Dr. rer. nat. Dinah Murad

Dr. Dinah Murad fungiert als unabhängige medizinische Beraterin an der Schnittstelle von Wissenschaft und Marketing. Darmgesundheit ist für sie ein unterschätztes, aber überaus wichtiges Thema. Sie verantwortet die medizinische Prüfung aller Inhalte für unsere Leser.

Geschrieben von
Silke Stadler 

Silke Stadler war stellvertretende Redaktionsleiterin bei verschiedenen Gesundheitsportalen und ist ausgebildete Ernährungsberaterin. Heute ist sie als Online-Redakteurin für den Klinikkonzern MEDICLIN tätig und gehört von Beginn an zum festen Autorenteam von Digestio. 

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